PR 2623 – Die zweite Anomalie
Kosmokraten, und das machte weitere Fragen eigentlich überflüssig.
Er atmete tief durch. Nun musste er eine Entscheidung treffen. Konnte er dem kleinen Androiden vertrauen?
Eigentlich nicht. Vielleicht hatte Blitzer ihn nur in die Anomalie begleitet, weil er ihn im Auftrag der Kosmokraten überwachen sollte.
Wie ist das noch gleich mit der Paranoia?, fragte sich Saedelaere und beschloss, Blitzer trotzdem reinen Wein einzuschenken. Blieb er ganz allein, stand er auf verlorenem Posten. »Ich brauche deine Hilfe. Die Peaner haben gut gearbeitet, ich kann wieder klar denken. Aber ich brauche nun dringend Informationen, um alles unter einen Hut zu bekommen.«
»Mir schwant, was du vorhast, und es gefällt mir nicht besonders.«
»Dein Tarngerät ... kannst du uns damit unbemerkt zu einem Terminal der SHEYAR bringen, das uns Zugriff auf den Bordrechner ermöglicht?«
Eroin Blitzer schwieg.
»Und hast du die relevanten Kodes geknackt? Bekommst du Zugriff auf den Rechner?«
»Carmydea Yukk und ich haben ein gewisses Vertrauensverhältnis aufgebaut«, sagte Blitzer schließlich. »Mir widerstrebt es, diese gute Beziehung aufs Spiel zu setzen.«
»Man hat mich manipuliert.« Zumindest wusste er nun, wer ihn beeinflusst hatte, auch wenn er nicht an die Verantwortlichen herankam, nur an einen ihrer Handlanger. »Ich habe mich bislang treiben lassen, bin nicht aktiv geworden. Das muss sich nun ändern. Ich habe keine Zeit oder Gelegenheit – oder auch nur Willenskraft – gehabt, allgemeine Informationen zum Reich der Harmonie in Erfahrung zu bringen. Das muss sich nun ändern. Ich muss unbedingt herausfinden: Wie sehen die Herrschafts- und Befehlsstrukturen aus? Wo sind die oberen Instanzen angesiedelt? An wen kann ich mich wenden, der tatsächlich etwas zu sagen hat?«
Blitzer dachte kurz nach. »Meine Loyalität gilt nicht Carmydea Yukk, sondern dir«, sagte er dann.
»Dann sollten wir uns jetzt zum nächsten geeigneten Terminal begeben.«
*
Diesmal stand nicht Parrac Yan an der Tür, sondern ein ihm unterstellter Dyonad von der Sicherheitsabteilung. Offensichtlich war der Sicherheitschef vor Kurzem abgezogen worden. Wahrscheinlich hatte er ganz einfach Wichtigeres zu tun, als sich um einen »Gast« zu kümmern, der sich bislang durchweg als kooperativ erwiesen hatte. Der blauhäutige Humanoide musterte den kleinen Androiden wortlos und nickte ihm dann zu.
Alaska Saedelaere fühlte sich unbehaglich. Blitzer hatte das Tarngerät so justiert, dass es nur ihn, den Terraner, unsichtbar machte; er hatte keinen Einfluss darauf. Mit der Technologie an sich war Saedelaere durchaus vertraut, er hatte sich schon oft im Schutz eines Deflektorfelds bewegt. Aber er wusste nicht, welche zusätzlichen Überwachungen Carmydea Yukk angeordnet hatte. In seiner Kabine täuschte ein Gerät aus Blitzers Fundus seine Anwesenheit vor, aber waren auf den Gängen der SHEYAR vielleicht Individualtaster installiert, die eine Person wahrnahmen, auch wenn sie rein optisch unsichtbar war?
Nachdem sie ein paar Minuten gegangen waren, wurde Saedelaere klar, dass er sich unnötig Sorgen machte. Ein Tarngerät, das normalerweise wichtige Helfer der Kosmokraten benutzten, würde auch mit solchen Unwägbarkeiten fertig werden.
Der kleine Androide hob die Hand. »Diese Position ist für unsere Zwecke geeignet.« Er justierte das Gerät und dehnte das Deflektorfeld aus, sodass es auch ihn schützte. »Wir müssen dicht beieinanderbleiben.«
Kurz darauf erreichten sie ein Terminal, das der Androide für geeignet hielt. Zweimal begegneten sie dabei Besatzungsmitgliedern der SHEYAR, die jedoch nicht die geringste Notiz von ihnen nahmen. Saedelaere und Blitzer mussten ihnen lediglich ausweichen.
Der Zwergandroide schloss ein weiteres Gerät an das Terminal an, und ein Bedienfeld leuchtete auf. »Wir könnten die Anweisungen auch akustisch eingeben, aber um eine Entdeckung zu vermeiden, wäre der Aufwand größer.«
»Sehr gut.«
»Ich kopiere sämtliche relevanten Daten, die dich interessieren, auf eine Speichereinheit. Sie stehen dir dann auch später zur Verfügung.«
»Warum hast du das nicht schon längst getan und mir die Daten einfach zur Verfügung gestellt?«
»Weil du nicht imstande warst, diese Daten zu verstehen und richtig einzuordnen. Und ich habe dir auch keine Daten über die Reise der LEUCHTKRAFT, die du vergessen hattest, zurückgegeben, weil du nicht in der Lage gewesen wärest, sie korrekt zu verknüpfen.«
Der
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