PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
Pahklad, der ebenso schwieg wie Routh und 1113 Taomae, das Tier antrieb, wurde der Wurm schneller. Die Räder des Karrens mahlten über groben Sand, das Geräusch der Felgen und das Trappeln der drei oder vier Dutzend Laufbeine des Wurms nahm an Lautstärke ab. Das leise Klingen der Mittagssonne war wieder zu hören. Bevor das Gespann die Mitte der Vertiefung erreicht hatte, bog der Tausendfüßler nach rechts ab und wurde langsamer. Misstrauisch sah Routh zu, wie der Cocculare die Zügel lockerte und sich zurücklehnte.
»Warum wirst du langsamer? Wir sind noch nicht an der Oase!«, sagte Routh ärgerlich und zog die Waffe aus der Brusttasche des Overalls.
Pahklad ließ die Peitsche fallen und antwortete anscheinend furchtlos: »Der Gluor rennt seit vielen Stunden, noch vor Neugeburt der Sonne zieht er den Karren. Sieh dir die Polster und die Hautmuskeln an.«
Routh blickte die Polster auf den Rückenteilen der Körpersegmente des Wurms genauer an. Diese Teile des Hydroskeletts waren schlaff und schwach, die Schläuche schienen leer zu sein.
»Also braucht dein Wurm Wasser? Hier? In der sandigen Trostlosigkeit?«, fragte Routh entgeistert. Das Gespann wühlte sich durch den groben Sand, der aus hellbraunen und stumpfschwarzen Körnern zu bestehen schien, und die Geschwindigkeit nahm weiter ab. Schweigend blickte die Vae-Vaj zwischen den beiden hin und her und senkte dann den Blick auf den Wurm. Das Zugtier trampelte, nachdem es nach rechts abgebogen war, ein Stück geradeaus und wand sich nah links. Dann blieb es stehen.
»Genau hier. Wenn niemand Wasser findet – die Gluor wissen, wo es sich verbirgt. Du musst warten. Dann siehst du's.«
»Selbst wenn der Wurm Wasser findet – wie lange dauert es?«
»Bis er genug aufgenommen hat«, antwortete der Cocculare lakonisch. »Es hängt vom Wasservorrat unter dem Sand ab.«
Routh stand von dem Sitz aus federnden Holzlatten auf, der sich quer über die Breite des Karrens spannte, und drehte sich langsam einmal um die eigene Achse. Schon fünf Mal hatte er Puc gerufen, aber das Implantmemo reagierte nicht.
Routh beschattete die Augen mit der flachen Hand und suchte den Horizont ab. Sie waren allein; bis auf Staubschleier und einzelne Sandteufel gab es keine Bewegung.
Aus dem Hinterleib des Gluor schoben sich drei muskulöse dünne Rüssel, wurden länger und dicker, bewegten sich wie suchend durch die Luft, dann pendelten sie über dem Sand, berührten ihn und bohrten sich nacheinander zwischen die Körner. Je länger die Rüssel wurden und je tiefer sie sich in den Boden bohrten, desto kräftigere Muskeln waren zu sehen. Schließlich schätzte Routh die Länge der Wasserrüssel auf mindestens acht Meter. Die schlauchartigen Fortsätze kamen zur Ruhe, dann begannen sie langsam zu pumpen.
Kopfschüttelnd sah Routh zu und glaubte zu sehen, wie die Muskeln Schluck um Schluck Wasser aus der Tiefe heraufpumpten, das sich im Körper zu verteilen begann. Langsam, sehr langsam füllten sich die Polster auf den Wurmsegmenten.
»So helfen euch die Gluor«, sagte Routh zu Pahklad, »in dieser Wüstenlandschaft das unentbehrliche Wasser zu finden. Und wo finden sie ihr Fressen?«
»Auch im Sand. Sie sieben kleine Lebewesen zwischen den Körnern heraus. Die Tiere leben unter der Oberfläche und über dem Wasser. Deswegen die langen Zungen.«
Routh hoffte, alles würde schneller vor sich gehen. Alles, was er hier zu erleben gezwungen war, war so unendlich weit von dem Leben entfernt, das er von Terra gewohnt war. Mitunter bereute er, Anicee um jeden Preis gefolgt zu sein. Nicht häufig, sondern in Augenblicken tiefer Niedergeschlagenheit.
»Nun, Shamsur«, murmelte er im Selbstgespräch, »die Geschichte ist noch nicht zu Ende.«
Er nahm seinen Tornister ab und ließ Taomae trinken, bevor er sich erfrischte. Am Gewicht des Tanks erkannte er, dass er ungefähr halb leer war. Er hob das Ende des Trinkschlauchs und hielt es dem Coccularen hin.
»Unsere Fahrt wird bald zu Ende sein. Wenn du ein paar Schluck Wasser brauchst – vergessen wir unsere Feindschaft für kurze Zeit. Willst du?«
»Ja. Ich danke dir und werde dich nicht um dein Vertrauen betrügen.« Die Augen bogen sich zu Routh herunter, der Riesenkrebs streckte eine der viergliedrigen Scherenklauen aus. »Ich warne euch trotzdem vor dem Tabu des Regulariums.«
»Wir müssen die Warnung in den Wind schlagen«, antwortete Routh und sah, dass der Cocculare wirklich nur wenig Wasser aus dem Vorrat saugte. »Es
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