PR 2634 – Terras neue Herren
wird.«
Die beiden warfen einander einen bedeutungsvollen Blick zu. Der Junge machte eine auffordernde Geste, DayScha reagierte zurückhaltend, wedelte verneinend mit einem Nasententakel.
»Es wird kein Abschied!«, platzte Geronimo heraus. DayScha verpasste ihm einen Stoß in die Seite, aber das ignorierte er. »Wir beide haben ohnehin kein brauchbares Zuhause mehr. Deshalb begleiten wir den Regenriesen.«
»Das wird nicht möglich sein. Don Monwiil kann euch mit seinem Gleiter nach Terrania bringen ...«
Sie hatten mir in den letzten Stunden einiges von sich berichtet. Von der Einsturzgefahr der Hazienda, von ihrem Hightech-Zelt und davon, dass Geronimos Eltern in der Milchstraße zurückgeblieben waren. Jetzt ließ der Junge mich nicht einmal ausreden.
»Wir haben einen guten Unterschlupf gefunden«, stellte er fest. »Auf der LADY LAVERNA. Der Kapitän ist einverstanden.«
»Ihr habt mit ihm gesprochen?«
Geronimo grinste breit und tippte auf sein Multifunktionsarmband. »Alles geklärt!«, behauptete er stolz.
Das war der Moment, in dem auf meinem MultiKom ein Anruf einging. Mit einem Blick stellte ich fest, dass der Eingang abgesichert lief. Ein Kode wurde im Klartext angezeigt: Earl Grey.
Ich wählte die Netzhautprojektion und direkte Akustikübertragung.
Vor mir entstand das Bild eines Swoons. Das kleine Wesen breitete grüßend alle vier Arme aus.
»Ich bin Fanom Pekking, Resident, Inhaber und Erster Manufaktor der Manufaktur Fanom Pekking & Co. Alles ist bereit. Ich freue mich darauf, dich zu sehen.«
Bereit. Ich hatte plötzlich einen trockenen Gaumen. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken. Ganz und gar nicht.
Wie hatte es damals geheißen, vor mittlerweile mehr als drei Jahrtausenden? Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Homer G. Adams, was hast du mir da eingebrockt?, fragte ich mich in Gedanken. Dabei war ich mir nach wie vor nicht schlüssig, ob ich das auch auslöffeln würde.
Minuten später wurde Nachtaugs Beisohn mit mehreren Traktorstrahlen an der Außenhülle der LADY LAVERNA fixiert. Ein Prallfeld schützte ihn. Dann verschwand der Riese vor meinen Augen. Das Deflektor- und Antiortungsfeld war wirksam geworden.
Vor dem Mediker war ich der Letzte, der an Bord ging.
Als ich die Zentrale betrat, waren Geronimo Abb und DayScha schon dort. Sie scherzten mit Surtland. Er wies beiden Besuchersessel zu.
»Das ist schon in Ordnung, Reginald«, sagte der Kapitän zu mir. »Sie können an Bord bleiben, solange es ihnen gefällt. Meine Kinder sind noch nicht in dem Alter.«
Irgendwie beneidete ich ihn sogar.
*
Der Flug zurück zum Raumhafen von Mexico City nahm nur wenige Minuten in Anspruch. Über der Metropole wimmelte es von Raumschiffen und Beibooten. Die Evakuierung des gefährdeten Bereichs wurde mit aller Kapazität vorangetrieben.
Die LADY LAVERNA landete in einem kaum frequentierten Bereich des Raumhafens. Nur wenige Minuten danach ging eine Space-Jet auf dem Nachbarfeld nieder.
Mir fiel der Diskus sofort auf. Wahrscheinlich, weil modifizierte Prototypen der VENUS-II-Klasse bislang nur in geringer Stückzahl existierten. Dass einzelne dieser mit sechsundsechzig Metern Außendurchmesser recht großen Space-Jets schon für private Nutzung freigegeben worden waren, war mir neu.
Homer?, fragte ich mich fast auf Anhieb. Für ihn war es zweifellos kein Problem, sich Zugriff auf eine solche Space-Jet zu verschaffen.
War das der letzte Kontakt, den er mir angekündigt hatte?
Das Schiff war eine Neuentwicklung, bei der unterschiedliche Versuchskonzepte zum Einsatz gekommen waren. Diese Space-Jet verfügte über keinen Ringwulst, sondern zeigte eine deutliche Trennung zwischen dem eigentlichen Schiffsrumpf und dem Außenring. Die Verbindung beider Elemente wurde durch drei Antriebscluster der Gravotron-Feldtriebwerke bewirkt. Optisch gesehen eine völlig neue Konzeption, die dem Schiff bei einigen Technikern längst den Spitznamen Saturnjet eingebracht hatte.
Ich registrierte, dass Surtland das Diskusschiff länger als nötig musterte. Offenbar wegen der ungewöhnlichen Bauweise. Oder fragte er sich, warum keine Kontaktaufnahme erfolgte?
Inwieweit war der Kapitän der LADY LAVERNA überhaupt von Homer eingeweiht worden? Bislang hatten wir nicht darüber gesprochen. Vielleicht wartete Surtland auf meine Initiative. Sei's drum. Ich war mir eben noch nicht sicher, ob mir der letzte Schritt, so, wie Homer sich das vorstellte, wirklich behagte.
Ich hatte nie Freunde
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