PR 2622 – Die Rebellen von Escalian
kam es, dass nur wenige Syr nach dem Vorfall vor dem Yukk-Anwesen eine Transmitterverbindung zur Geheimstation geschaltet werden konnte und die Yukks fast zeitgleich mit Blitzer«, sie deutete auf den Androiden, »und den anderen dort eintrafen.
Wie wir befürchtet hatten, schlug allerdings auch die Sondereinheit unter dem Befehl von Gardeleutnant Truyen Conscure zu. Kelral und Retin starben, als sie sich beim Angriff auf das Anwesen verteidigten. Meine Großmutter wurde schwer verletzt. Aber allen anderen gelang es, per Transmitter zur SHEYAR zu fliehen. Ich befahl einen Alarmstart, und mein Schiff verschwand zwischen den Sternen, ehe die Verfolger die Spur aufnehmen konnten und ...«
»Die Herzogin ist verwundet?«, fragte Saedelaere. »Schwer?«
Carmydeas Gesicht verdüsterte sich, soweit Saedelaere es trotz ihrer Maske erkennen konnte. »Ja. Sie wird noch eine ganze Weile im Regenerationstank verbringen müssen.«
In Saedelaere blitzte die Erinnerung auf, wie schnell der verletzte Pridon wieder auf die Beine gekommen war. Demzufolge mussten die Verletzungen der Herzogin ziemlich schwerwiegend sein.
»Jedenfalls waren wir zuerst einmal gerettet und in Sicherheit«, nahm Eroin Blitzer den Faden wieder auf. »Ich habe übrigens deinen SERUN mitgenommen, den du in der Geheimstation deponiert hast, Alraska. Selbstverständlich setzte ich mich dafür ein, dir zu helfen und dich zu befreien, und auch Pridon sprach sich dafür aus. Zu meinem Erstaunen war es aber gerade die Kommandantin der SHEYAR, die vorbehaltlos zustimmte.« Er deutete wieder auf Carmydea Yukk.
»Es dauerte eine Weile, bis es uns gelang, deine Spur aufzunehmen«, sagte die Frau mit der silbernen Haarmähne. »Wir fanden heraus, dass man dich auf die Isolationswelt Crepoin im Ugra-System gebracht hatte, 17.424 Lichtjahre von Klion entfernt. Auf dem Flug dorthin planten wir deine Rettung. Nun ja, ganz so einfach, wie sich das anhört, war es natürlich nicht.«
Nachdenklich musterte Saedelaere den Zwergandroiden. Trotz der Probleme mit seinem Gedächtnis war ihm eins bewusst: Im Reich der Harmonie war die Fremdenfeindlichkeit sprichwörtlich. Mochten Verstand und Logik auch noch so sehr etwas anderes sagen, das durch die unsichtbaren Harmoniebewahrer erzeugte Misstrauen allem Fremden gegenüber ließ sich nicht einfach so zur Seite fegen. Die unsichtbare Kennzeichnung der Escalianer sollte wohl der Förderung des Gemeinwohls dienen und war als positiv anzusehen, doch jeder Kontakt mit Fremden wurde grundsätzlich erschwert, um nicht zu sagen unmöglich gemacht. Etwas Ähnliches war den Terranern einmal mit der Endlosen Armada Ordobans passiert – dort waren alle Angehörigen des Heerwurms mittels sichtbarer Armadaflammen gekennzeichnet worden. Damals ... als er noch das ursprüngliche Cappinfragment getragen und verloren hatte ... als ...
Er schüttelte den Kopf. Nein, die Vergangenheit ließ sich nicht mehr zurückholen, und er wollte das auch gar nicht. Das Reich der Harmonie war etwas völlig anderes als die Endlose Armada.
Saedelaere konnte es drehen und wenden, wie er wollte, Blitzers Geschichte gefiel ihm nicht. Dass sich die Familie mit Leib und Leben für die wieder aufgetauchte Herzogin einsetzte, konnte er durchaus verstehen. Carmydea Yukks Einsatz für ihn, den Fremden, hingegen rief in ihm Misstrauen hervor.
Als hätte sie Saedelaeres Gedanken erraten, lachte Carmydea Yukk auf, wenngleich keineswegs fröhlich. »Trotz deiner Maske erkenne ich, dass du Zweifel hegst. Ich hoffe, ich werde sie zerstreuen können ...
Das Verschwinden der Herzogin und ihres Palastschiffs beruht ja keineswegs auf Verrat, wie wir inzwischen wissen. Dennoch wurden für unsere Familie die Grundwerte der Harmonie in anderer Hinsicht schwer erschüttert.
Meine Mutter hat den plötzlichen Verlust ihrer Mutter, meiner Großmutter Rhizinza, nie verwunden. Umso schwerer war dann der Schlag, der lange nach der Geburt ihrer Kinder folgte. Während mein Zwillingsbruder Craton den Escaran von TANEDRAR erhielt, hat bei mir die mit der Geburt vollzogene Harmonisierung – die Zuordnung des Begleiters – nicht funktioniert!«
Saedelaere hielt den Atem an.
»Nun ja«, fuhr Carmydea leise fort, »Cratons Geburt erfolgte noch in der Euphorie einer Ankunft, meine dagegen kurz darauf bereits im Leid des Aufbruchs.«
Etwas Ähnliches hatte Pridon einmal zu ihm gesagt, fiel Saedelaere ein. Nach der Ankunft folgt der Aufbruch. Und der wird schrecklich wie jedes Mal ...
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