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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Terraner griff sich an den Kopf. Er gestand sich ein, dass er zu verwirrt gewesen war, um Blitzer zu fragen. »Also schön. Deine Loyalität ist nicht gefährdet. Ich will Carmydea Yukk nicht schaden. Ich möchte nur wichtige Informationen einholen, die die Rebellenführerin mir bislang nicht zur Verfügung gestellt hat. Ich werde auch weiterhin kooperieren, ihr helfen, wo ich nur kann.«
    »Es ist in Ordnung. Welche Daten benötigst du?«
    »Zuerst einmal Informationen über die Herrschaftsstrukturen des Reichs der Harmonie.«
    Blitzer holte ein kleines, würfelförmiges Gerät aus einer der Taschen seiner Kombination und nahm Schaltungen vor.
    »Wieso haben sie dir diese Spielzeuge nicht abgenommen?«, fragte Saedelaere. »Sie haben dich doch bestimmt durchsucht, als du die SHEYAR betreten hast.«
    »Glaubst du wirklich, sie könnten Werkzeuge der Kosmokraten finden, wenn ich das nicht will?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Überspiel jetzt die Daten.« Saedelaere rief immer wieder Informationen auf, die als Datenholos präsentiert wurden, während der Androide das Kopieren in Angriff nahm.
    Im Reich der Harmonie war die Verwaltung dezentralisiert. Es gab keinen Zentralplaneten. Die Regierungen und Verwaltungen flogen permanent mit Palastschiffen durch das All. Die meisten davon waren riesig und um ein Vielfaches größer als jener winzige Randsektorpalast von Carmydea Yukks Großmutter Rhizinza. Oder auch der des amtierenden Herzogs Corodo Zikk.
    Alaska fragte sich, ob diese Dezentralisierung etwas mit den besonderen Umständen der Superintelligenz TANEDRAR zu tun hatte. Andererseits fiel ihm ein historisches Beispiel ein. Auch im frühen Reich der Deutschen waren die Könige und Kaiser von Ort zu Ort gereist, eine starke Zentralmacht hatte sich nie ausgebildet, im Gegensatz zum benachbarten Westfränkischen Reich.
    Insgesamt gab es in Escalian 4096 Verwaltungs- und Regierungssektoren mit jeweils einer Herzogin oder einem Herzog an der Spitze, deren Auswahl die Superintelligenz TANEDRAR traf. Aber sie stand über die Escaran, die immateriellen Begleiter, ohnehin mit allen Individuen in Verbindung – jedenfalls mit jenen, die Harmonische waren.
    In dem von ihnen gebildeten »Rat der Herzöge« – die gewissermaßen Legislative, Exekutive und Judikative in einem darstellte – nahmen 256 Herzöge insofern eine privilegierte Stellung ein, indem sie gleichzeitig auch den Titel Harmonieverkünder oder Escavabira trugen, was für eine noch engere Verbindung mit TANEDRAR stand.
    Das alles rief bei Saedelaere ein mehr als nur unbehagliches Frösteln hervor. Von freien und geheimen Wahlen, von Demokratie, Gewaltenteilung und dergleichen war in Escalian nichts zu erkennen, alles lief letztlich auf TANEDRAR hinaus, beginnend bei der Harmonisierung von Geburt an und bis hin zu Regierung, Verwaltung und Justiz.
    Oberster Harmonieverkünder wiederum waren der König oder die Königin. Ihm oder ihr stand beratend ein Kanzler zur Seite, der auch mit der praktischen Umsetzung sämtlicher Beschlüsse beauftragt war. Beide waren natürlich ebenfalls von TANEDRARS Gnaden initiiert ...
    Amtierender Kanzler war zurzeit der aus dem Volk der Lirbal stammende Melwai Vedikk, als König fungierte Rombina Lurikor. Als Vertreter außerhalb der Herrschaftsstrukturen weltlicher Macht kam noch der Höchste Harmoniewächter hinzu, der Escahagabor, derzeit ein Kandran namens Urey Tarela.
    Alaska wurde schnell klar, dass es bei solchen Herrschaftsstrukturen fast unmöglich sein würde, auf offiziellem Weg etwas zu erreichen. Man würde ihn gar nicht erst zu den wirklichen Machthabern vorlassen. Da überdies über allem die Harmonisierung stand, hatte er als Fremder ohne das Tarngerät ohnehin keine Chance. Selbst als »Pseudo-Harmonischer«, der die Anwesenheit eines Escaran vorgaukelte und jederzeit mit einer Entdeckung rechnen musste, würde es nicht einfacher werden.
    »Daten gespeichert«, sagte Eroin Blitzer. »Das nächste Stichwort?«
    Saedelaere überlegte kurz. »Sholoubwa.«
    Zu diesem Begriff lagen bei Weitem nicht so viele Daten vor. Alaska erfuhr nur, dass es sich dabei um einen mit organischen Komponenten ausgestatteten spinnenbeinigen Robotertyp handelte, der vor sieben Urd jeder Herzogin und jedem Herzog als »technischer Berater« zur Seite gestellt worden war.
    Alaska Saedelaere erinnerte sich, dass er sich auch bei Carmydea Yukk nach dem Konstrukteur erkundigt hatte. Sie hatte abgestritten, von ihm gehört zu haben. Entweder

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