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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Saedelaere stellte sich der unangenehme – und hoffentlich absurde! – Verdacht ein, dass die rätselhafte Substanz ihnen bewusst den eingeschlagenen Weg versperren wollte.
    »Wir schlagen einen Bogen!«, schlug die Rebellenführerin vor.
    »Das halte ich für sinnlos«, sagte Eroin Blitzer. »Was die Substanz hier vollbringen kann, bringt sie auch an jedem anderen Ort zustande.«
    Carmydea Yukk legte die Hand auf den Griff ihres Kombistrahlers. »Dann schießen wir uns den Weg eben frei.«
    Saedelaere drückte mit der Hand gegen den neu entstandenen Wall. Nun war die Substanz so hart und undurchdringlich, wie die Ortungswerte es ihnen hatten weismachen wollen. »Wir sollten auf Gewaltanwendung verzichten. Wir wissen nicht, womit wir es zu tun haben. Ich möchte keine unerwartete Reaktion provozieren.«
    »Also gehen wir in die andere Richtung?« Die Rebellenführerin setzte sich in Bewegung. Doch schon nach wenigen Schritten strömte die Substanz vor ihr zusammen und baute sich zu einem genauso hohen Wall auf, und zu ihrer Rechten und Linken entstanden aus Blasen schlagender Materie zwei kleinere Erhebungen.
    »Sollen wir sie überfliegen?«, schlug Carmydea vor.
    »Nein«, widersprach Saedelaere. »Ich sehe einen gewissen Sinn hinter diesen Aktionen. Hätte diese Substanz uns unter sich begraben und zerquetschen wollen, wäre ihr das problemlos möglich gewesen.«
    »Du meinst ... sie will uns in eine bestimmte Richtung führen?«
    Saedelaere nickte.
    »Und wohin?«
    »Das finden wir heraus, wenn wir den Weg einschlagen, den die Substanz uns offen lässt.«
    Carmydea Yukk zögerte kurz, nickte dann und ging los. Saedelaere folgte ihr.
    Ihre Helmscheinwerfer erhellten das Terrain nur ungenügend. Schatten krochen in ihre Richtung, geworfen von den Bewegungen der Substanz. Die Oberflächenstruktur veränderte sich unablässig, erzeugte kleine Aufwerfungen, dann wieder tiefe Furchen.
    »Wir sollten versuchen, zur RHYLINE zurückzukehren«, warnte Parrac Yan schließlich. »Wir dürfen uns nicht einfach zur Schlachtbank führen lassen!«
    Saedelaere konnte die pragmatische Denkweise des Sicherheitschefs nachvollziehen, aber seine Erfahrung ließ ihn einen Schritt weiterdenken. »Ich befürchte, das wird nicht so einfach möglich sein«, sagte er und aktivierte die Antigravfunktion des SERUNS.
    Er stieg einen Meter in die Höhe, zwei – und sackte wieder herab. Unsanft setzte er auf, doch die nun wieder weiche Materie federte den Sturz ab. »Energieschwankungen«, teilte die SERUN-Positronik mit. »Mehrere Systeme sind ausgefallen. Ich aktiviere die Subroutinen zur Fehlerbeseitigung.«
    »Euch wird es nicht anders ergehen«, sagte Saedelaere. »Versucht es erst gar nicht, es ist zu gefährlich.«
    Er fragte sich, was für ein Objekt sie hier entdeckt hatten. Ein Lebewesen, das die Energie von Raumanzügen beeinflussen konnte?
    Saedelaere schätzte, dass sie etwa einen Kilometer zurückgelegt hatten, als die Substanz vor ihnen zurückfloss und sich ein Tunnel öffnete, der ins Innere des Gebildes führte.
     
    *
     
    Alaska Saedelaere leuchtete mit dem Scheinwerfer in die Öffnung. Sie war so klein, dass sie sich höchstens nacheinander hineinzwängen konnten.
    Unter ihm herrschte diffuses Halbdunkel. Von irgendwoher schien Licht zu kommen, aber er konnte dessen Ursprung nicht erkennen.
    »Genau hierher sollten wir geführt werden«, stellte Parrac Yan fest. »Zur Schlachtbank!«
    »Steigen wir hinab«, sagte Carmydea Yukk. Aus ihrer Stimme war viel von ihrer vorherigen Entschlossenheit gewichen.
    Was bleibt uns auch anderes übrig?, dachte Saedelaere. Er ging in die Hocke und glitt die Schräge in das trügerische Halbdunkel hinab.
    Nach drei, vier Metern nahm die Rutschpartie ein Ende. Er landete weich, rappelte sich auf und trat zur Seite, damit die anderen ihm folgen konnten. Die Wände, die ihn nun umgaben, bestanden ebenfalls aus der weichen Substanz.
    Das Scheinwerferlicht enthüllte einen langen Gang, von dem mehrere andere abzweigten. Als Saedelaere weiterging, erkannte er ab und zu Schrägen, die zu einer tiefer gelegenen Ebene führten.
    »Doch ein halborganisches Raumschiff?«, sprach Carmydea ihre Gedanken aus.
    »Ich glaube nicht.« Er schüttelte den Kopf und ging los, drang tiefer in das weitverzweigte Gangsystem vor. Er blieb in dem Gang, den er zuerst betreten hatte, und ignorierte die Öffnungen in den Wänden. Einige gehörten zu abzweigenden Gängen, andere führten in Hohlräume unterschiedlicher

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