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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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verborgene Aufforderung, die Invasoren zum Teufel zu jagen.
    Aus der Anonymität der Netze heraus war es leicht, Mut zu beweisen. Aber lange würde es wohl nicht mehr dauern, bis die ersten Anschläge auf Fagesy oder Sayporaner eine bedrohliche Situation entstehen ließen.
    »Warum will niemand sehen, dass sich den Terranern eine einmalige Chance bietet? Die Welt, die von euch als Anomalie bezeichnet wird, ist alles andere als lebensfeindlich. Sie ist jung und liegt sozusagen erst in den Geburtswehen – das mag ihr Manko sein, aber sie bietet gerade deshalb unglaubliche Entwicklungschancen.« Marrghiz schaute in die Runde und breitete die Arme aus, als wolle er alle zu sich heranziehen. »Ich frage euch: Kann es eine bessere Zukunft geben als die, die jeder selbst gestaltet?«
    »Eine lachhafte Vorstellung ... – wir wurden unserer Zukunft beraubt ...«
    »Das zu sagen ist kurzsichtig«, widersprach der Sayporaner. »Das Solsystem und die Menschheit sind eingeladen, gleichzeitig Geburtshelfer und Kind dieser neuen Welt zu werden.«
    Eghoo seufzte in Gedanken. Sie hörte konzentriert zu und versuchte zu verstehen, was der Sayporaner sagte. Doch das war kaum weniger schwer, als sich an ihre Gesichter zu erinnern und das Aussehen eines Einzelnen beschreiben zu wollen. Auf undefinierbare Weise waren sie eigenschaftslos und hatten nichts, was einem Menschen als besonderes Merkmal in Erinnerung blieb.
    »Wir sehen nur Widersprüche!«, rief eine Frauenstimme aus der Menge. Phaemonoe Eghoo konnte nicht erkennen, von wem der Ruf kam. »Was ist mit den Entführten, was wird aus unseren Kindern?«
    »Entführt? Wer hat Kinder entführt?«
    Vorübergehend hatte Eghoo den Eindruck, dass Marrghiz überhaupt nicht verstand, was gemeint war. Dann legte sich so etwas wie Verstehen über seine Züge.
    »Niemand wurde entführt. Aber ich vermute, du spielst auf die vielen Jugendlichen an, die sich freiwillig in unsere Obhut begeben haben? Ihnen geht es sehr gut. Sie werden wohl in nächster Zeit zurückkehren.«
    »Wann?«
    Unruhe erfüllte mit einem Mal den Saal. Etliche Flugkameras stürzten nach vorn, erreichten aber das Podium nicht. Überrascht registrierte Eghoo, dass eine energetische Sperre den Zugang blockierte. Offenbar hatte Marrghiz aller zur Schau gestellten Ruhe zum Trotz befürchtet, er könne angegriffen werden. Das war ein völlig neuer Aspekt.
    »Wann die Jugendlichen den Weg gehen, bestimmen letztlich sie selbst«, sagte der Sayporaner. »Ihre Rückkehr ins Solsystem ist vorgesehen, ja, das stimmt.«
     
    *
     
    »Chossom will euch sehen«, sagte der Assistent zu Henrike Ybarri. »Dich und Draft.«
    Die Erste Terranerin blickte nur kurz von der Konsole auf, an der sie arbeitete. »Ich bin mit der Übergabe für Marrghiz beschäftigt.«
    »Dafür ist später Zeit.«
    Ybarri verzog das Gesicht. »Wie fühlst du dich als Verräter? Sag es mir, denn ich habe meine Freunde ebenfalls verraten.«
    Sie erhielt keine Antwort.
    Wenige Minuten später stand sie gemeinsam mit dem Innenminister dem Fagesy gegenüber.
    Chossom wandte ihnen den Rücken zu. Zumindest gewann Ybarri den Eindruck. Sie hatte bislang keine Sinnesorgane an diesem Wesen entdeckt, sie schaffte es nun auch nicht. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte, orientierten sich irdische Seesterne mit den Armen. Allerdings durfte sie nicht in den Fehler verfallen, genau das zu extrapolieren.
    »Ich will endlich den Terranischen Residenten sehen!«, verlangte der Fagesy.
    »Das ist nicht möglich«, sagte Draft. »Reginald Bull wurde von euch getötet. Er befand sich im Gebiet des Erdbebens.«
    »Unsinn!« Chossom stemmte sich auf seinen Beinen in die Höhe. Für Sekunden sah es aus, als wolle er sich auf die beiden Terraner stürzen, doch schnell wich er wieder zurück. »Ich habe eindeutige Beweise erhalten, dass Reginald Bull sich wieder in der Residenz befindet.«
    Henrike Ybarri und Hermon Draft wechselten einen erstaunten Blick. Beide fragten sich, woher der Fagesy seine Information bezog.
    Der Leichnam des Residenten war während der Pressekonferenz gebracht und aufgebahrt worden. Bislang hatte niemand den Raum geöffnet.
     
    *
     
    Kurze Zeit später betraten die beiden Terraner mit Marrghiz und Chossom die Leichenhalle der Solaren Residenz.
    Der kreisrunde, gut zehn Meter durchmessende Raum füllte sich mit warmem, schmeichelndem Licht, als sie eintraten. Gedankenschnell entstehende Holoprojektionen vermittelten den Eindruck einer weiten natürlichen

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