PR 2625 – Das Plejaden-Attentat
eine Kraterlandschaft verwandelt hatten, waren längst sein Markenzeichen und identifizierten ihn: Ronald Tekener, Träger eines Aktivatorchips und damit lebendes Fossil. Ein flüchtiges, leicht verbittertes Lächeln huschte über sein Gesicht. Als Aktivatorträger genoss er uneingeschränkt Vertrauen.
Er hatte sich die Biografien aller in die Sonderkonferenz involvierten Personen geben und diese von seinen Spezialisten auswerten lassen. Wie nicht anders zu erwarten, waren die ersten Unregelmäßigkeiten bald zum Vorschein gekommen. Auffällige Kreditchip-Bewegungen, nicht plausibel erklärbare Abwesenheiten und unklare Kontakte.
Die meisten dieser Vorfälle hatten sich bei intensiver Recherche mit den üblichen Antworten klären lassen.
Etliche Brüche von Ehekontrakten hielten die statistische Spitzenposition. Niemand ließ sich gern bei einem geheimen Stelldichein erwischen, wenn sein Kontrakt für einen solchen Fall eine horrende Strafzahlung vorsah. Fast ebenso häufig waren die monetären Unregelmäßigkeiten. Schmiergelder hatte man das früher genannt. Zahlungen selbst horrender Summen waren kein Gesetzesverstoß, gleichwohl reagierte die Gesellschaft mit Hohn und Spott auf bekannt werdende Fälle. Ein paar andere, wirkliche Delikte waren ebenfalls aufgedeckt worden, doch sie fielen nicht in sein Ressort, sondern betrafen lokale Besonderheiten.
Manches an seinem Vorgehen mochte den Sicherheitsbehörden überzogen erschienen sein, jedenfalls hatte Tekener diesen Eindruck mehrfach gewonnen. Dennoch war er von seiner Strategie nicht abgewichen.
Niemand wusste etwas über den Gegner im Hintergrund, der seine Fähigkeiten mit dem Verschwinden des Solsystems eindringlich bewiesen hatte. Wahrscheinlich war der Anschlag von langer Hand vorbereitet worden, vielleicht gab es Helfer in der Milchstraße.
Tekener wollte während der Sonderkonferenz keine ähnlich böse Überraschung erleben wie während der Aufbaukonferenz der Völker in Terrania anno 1344 NGZ. Obwohl über 120 Jahre vergangen waren, stand ihm das Massaker, das die Mikrobestien der Terminalen Kolonne TRAITOR im Herzen Terras angerichtet hatten, noch deutlich vor Augen, und auch in den Medien war es lebendig geblieben. Der Anschlag hatte die Milchstraße ihrer führenden Politiker berauben sollen und war auch zum Teil so verlaufen.
Eine Wahnsinnstat dieser Größenordnung auf Maharani würde die Liga Freier Terraner ins Chaos stürzen.
Schlagartig hatten sich die Aktivitäten im »Untergrund« intensiviert, als das Yogul-System zum Tagungsort bestimmt worden war. Natürlich war die Konferenz für die lokale wie die galaktisch organisierte Kriminalität das Ereignis überhaupt. Von radikaleren Gruppen, die Zeichen setzen wollten, ganz zu schweigen.
Gerüchte über einen geplanten Anschlag waren laut geworden.
Etwas lag in der Luft.
*
Fünfzig Minuten war das Obduktionsergebnis inzwischen überfällig. Dabei galt QuinTech Sebald in der USO-Niederlassung als Vorbild an Zuverlässigkeit. Tekener widerstand dem Verlangen, erneut nachzufragen.
Morasan Jagan hatte für den Sicherheitsdienst des Plejadenbunds gearbeitet. Alleinstehend. Zwei Kinder aus einem kurzfristigen Ehekontrakt, die allerdings weder bei ihm noch bei ihrer Mutter aufgewachsen waren. Ihre Erziehung war der Gemeinschaft zugefallen. Das war nichts Besonderes, zweckbestimmte Gemeinschaftssiedlungen gab es auf sehr vielen Welten; die Kinder und Jugendlichen wuchsen dort behütet auf und fühlten sich wohl.
Jagan galt als arbeitswütig. Mehrere Eintragungen bezeugten das ausdrücklich. Erst die Recherchen der USO hatten Unregelmäßigkeiten zutage gefördert. Demnach schien sich Jagans Leben vor mehreren Monaten schlagartig verändert zu haben. Unregelmäßige Geldeingänge überstiegen sein Gehalt deutlich. Verdächtig war daran vor allem, dass die Quelle dieser Zuwendungen nicht ermittelt werden konnte. Morasan Jagan war damit eine von drei Personen, bei denen der Anfangsverdacht nicht ausgeräumt werden konnte.
Nun lag der Sekretär des Sicherheitsdienstes auf dem Obduktionstisch, und Ronald Tekener zermarterte sich den Kopf auf der Suche mit der Frage nach dem Warum. Die Schüsse auf ihn selbst waren kein Beweis, aber ein Indiz für eine undichte Stelle.
*
Gelassen erwiderte der Kommandeur der Stadtpolizei Tekeners Blick. »Die Informationen kommen spärlich. Es gab in den Vortagen nichts Auffälliges, und seit dem Zwischenfall ist wieder alles ruhig. Goyn
Weitere Kostenlose Bücher