PR 2631 – Die Stunde der Blender
in seiner Laufbahn.
Innerhalb der QIN-SHI-Garde hatte man von Meloudil deswegen hinter vorgehaltener Hand von einem »xylthischen Pensionat« gesprochen – einer Altenhöhle im Sprachgebrauch der Dosanthi.
»Was gibt es?«
»Mir wurde gesagt, dass am Rand des Systems ein unbekanntes Objekt materialisiert sei. Kannst du mir diese Ortung bestätigen und mir dabei auch gleich sagen, worum es sich bei diesem Objekt handelt?«
Der Xylthe kniff die grauschwarzen Augen zusammen. »Woher hast du deine Informationen?«
»Die Raumüberwachung von Marbo hat das Bild bei der Routineüberprüfung einer Robotstation in Höhe Tyskans aufgefangen. Du hast dieselben Informationen erhalten?«
Terahyrs Gesicht verfinsterte sich. Die blaugrünen Adern traten stärker aus der weißen Haut hervor.
»Sprich!«
Tokun hatte sich einen jahrelangen Machtkampf mit dem Xylthen geliefert. Er hatte unzählige Stunden an seiner Wand verbracht, um sich mit genügend Calanda aufzuladen. Aber den Aufwand war es wert gewesen.
Mittlerweile hatte er den Xylthen nicht nur rhetorisch im Griff. Der Alte wusste genau, wie gut Gavang mit den Badakk und den anderen Vorstehern Meloudils verknüpft war. Wenn er auf sein Beziehungsnetz zugriff, hatten die Xylthen meist das Nachsehen – trotz ihrer Vormachtstellung bezüglich des Betriebs der Zapfenraumer.
»Wir sind uns in der Tat uneins, was diese Messung im Bereich des dreizehnten Planeten anbelangt«, antwortete Terahyr widerwillig. »Ich hätte dich informiert, sobald ich zuverlässigere Daten erhalten hätte.«
Tokun rückte etwas näher an die Aufnahmeoptik. »Vergiss nicht, wir sind auf Meloudil auf gute Nachbarschaft angewiesen. Wir helfen euch und ihr uns. Dann haben wir alle ein erträgliches Leben. Gute Nachbarschaft beruht auf gegenseitigem Respekt und einer proaktiven Kommunikationsbereitschaft – insbesondere bei Dingen, die die planetare Sicherheit betreffen.«
Terahyrs Mund verzog sich, als hätte er in etwas Saures gebissen. »Ich werde dich informieren, sobald ich mehr weiß.«
Die Verbindung erlosch.
Nachdenklich lehnte sich Tokun in seiner Bodenmulde zurück. Die anderen Dosanthi, die mit ihm in der Verwaltungskaverne zusammensaßen, blickten ihn unsicher an.
Sie hatten tiefen Respekt vor dem früheren Agal-Atimpal, dessen Calanda beinah die gleiche Stärke erreichte wie vor dem Verlust der Dauererregung. Mittlerweile wechselte Tokun vom Ogokaria in das Agalaria, wann es ihm beliebte – eine Fähigkeit, mit der er die meisten interpersonellen Probleme im Keim zu ersticken wusste.
Nycung Nespla sah ihn ängstlich an. »Müssen wir uns Sorgen machen?«
Sie hatte die Logistik der Nahrungszubereitung und -verteilung unter sich. Tokun schätzte ihr gesundes Selbstverständnis, das sie auch im Ogokaria immer wieder aufblitzen ließ.
Eine angenehme Abwechslung zu den vielen Weichlamellern, mit denen es Tokun als Vorsteher zu tun hatte. In den ersten Jahren auf Meloudil hatte es ihm große Mühe bereitet, mit zivilen Dosanthi zu verkehren. Die Jahre in QIN SHIS direkten Diensten hatten ihm suggeriert, dass die meisten Dosanthi taten, was man ihnen befahl. Meloudil war aber von den Schiffen der Flotte und der Garde weit entfernt.
»Ich weiß nicht, Nycung«, sagte er nachdenklich.
Vor fast sieben Wochen hatte ihn Tion Yulder, ein Spion des Verzweifelten Widerstands, den er höchstpersönlich auf Meloudil ausgebildet hatte, darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Weltengeißel den Planeten Cruny angreifen würde.
Cruny lag nur wenige hundert Lichtjahre vom Pytico-System entfernt. Der Gedanke, dass die Weltengeißel in unmittelbarer Nachbarschaft einen Planeten entvölkern würde, hatte ihn mit ebensolchem Schrecken erfüllt wie der Gedanke, dass es Dosanthi waren, die dort als Erfüllungsgehilfen tätig sein würden.
Nahe an der Verzweiflung, hatte er stundenlang die offiziellen Nachrichtenkanäle abgehört. Da er neu ausgebildete Agenten des Verzweifelten Widerstands in erster Linie zu den Flotten hatte entsenden müssen, gab es nur wenige Widerständler, die auf Meloudil höhere Positionen einnahmen. Vorsteher Herun Kepken war einer von ihnen. Ansonsten hatte Tokun kaum Vertrauenspersonen, mit denen er sich über solche Dinge austauschen konnte und durfte.
Die einzige, verdunkelnde Beruhigung in dieser grellen Zeit bestand in der Absicht des Verzweifelten Widerstands, gegen die Weltengeißel den Kampf aufzunehmen. Dabei wollte er eine Waffe einsetzen, die den
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