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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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wenn das alles nicht hilft, komme ich auf das zurück, was schon angesprochen wurde«, meldete sich Vashari Ollaron zu Wort. »Die Evakuierung schnellstmöglich zu Ende bringen und die Zerstörung von Port Moresby und weiter Teile Terranias einfach in Kauf nehmen. Das wäre ein akzeptabler Preis für die Freiheit. Materielle Verluste lassen sich ersetzen. Wir müssen sie sogar in Kauf nehmen. Als Alternative dazu sehe ich nur ein mehr als ungewisses Schicksal. Und das betrifft nicht ein paar hunderttausend, sondern alle Bewohner des Solsystems: mehr als elfeinhalb Milliarden Menschen und Galaktiker.
    Attilar hat es schon angesprochen: Wir wissen nicht, was die Sayporaner beabsichtigen. Dass ihnen in keiner Weise zu trauen ist, beweist schon die Entführung der Kinder. Du, Henrike, solltest das am besten beurteilen können. Was ist mit deiner Tochter Anicee und mit Shamsur?«
    »Die genaue Zahl der Verschwundenen steht inzwischen fest«, wandte Attilar Leccore ein. Es hatte den Anschein, als wolle er der Ersten Terranerin die Antwort ersparen. »Wir haben 123.520 Kinder und Jugendliche verloren. Es gibt keine Spur von ihnen. Eindeutiger kann gar nicht dokumentiert werden, dass die Sayporaner ein für uns bedrohliches Spiel treiben.
    Wir kennen ihre Motive nicht. Aber die Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Koch Korbinian Boko haben gezeigt, dass die Sayporaner, oder nennen wir sie da noch Auguren, seit mindestens zwei Jahren im Solsystem aktiv sind. Ich weiß nicht, ob jeder hier weitergehend informiert ist, aber der Augure Stradprais hat Ende 1467 NGZ die Beziehung zwischen Tiffany und Asper Faquar gestiftet, die Grundlage dafür, dass Boko Sternenkoch wurde und auf die Sonnenforschungsstation AMATERASU kam. Es sieht also ganz danach aus, dass eine beachtliche Anzahl von Terranern wie Boko für die Sayporaner arbeitet«, fügte er mit bitterem Tonfall hinzu.
    »Wenn das stimmt, müssen diese Menschen beeinflusst worden sein«, bemerkte LaGaar. »Wer stellt sich schon aus eigenem Antrieb in den Dienst der Gegner? Auch Boko wurde geschickt manipuliert.«
    »Die Gründe dafür sind letztlich unerheblich. Für uns zählt das Problem, dass wir nicht wissen, wen wir als loyal einstufen dürfen und wen nicht.« Isabelle Jordan gestikulierte heftig. »Zum Beispiel der Admiral, Henrike. Er hat dich über die anfliegenden Galeonen informiert. Wieso konnte der Sayporaner sich aufschalten? Doch nur, wenn ihm das ermöglicht wurde.«
    »Unsinn«, wehrte die Erste Terranerin ab. »Für Admiral Shriversham lege ich die Hand ins Feuer.«
    »Sehr richtig!«, pflichtete die Verteidigungsministerin bei.
    »Außerdem besteht kein Zweifel mehr daran, dass in unseren Rechenzentren unauffällig integrierte Desinformationsprogramme verankert wurden«, fuhr Ybarri fort. »Das gilt auch für NATHAN und LAOTSE. Wir sind vermutlich schon lange nicht mehr Herr im eigenen Haus – was wir wissen, wissen auch die Auguren.«
    »Inzwischen nicht mehr«, wandte Leccore ein. »Der TLD hat ein Maßnahmenpaket erarbeitet, wenn auch leider sehr spät.«
    »Wieso hören wir erst jetzt davon?«, fragte Xena Harpoon.
    Henrike Ybarri schwieg. Bedeutungsvoll sah sie die Gesundheitsministerin an.
    »Nein«, protestierte Harpoon. »Das meinst du nicht ernst. Du kennst mich, Henrike. Du weißt, dass ich mich nicht ...« Sie verstummte, schaute irritiert um sich.
    »Genau das ist das Problem«, bestätigte die Erste Terranerin. »Jeder kann für die Auguren arbeiten. Schon deshalb bin ich der Meinung, dass uns keine andere Wahl bleibt, als zu kapitulieren. Auf eines der Desinformationsprogramme bin ich vor zwei Tagen durch Zufall gestoßen. Silja Phanthor wird in einer Veröffentlichung als Ministerin für Finanzen und Strukturwandel genannt, und sie befindet sich angeblich in Terrania. LAOTSE hat die Infodatei abgezeichnet. Das Original sieht anders aus, der Infostream wurde nachträglich verändert.«
    »Das wusste ich nicht.« Harpoon seufzte.
    »Die Information darf auch diesen Raum nicht verlassen«, bemerkte der TLD-Chef. »Wir sind hier übrigens abhörsicher, sogar LAOTSE ist der Zugriff verwehrt. Die Sabotage-Programme auszuräumen und alle Biopositroniken wieder auf Höchstleistung zu fahren wird Wochen in Anspruch nehmen. Vorausgesetzt, unsere Leute können ungestört arbeiten. Danach sieht es momentan aber nicht aus.«
     
    *
     
    Mit einer heftigen Bewegung wischte sich die Ministerin für Liga-Verteidigung eine Haarsträhne aus der Stirn.

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