PR 2636 – Das Schema des Universums
wandte sich ab. »Mehr nicht. Es spart uns viele Worte und viel Zeit. Also komm.«
Einen Augenblick lang überlegte er zu widersprechen. Dies stellte einen Eingriff in seine Privatsphäre dar, die auch der wissenschaftliche Gesamtleiter dieser Mission nicht befehlen konnte. Doch nach kurzem Zögern fügte er sich.
Eine interessante Wendung der Dinge, dachte er, und vielleicht eine Möglichkeit, die Schwachstelle meines Konkurrenten zu finden.
4.
Perry Rhodan
Ein Tautropfen glitzerte auf dem Blütenblatt der Blume. Eine Rose – es war eine langstielige, perfekte Rose von Terra, aber sie leuchtete in Neonblau. Ein kleines Mädchen, gerade erst drei Jahre alt, hielt sie in der Hand, und es sprach mit singender, viel zu erwachsener Stimme: »Sie ist schön, Perry, so wunderschön. Stammt sie aus dem Garten der ESTARTU im Dunklen Himmel?«
Ein Traum. Es muss ein Traum sein.
Alles sprach dafür, dass er träumte, am allermeisten die Tatsache, dass das Mädchen Deborah war, seine Schwester, die schon vor so vielen Jahrhunderten bei einem tragischen Autounfall vor der heimischen Garage gestorben war. Vor einer Ewigkeit, in der die Familie nie darüber gesprochen hatte, dass es die Schuld der eigenen Mutter gewesen war. Damals war Deborah gerade so alt, wie sie ihn nun aus großen, kugelrunden Augen ansah.
Oder träumte er seitdem ununterbrochen? War er nie zum Mond geflogen? Hatte er das Solsystem ... das ... das Sonnensystem nie verlassen?
Nein. Ich träume heute, nur jetzt, nur hier in dieser fremden Galaxis, die viel zu weit entfernt ist, als dass hier irgendjemand etwas von einer Superintelligenz namens ESTARTU oder ihrem Garten wissen könnte.
Doch in Träumen war alles möglich, denn diesen wohnte eine eigene Logik inne.
Die Bilder verschwammen in einem Wirbel, Deborahs pausbäckiges Klein-Mädchen-Lächeln verwehte, nur das neonblaue Blütenblatt blieb und der Tautropfen, der sich löste und nach oben fiel, bis sich ein Sonnenstrahl in ihm brach und einen Regenbogen formte.
Strahlende Helligkeit fiel ihm schräg in die Augen, und obwohl er das Licht nur träumte, reizte es ihn zum Niesen.
Perry Rhodan wachte auf, und er lag in seiner Kabine, eine leichte Decke über sich. Fast völlige Dunkelheit herrschte im Raum, in der die Silhouetten der Möbel und Einrichtungsgegenstände wie Nachtschatten wirkten.
Er drehte sich um. Er hatte verkrampft gelegen, den Stoff der Decke in seine Achseln gepresst, sodass er die Blutzufuhr abgeschnitten hatte. Leichter, kribbelnder Schmerz ging davon aus, nun, da er sich wieder entspannte.
Bald schlief er erneut ein.
Diesmal blieb er traumlos. Zumindest konnte er sich nach dem endgültigen Aufwachen einige Stunden nicht mehr an irgendwelche neuen nächtlichen Bilder erinnern.
Das Gesicht seiner Schwester und die Schönheit der Rose gingen ihm allerdings lange nicht mehr aus dem Sinn, ebenso wenig wie Deborahs seltsame Frage nach dem Garten der ESTARTU, von dem das Mädchen in der Realität niemals etwas hatte hören können.
*
»Espresso?«, fragte Derrayn Anrene, was Rhodan einigermaßen verblüffte.
Erst siganesischer Mini-Birndelbeerensaft und jetzt das? »Du hast ... Espresso an Bord?«
Der Oberst nickte. Sie saßen zu zweit im Gesprächsraum neben der Zentrale der SICHOU-1. »Ich bin süchtig nach dem Zeug. Du hast sicher mitbekommen, dass es seit etlichen Jahren auf Terra wieder in Mode ist. Stammt es ursprünglich nicht ...« Er stockte. »Entschuldige, wenn ich das durcheinanderbringe, aber stammt es nicht aus deiner Jugendzeit?«
»Espresso ist schon viel älter als ich.« Rhodan lächelte breit. »Noch älter. Weißt du, was mich ein Kind fragte, in der BASIS, vor der Entführung?«
Anrene schaute ihn auffordernd an.
»Es wollte wissen, ob die Dinosaurier noch gelebt haben, als ich jung war.«
Die beiden Männer lachten.
»Da hat es sich wohl ein wenig verschätzt«, meinte der Oberst.
»Egal. Espresso klingt gut. Erinnert mich an die Heimat.« Aus einer spontanen Laune heraus ergänzte er: »Ich habe heute Nacht von Terra geträumt. Oder genauer gesagt: von meiner Schwester.«
»Du hast ... oder hattest eine Schwester?«
»Sie starb, als ich noch ein Kind war.«
Anrene erhob sich und ging zu einem quadratischen, in die Wand integrierten Regal, das hinter einer unauffälligen Klappe verborgen war. Er schob sie beiseite. »Erzähl mir von ihr.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Raums, und die dritte Person trat ein, die
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