PR 2625 – Das Plejaden-Attentat
Kreuzers der MERKUR-Klasse auf dem Ekawota-Raumhafen rund hundert Kilometer östlich der Stadt eingetroffen.
Kajat war als Residenzminister für Liga-Außenpolitik der derzeit ranghöchste LFT-Repräsentant und führte die Geschäfte der Liga kommissarisch.
»Nach dem provisorischen Protokoll wird Kajat erst ab dem 16. Oktober erwartet«, stellte Xythel fest. »Das sind vier Tage Differenz.«
»Gibt es Sicherheitsbedenken?«, argwöhnte Haian. »Was im Protokoll festgehalten wurde, ist zumindest kalkulierbar.«
»Der Stand unserer Vorbereitungen lässt trotzdem keine Probleme erwarten«, sagte Tekener. »Simon ...«
»Aktuell heute Morgen, sieben Uhr Ortszeit: Dreihundert Delegierte der Liga haben ihre Quartiere bezogen. Unsere Spezialisten überwachen die neuralgischen Punkte, Überschneidungen mit den Einsätzen des TLD werden toleriert. Der Kleinkram liegt ohnehin im Zuständigkeitsbereich der LFT-Behörden, die mit den Dienststellen des Plejadenbunds ebenso vernetzt wurden wie mit den Sicherheitsbehörden des Yogul-Systems.«
»Bekannt«, kommentierte Ronald Tekener. »Wie ist aktuell der Zustrom zu bewerten?«
»Die erste Besucherwelle rollt ab morgen auf Maharani zu. Die Zahl der Delegierten wird sprunghaft auf über zweitausend anwachsen. Außerdem haben mehrere Staatsoberhäupter ihr Kommen angekündigt. Einer von ihnen ist Narvan tan Ra-Osar, der Ma'tam des Regierenden Rates der Akonen.«
»Wir haben mit ihm gerechnet ...«, sagte Tekener.
»... und mit einigen anderen großen Namen«, ergänzte Haian. »Eine wirkliche Überraschung steht nicht an.«
*
Für das Yogul-System galt Sicherheitsstufe eins.
Was sich in Pahurat ereignet hatte, sozusagen im Vorfeld der Konferenz, gab Anlass zur Sorge. Vor allem weil über die Hintergründe des Anschlags gerätselt werden musste.
Seit Tagen patrouillierten tausend schnelle und schwer bewaffnete Raumschiffe der LFT-Innensektorflotte im Gebiet des Plejadenbunds mit Fokus auf dem nahen Umfeld des Yogul-Systems.
Schon zeitgleich mit der Bekanntgabe des Konferenzorts waren Aufklärungseinheiten der USO nach Yogul verlegt worden, außerdem zur Unterstützung viertausend Fragmentraumer der Posbis als Kontingent der Galaktischen Kampfflotte.
Ronald Tekener hatte bei seinem Eintreffen einen Sicherheitskordon vorgefunden, der es ihm ermöglichte, schnell darauf aufzubauen. Lücken zu schließen, Was-wäre-wenn-Szenarien durchzuspielen und vor allem die Koordination vor Ort waren seine Hauptaufgaben.
Er kannte Maharani seit seiner Zeit als junger USO-Spezialist. Aber das lag weit in der Vergangenheit, er hatte nicht nachgerechnet. Dieser Tage war der Planet auf jeden Fall anders, erwachsener. Auch wenn dieses Erwachsensein sich in riesigen Raumhäfen und von Horizont zu Horizont reichenden Stadtlandschaften manifestierte. Tekener hielt die Wahl Maharanis als Tagungsort für eine gute Entscheidung. Maharani verkörperte terranische Traditionen, war ein etablierter Machtfaktor und zeigte sich allen technologischen Anforderungen der Gegenwart gewachsen. Außerdem war der Planet günstig gelegen.
Die internen Reibereien und Eifersüchteleien als Geburtswehen der Entscheidung waren ihm bekannt. Ebenso, dass einige Delegierte danach nur von einem Kompromiss gesprochen hatten. Abgelehnt hatten die Vertreter kleinerer Enklaven schon deshalb, weil Maharani wegen des 2900-jährigen Jubiläums seiner Besiedlung ligaweit im Fokus der Aufmerksamkeit stand. Andere Regionen fühlten sich demgegenüber vernachlässigt, ein »Verwalter« hatte sogar den Vorwurf erhoben, seine nur wenige Millionen Menschen zählende kleine Siedlung sei bewusst »abgeschrieben« worden.
Seit der offiziellen Verkündung von Termin und Ort liefen zweifellos bei allen galaktischen Geheimdiensten die Vorbereitungen auf Hochtouren. Das übliche Hickhack hinter den Kulissen im ewigen Streit um Macht, Anerkennung und natürlich wirtschaftliche Vorteile.
Die Liga Freier Terraner, eine der beiden Hegemonialmächte der bekannten Milchstraße, war seit dem 5. September angeschlagen, seit dem Verschwinden des Solsystems. Nach einer kurzen Schockstarre und vergeblichem Hoffen hatte das Aufarbeiten eingesetzt. Die Liga demonstrierte Handlungsfähigkeit und Stärke. Gleichzeitig kreisten die Geier, und die Hyänen lechzten nach den ersten Brocken, die für sie abfallen würden.
Fressen und gefressen werden, überlegte Ronald Tekener. Das war nie anders, und es ändert sich auch unter Freunden nicht.
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