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PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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grundhässlich und seit Ewigkeiten nicht mehr bewohnt gewesen. Man sagt, dass es darin spuke. Dass ein geflügelter Löwe ab und zu dort sein Unwesen treibe.«
    »Du weißt genau, wie die Leute sind. Sie mystifizieren, was sie nicht verstehen.«
    Darina sagte nichts mehr. Sie schnarchte leise, auf dem Bauch liegend. Ihre Arme zuckten, wie immer, wenn sie einschlief.
    Morrceta deckte sie sanft zu und stand auf. Er verließ das Bett, wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und schlich ins Arbeitszimmer.
    Er hatte so viel zu tun – und so wenig Zeit. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bevor dieser Körper des einstigen Technikers Morrceta starb und der Geist des Fartokal Ladore wieder in TANEDRAR aufging.
    Er setzte sich an den Tisch. An den Tisch, der seinem früheren Ich gehört hatte und wundersamerweise die Jahrhunderte überlebt hatte, verstaut in einem staubigen Lager hinter der ehemaligen Werkstatt.
    Morrceta streichelte über den glatten Stoff der Lehne. Sein Herz schlug ein wenig schneller. In einer Position, wie er sie eben einnahm, war er gestorben.
    Er wandte sich seinen Unterlagen zu. Der erste Stoß umfasste umfangreiche Dossiers über jene Barone und Herzöge, die er bereits für sich hatte gewinnen können. Der zweite, kleinere betraf diejenigen, die sich widerspenstig benahmen und die Zeichen der Zeit nicht erkannten. Gegen diese Leute würde er ... vorgehen müssen.
    Die weiteren Stapel interessierten ihn nicht sonderlich. Darin befanden sich Aufzeichnungen über Mit- und Überläufer. Über Lirbal, die ihm bald aus der Hand fressen würden.
    Morrceta besprach seinen Memorandumblock und sichtete die Liste jener Bittsteller, die sich für ihre Projekte finanzielle Hilfe erhofften. Er hatte hoch dotierte Stipendien ausgeschrieben, um unabhängige Fachleute zu ermutigen. Er wollte Eigeninitiative fördern, die seit Ewigkeiten durch das feudalistische System und überbordenden Bürokratismus behindert worden war. Er suchte nach Lösungen für das nach wie vor evidente Problem der Umweltverschmutzung sowie des radioaktiven Fallouts. Er benötigte Lirbal mit Visionen, die seinem Volk neue Perspektiven geben würden.
    Da war die in forschen Worten verpackte Forderung einer Frau, deren Namen er bereits in diversen Fachzeitschriften hatten auftauchen sehen. Madrah Auzenbix war eine fanatische Verfechterin der Weltraumfahrt. Sie hatte uralte Pläne ausgegraben, solche, die vor den Großen Kriegen gewälzt worden waren, hatte sie evaluieren und auf den neuesten Stand der Dinge bringen lassen. Sie behauptete, dass Lirbe binnen Jahresläufen unbemannte Raumschiffe starten lassen könnte, um die beiden Nachbarplaneten Bareau und Kirn zu erforschen, falls die Herrscherhäuser ihre Bemühungen bündeln würden. Und schon sehr bald, so meinte sie, würde man bemannte Schiffe folgen lassen können.
    Morrceta besprach ein Memorandum. Er sagte: »Liebe Madrah, dein Ton gefällt mir ganz und gar nicht. Auch bin ich enttäuscht über deine pessimistischen Einschätzungen. Wird es denn wirklich so lange dauern, um Lirbal nach Bareau zu bringen? Möchtest du meinen Glauben in deine Fähigkeiten und die deines Teams enttäuschen? Beeil dich. Geld spielt keine Rolle, die Entwicklung der notwendigen Infrastruktur überlass getrost mir. Morrceta. Ende.«
    Er überprüfte die Audio-Datei und schickte sie dann auf den Weg. Madrah Auzenbix, auf dem Südkontinent beheimatet, würde frühmorgens, wenn sie die Nachricht öffnete, aus allen Wolken fallen. Doch sie würde ihm glauben. Denn er hatte sich längst den Ruf erarbeitet, das Unmögliche möglich zu machen.
    Nun galt es, die notwendigen Mittel aufzutreiben. Seinen Schätzungen nach stand ihm derzeit nicht einmal ein Promille dessen zur Verfügung, was er benötigte, um die Basisfinanzierung von Madrahs Projekt abzusichern.
    Er würde einige Herzogtümer ruinieren und sich deren Vermögen aneignen müssen. Ohne dabei das Schicksal ihrer Bewohner außer Acht zu lassen.
    Morrceta lächelte. Er hatte noch eine lange Nacht vor sich.
    Doch er wusste, dass er morgen in der Früh ein Rohkonzept erstellt haben würde. Dank des Wissens ungezählter Wesen, das ihm TANEDRAR überlassen hatte.
     
    *
     
    Morrceta da, Morrceta dort. Er war ein Held. Er hatte eine ganze Welt umgekrempelt und der müden, ausgelaugten Bevölkerung eine Vision gegeben, anhand derer sie sich wieder aufrappeln konnte.
    Sehr zum Unwillen der Aristokratie. Doch die hatte bald nichts mehr zu sagen. Wer bereit war,

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