PR 2637 – Die Informationsjäger
seinem Bewusstsein manifestierte es sich wie eine Art leicht schwingende Schläuche. Röhren, Tunnel, so etwas musste es sein. Sie verbanden die drei Aufrisse miteinander.
Unwillkürlich dachte er an die Transferkamine des Polyport-Netzes. Die Tatsache, dass die Space-Jet in der Kugel verschwunden war, legte den Gedanken an eine ähnliche Funktion nahe.
Nemo versuchte die Distanzen zwischen den Gebilden zu schätzen. Das in der unbekannten Galaxis kam ihm weiter weg vor als das in Dosa. Alle drei Gebilde gehörten nicht zum gewohnten Weltraum, sie unterlagen anderen Gesetzen.
»Geh auf Gegenschub!« Das war Gucky, aber er hatte ihn verloren. Er wusste nicht, in welche Richtung er den Ilt suchen sollte.
»Ich schalte auf Gegenschub«, meldete die Mikropositronik.
»Ja gut.«
Nemo entdeckte Raumschiffe, Tausende davon in relativ geringer Distanz. Er sah eine Flotte in Formation, die eine Stachelkugelformation einnahm, bereit, jederzeit loszuschlagen. Die Schiffe wirkten auf schwer bestimmbare Weise veraltet, ein Eindruck, den er so empfand, ohne ihn belegen zu können. Das Bild vermittelte ihm diesen Eindruck.
Eine Geisterflotte, vielleicht auf dem Weg zu einem dieser Orte ...
Er versuchte, die einzelnen Objekte in einen Zusammenhang zu bringen. Die Erklärung eines simplen Transportsystems erschien ihm zu einfach. Dazu brauchte es keine hyperdimensionalen Gebilde, die an Mikrokosmen erinnerten.
Die Zerbrechlichkeit von Grigoroff-Blasen fiel ihm ein, die im Metagravflug das Schiff gegen den Hyperraum abgeschottet und so eine Art Leidenfrost'schen Vorhang gebildet hatten, ähnlich einem Wasserdampffilm auf der heißen Herdplatte, der die beiden Kontinua trennte und gleichzeitig extrem empfindlich war. Wenn er riss, war alles zu spät.
Die Bilder, Impressionen in seinem Bewusstsein, veränderten sich nicht. Er versuchte sie mit seinen Gedanken zurechtzurücken, damit sie mehr über sich und ihre Bedeutung preisgaben. Es klappte nicht. Da war eine Barriere zwischen seiner Existenz und diesen Gebilden, ein hauchdünner Vorhang, der nicht zerreißen durfte.
»Der Gegenschub bleibt wirkungslos«, sagte die Mikropositronik.
»Wo ist Gucky?«
»Ich kann ihn nicht finden.«
Nemo Partijan schwitzte übergangslos. Wenn er verschwunden war, war er der Kugel zu nahe gekommen, und der Sog hatte ihn mitgerissen.
»Hyperfunkspruch an Gucky senden.«
»Tut mir leid, es kommt kein Kontakt mit seinem SERUN zustande.«
»Zwei Universen«, murmelte Nemo. In seinem Kopf brachte er die gesehenen Bilder und seine hyperphysikalischen Theorien nicht zur Deckung. Es fehlte zudem der nötige Abstand.
»Rückwärts!«
»Negativ!«
»Gucky!« Nemo schrie, so laut er konnte. »Wir dürfen auf keinen Fall näher heran!«
Er versuchte sich aus dem Bild zu lösen, aber es hielt ihn fest. Unaufhörlich driftete er der schwarzen wabernden Kugel entgegen und ihrer Aureole, die er jetzt optisch und dreidimensional so deutlich wahrnahm wie eine Schicht hochsommerlich erhitzter Luft über dem Asphalt einer Museumsstraße ...
*
Die schwarze Riesenkugel zog ihn unaufhaltsam näher. Nemo stemmte sich mit seinem Bewusstsein dagegen, aber das Bild wurde immer schärfer. Die Schiffe erhielten immer deutlichere Konturen, Texturen und Details, das Wabern der fernen Gebilde vermittelte ihm den Eindruck, als existierten sie in unmittelbarer Nähe.
Zurück! Rückwärts!
Er versuchte sich mit Gedankenkraft abzustoßen, aber er war kein Mutant.
»Gucky!«
Der Ilt war nicht da. Womöglich hatte ihn die Kugel längst verschlungen, und Nemo hatte es nicht bemerkt.
Ein leichter Ruck ... Plötzlich ging es doch.
»Keine Bewegung!«, meldete die Mikropositronik.
Ein zweiter Ruck ging durch den Anzug, diesmal etwas stärker. Er kam von der Seite.
Nemo versuchte etwas zu erkennen, aber der Einfluss der Kugel lag wie ein nasser, schwerer Mantel auf ihm. Undeutlich erkannte er die Helmscheibe vor sich, den Kragen des Anzugs und seine eigene Nase, die in die Landschaft ragte.
Seine Augen brauchten sehr lange, um sich zuerst an den Blick in die Nähe zu gewöhnen und danach das zu fokussieren, was draußen jenseits der Scheibe war. Partijan sah eine leere Hülle, ein Fell, das sich auf erschreckende Weise veränderte. Es zog sich in die Breite, bis es riss.
Heraus kugelten rosarote Bälle, auf denen jeweils vier Buchstaben standen. N-E-M-O. Vor Schreck hielt er die Luft an, aber sofort meldete sich der Automat.
»Tief durchatmen, Nemo! Ich
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