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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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ausschalten oder zumindest überlisten konnte. Aber wenn es funktionieren sollte, musste er die anderen informieren ...
    Wie sollte er das bewerkstelligen? Funktionierte der Helmfunk noch?
    »Wir müssen wissen, wer du bist«, wiederholte er, an SIL gewandt.
    »Wartet«, antwortete die Entität. »Wartet. Ihr sollt es erfahren. Aber meine Erinnerungen sind so weit entfernt, so schwach und verworren ... Man hat sie mir genommen, und ich muss sie erst suchen ... sie sind irgendwo in den Tiefen dessen versteckt, was mich ausmacht.«
    Mit einem Mal verspürte Alaska Mitgefühl für SIL.
    Er wartete.
    Und nutzte die Gelegenheit. »Hört ihr mich?«, fragte er über Helmfunk.
    Vier Bestätigungen trafen ein.
    »Ja.«
    »Ja.«
    »Ja.«
    »Ja.«
    Er fühlte sich an Pean erinnert. Auch dort hatten vier Wesen zuerst getrennt und dann mit einer Stimme gesprochen.
    Genauso mussten auch sie vorgehen. Gemeinsam. Gleichzeitig. Praktisch mit einer Stimme, mit einem Gedanken.
    »Ich weiß, wie wir hier herauskommen«, sagte er. »Achtet auf mein Kodewort. Wilson. Wenn ich es ausspreche, tut ihr Folgendes ...«
    Er hatte ihnen kaum seinen Plan erklärt, als sich aus der Liege, auf der er gefesselt saß, zwei Pseudopodien erstreckten, die sich bis zu seinem Raumhelm ausdehnten und ihn schließlich rechts und links berührten.
    Bilder überfluteten Saedelaeres Geist.
    Und er erfuhr, was SIL war ...

11.
     
    Der Ursprung der SIL lag weitgehend im Dunkeln. Sie hatten nur mehr den Hauch einer Ahnung, dass sie vor langer Zeit als Sporen in die Weiten einer Galaxis geschleudert worden waren. Von wem und zu welchem Zweck, darüber konnten sie nicht einmal Mutmaßungen anstellen. Ob sie natürlichen oder künstlichen Ursprungs waren, konnten sie nicht sagen. Sie hatten keinerlei Kenntnisse über die Umstände ihrer Entstehung.
    In der Kälte des Alls klammerten sie sich aneinander und verhinderten ihre geplante Ausdünnung. Derart trieben sie durch die Galaxis – ziellos, und ohne ihre Bestimmung zu kennen. Sie passierten Sonnensystem um Sonnensystem und widerstanden den zarten Lockungen stellarer Gravitationskräfte und den hart zupackenden, gierigen Fingern von Schwarzen Löchern. Dabei führten die fünfdimensionalen Strahlungen mancher Sonnen dazu, dass die SIL ihrer selbst gewahr wurden, jedenfalls vermuteten sie das. Sie bildeten so etwas wie Intelligenz. Zuerst zaghaft, dann immer rascher.
    Das neue Intelligenzwesen SIL fasste einen Entschluss und steuerte einen starken Hyperstrahler an, einen Roten Riesen, der heimelig und gemütlich wirkte. Auf dem zweiten Planeten traf SIL zum ersten Mal auf Leben. Primitives, mehrzelliges Leben, das sich anschickte, den Planeten zu überfluten. Die Affinität zu diesen Lebewesen war so stark, dass SIL sich ihnen nicht entziehen konnte und sich mit ihnen vermischte, sie übernahm.
    SIL formte dieses Leben nach seinen Wünschen und wuchs organisch. Damit einhergehend vergrößerte sich seine Intelligenz rapide. Es lernte und lernte und erkannte, dass Neugier sein stärkster Antrieb überhaupt war. Also gruppierte es sich selbst zu einem Raumschiff um, einem lebenden Raumschiff, und verließ den Planeten.
    Über Jahrmillionen durchstreifte SIL das Universum, lernte, sammelte Wissen, staunte und sog die Wunder des Kosmos geradezu in sich ein.
    Obwohl es in dieser Zeit immer wieder des Kampfs der Hohen Mächte gewahr wurde, verstand es SIL, sich aus ihm herauszuhalten und ihn sogar zu meiden – bis es auf das Kosmonukleotid TRYCLAU-3 stieß. Da es bereits Erfahrung mit diesen großen Ansammlungen psionischer Informationsstrukturen hatte, wollte es Abstand wahren. Zu schrecklich erschien ihm die Gefahr, sich in dessen Informationsstrukturen zu verlieren.
    Doch unbewusst rückte es näher und sah zum ersten Mal den Kampf zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos aus nächster Nähe. Ein Kampf, der bei TRYCLAU-3 mit einer Gewalt tobte, die SIL verstörte und entsetzte. Es floh panisch aus diesem Bereich und kam in eine vergleichsweise nahe gelegene Galaxis namens Chanda.
    Noch immer entsetzt von der Auseinandersetzung, in die es geraten war, verspürte SIL Erleichterung, als es in Chanda eine Wesenheit traf, die so war wie es selbst. Oder zumindest so ähnlich. Obwohl es bislang ihm ähnlichen Wesen aus dem Weg gegangen war, nahm SIL in seiner Erschütterung Kontakt mit dieser Wesenheit auf. Die Kommunikation entwickelte sich freundlich, und SIL freute sich, mit QIN SHI so etwas wie Freundschaft zu

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