PR 2637 – Die Informationsjäger
Durchmesser. Sie erinnerte an einen miniaturisierten Tryortan-Schlund und wurde von schwarzen Aufrissen durchzuckt. Die Farbe wechselte zwischen Tiefrot, Dunkelblau und Violett.
Tiefrot hätte zu einem Saugtunnel gepasst, das Blau zu einem Transferportal – und das Violett zu den Aureoleneffekten der »Raum-Zeit-Blasen« an Bord der BASIS ...
Den Wechsel der Farben interpretierte Nemo Partijan mit verschiedenen Betriebssystemen und verglich ihn mit einem Hyperraumflug, bei dem der Antrieb ständig zwischen Metagrav, Halbspurtakt und Dimetrans hin und her wechselte.
»Der Handelsstern JERGALL, der die Versetzung der BASIS bewerkstelligte, wurde folglich ferngesteuert übernommen, seine Aggregate auf Maximalwerte hochgefahren und das Trägerschiff entmaterialisiert«, fügte Nemo hinzu. »Nach dem Verschwinden führte JERGALL einen Neustart aller Systeme durch, sodass keine Spuren einer Manipulation mehr zu erkennen waren.«
Dass die Völker in Chanda andere vergleichbare Möglichkeiten nutzten, die ebenfalls auf der Beherrschung von Naturkräften wie Hyperstürmen und stabilen Tryortan-Schlünden – beziehungsweise im hiesigen Duktus Viibad-Klüften – beruhten, machte die Vorgehensweise der Entführer noch plausibler.
Eine technische Kompatibilität auf Basis ähnlicher Naturkräfte herzustellen und diese dann aus der Ferne einzusetzen, zeugte von großem Wissen, einer Superintelligenz und ihrer Hilfsvölker würdig.
»Jetzt hast du alle stichhaltigen Argumente geliefert, die für unsere Vermutung sprechen«, sagte Gucky. »Das Transportsystem der Dosanthi beruht auf der Technik des Polyport-Netzes. Die Sektorknospen nutzten das Prinzip der Tryortan-Schlünde, mit ihrer Hilfe wurden die Handelssterne, Distribut-Depots und Polyport-Höfe in den Galaxien errichtet. Die Anthurianer errichteten ihr Handelssystem und nutzten es zur Verbreitung von Frieden und Wohlstand.«
Für Nemo Partijan stellte sich automatisch die Frage, ob und wie er dieses System nutzen konnte. Von der Funktionsweise her hegte er keine Bedenken. Es stellte sich jedoch die Frage, wer zur Nutzung autorisiert war, wer also die Kodes für die Zugangsberechtigung besaß.
Wie hatte Ennerhahl die Manipulation bewerkstelligt? Ließ sich erneut eine Verbindung in die Milchstraße schalten?
Ein Funkspruch nach JERGALL im Aurora-System der Milchstraße lag nahe. Ganz zu schweigen von einer jederzeit aktivierbaren Verbindung für Raumschiffe.
»Da ist noch etwas«, sagte Nemo. »Es ist mir aufgefallen, aber ich habe dem beim Durchsehen der Daten zuerst keine Bedeutung beigemessen. Jetzt, wo wir sozusagen an der Kompatibilität zweier unterschiedlicher Systeme mit gemeinsamen Wurzeln forschen, erscheint es mir wichtiger als zuvor.«
Er projizierte einen einzigen Datensatz, der eine leichte Anomalie im Innern anzeigte, etwas, das den derzeit herrschenden Naturgesetzen widersprach. In der riesigen Werft mit einem inneren Hohlraum von 133 Kilometern Durchmesser fiel das Objekt zwischen den bis zu acht Kilometer dicken Verstrebungen und den wolkenhaften energetischen Ballungen kaum auf.
Vergleichbares fand sich auch im Zentrumshohlraum funktionstüchtiger Handelssterne – dort führten die form-energetischen Säulen allerdings zu einem beachtlichen Körper, der im eigentlichen Mittelpunkt des Hohlraums schwebte und auf den ersten Blick an eine kleine Ausgabe eines Handelssterns erinnerte.
In APERAS KOKKAIA gab es dergleichen nicht. Stattdessen flimmerten im Zentrum, in einem Gebiet von vielleicht fünfzig Kilometern Durchmesser, golden-bernsteinfarbene Formenergiewolken, zwischen denen vereinzelt ein sonderbarer Zentralkörper zu erkennen war – eine wabernde schwarze Kugel von 4,5 Kilometern Durchmesser.
»Das Kugelfeld erinnert an das Aufrissfeld eines Transmitters oder an ein Tor ins Nichts«, sagte Nemo.
Und Gucky fügte hinzu: »Beim ersten Anblick dachte ich an einen Zeitbrunnen.«
»Auf jeden Fall müssen wir es uns genau ansehen!« Nemo nickte und sah dabei den Xylthen an.
Der Reparat reagierte nicht.
*
Gucky musste erneut den Kode eingeben, damit er Zugang zu den Informationen über dieses Ding erhielt. Die Daten formten sich im Holo zu einem Diskus, wie sie in der BASIS als Beiboote benutzt wurden. Videodokumente wurden eingeblendet, wie die Jet aus der sich zerlegenden BASIS floh und kurz darauf die Schirmfelder um die Segmente entstanden. Vermutlich hatte sich der Diskus eine Weile im Ortungsschutz eines der blauen
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