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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Saedelaeres.
    »Ihr habt mich beseelt, mich zurückgeholt«, fuhr das Wesen fort. »Wie ist es euch ergangen, seit man mich tötete und ich doch nicht sterben konnte?«
    Saedelaere wusste mit der Frage nichts anzufangen. Seine Gedanken beschäftigten sich auch mit etwas anderem. Er vermutete, dass diese Gestalt lediglich eine Ausprägung dieses seltsamen Riesengebildes und damit mit ihm identisch war.
    »Wie soll es uns ergangen sein?«, antwortete Eroin Blitzer.
    »Ihr habt mich beseelt, aber ich bin viel größer als ihr. Deshalb müsst ihr meine Kinder sein.«
    »Wir haben dich nicht beseelt«, sagte Saedelaere. »Jedenfalls war das nicht unsere Absicht.«
    »Absicht oder nicht, ihr habt mich geweckt und mir Gedanken gegeben. Ich hatte keine Gedanken mehr. Ich wurde nur noch gebraucht. Verraten wurde ich, erbärmlich getäuscht. Man hat mich mir selbst genommen, und ich wurde zur Nahrung für einen Freund, der keiner war, um ihn zu stärken. Nur einen winzigen Rest von mir selbst ließ man mir, damit ich nicht endgültig starb, denn ich durfte nicht sterben. Ich musste leben, damit ich nicht verwehte. Ich musste aufrechterhalten, wozu man mich gemacht hatte. Aber schwach war ich, furchtbar schwach.«
    Alaska verstand nicht einmal ansatzweise, was dieses Wesen ihm sagen wollte. Er befürchtete, dass es auf völlig andere Weise dachte, vielleicht auch nur geistig zerrüttet war. Was hatten sie nur getan, als sie es geweckt hatten?
    Und ... was hatte es nun mit ihnen vor?
    »Wie viel Zeit ist vergangen?«, fuhr SIL fort. »Könnt ihr mir das sagen? Denn ich konnte nicht mehr denken. Aber auch als ich nicht denken konnte, litt ich unter dem Schmerz und frohlockte unter der Begeisterung. Das waren die einzigen Regungen, die ich über lange Zeit hinweg kannte, ohne eigene Gedanken zu haben in diesem dunklen Nichts.«
    Schmerz und Begeisterung, dachte Alaska. Unwillkürlich assoziierte er diese Begriffe mit dem Ritual von Ankunft und Aufbruch, das eine große Bedeutung in Escalian hatte, die er aber noch immer nicht durchschaut hatte. Bestanden dort Zusammenhänge?
    »Wie könnt ihr mir helfen?«, wechselte SIL das Thema. »Ihr müsst mich aus meiner Welt holen, damit ich wieder denken kann.«
    »Wir sind zu dir gekommen und werden versuchen, dir zu helfen«, sagte der Maskenträger zu seinem geformten Ebenbild.
    »Aber das will ich nicht. Wenn ihr mich aus meiner Welt holt, werde ich schwach sein, furchtbar schwach.«
    Saedelaeres Gedanken rasten. Auch wenn SIL nicht so dachte wie er, musste er versuchen, in einen sinnvollen Dialog mit dem Wesen zu treten. Nur so konnte er vielleicht herausfinden, was er wissen musste, um aus dieser Anomalie fliehen zu können. Denn für wie schwach sich SIL auch halten mochte, in seiner Welt war er allmächtig. Zumindest im Vergleich zu seinen »Kindern«.
    Und über welche Möglichkeiten verfügte SIL? Alaska wusste nicht einmal, auf welche Weise die Kommunikation erfolgte. Sprach SIL tatsächlich zu ihnen oder vernahmen sie nur die Gedanken der Entität? Konnte SIL Gedanken lesen? Die Gruppe mental beeinflussen?
    Er versuchte, zweigleisig zu denken, das Wesen einerseits in ein Gespräch zu verstricken, sich andererseits einfallen zu lassen, wie sie es überlisten konnten.
    »Aber schwach bist du doch jetzt schon«, sprach er seine Gedanken laut aus. »Du hast es gerade selbst gesagt.«
    »Wenn ihr mich aus meiner Welt holt, werde ich weitaus schwächer sein. Eine Spore, die durchs All treibt. Dann werde ich sterben. Allein und einsam.«
    »Willst du das? Willst du wirklich, dass wir dich aus deiner Welt holen?«
    »Alles ist besser als das. Alles ist besser, als so missbraucht zu werden.«
    »Wer missbraucht dich? Wie wirst du missbraucht?«
    » Er. Er mit seiner Weltengeißel. Seinem Weltenfresser. QIN SHI.«
     
    *
     
    QIN SHI!
    QIN SHI ist erwacht. Das BOTNETZ steht bereit. Die letzte Botschaft Samburi Yuras ...
    War das BOTNETZ etwa diese Weltengeißel, von der SIL sprach?
    Er musste mehr erfahren!
    »Wenn wir deine Kinder sind«, wandte er sich an die Wesenheit, »wer ist dann unser Vater? Oder unsere Mutter? Wenn wir SIL dienen wollen, müssen wir mehr über SIL wissen. Wir müssen wissen, wer du bist.« Er versuchte, genauso verquer zu denken wie diese Entität. »Nur dann können wir wissen, wer wir sind. Und wie wir dir helfen können.«
    »Ihr habt mich geweckt, beseelt ...«
    Der Satz hallte in Saedelaeres Verstand nach, und plötzlich glaubte er zu wissen, wie er SIL

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