PR 2642 – Der Maskenschöpfer
dich um diesen Flug.«
Die Kommandantin holte Luft, als wollte sie etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Es arbeitete in ihrem Gesicht. »Danke!«
»Eine letzte Frage: Warum trägst du keine Maske?«
»Ich habe sie vor einiger Zeit abgelegt. An Bord ist ohnedies alles derart beengt, dass ich mich kaum bewegen kann. Ich empfinde es ohne Maske als angenehm.«
»Damit bist du eine der wenigen.«
»Du bist es doch, der immer behauptet, alles sei im Umbruch. Wenn die Renaturalisierung Lirbes weiterhin so gut läuft, wird es in zwei oder drei Generationen womöglich nicht mehr notwendig sein, eine Maske zu tragen.«
»Mag sein.«
Morrceta drehte sich um und verließ das Schiff. Er blickte in den von düsteren Wolken bedeckten Himmel. Mit dem Einbruch der Dämmerung würde der Start erfolgen.
Allein kehrte er über den schmalen Steg zur Rampe zurück. Darina und Mrir warteten auf ihn, die Fluglinsen waren längst zu ihren Pressestellen zurückgekehrt. Man hatte ihn das Schiff betreten sehen, und bald würden lirbeweit Bilder gezeigt werden, wie er den Kommandantenstuhl besetzte.
Niemand würde wirklich glauben, dass er die Reise zum benachbarten Planeten Bareau antrat. Aber man würde glauben wollen, dass er es war. Weil Morrceta als Erlöser galt, der Lirbe vor dem endgültigen Untergang bewahren und sein Volk in eine Zukunft voll positiver Perspektiven führen würde.
Er umarmte Darina und nahm sie mit sich. Es gab noch so viel zu tun; doch diesen Nachmittag würde er im Beisein seiner Liebsten verbringen.
*
»Das Reich der Harmonie, hm?«
Morrceta atmete schwer. »Gefällt dir der Name denn nicht?«
Der Löwen-Escaran gähnte. »Doch, doch. – Du hattest eine gute Zeit? Lirbe hat sich in der Zwischenzeit prächtig entwickelt.«
»Ich hatte ein erfülltes Leben. Möchtest du, dass ich dir erzähle, was ich alles bewirkt habe?«
»Ich bin mir sicher, dass du dein Bestes gegeben hast. Aber nun wird es Zeit, dass du zurückkehrst. TANEDRAR wartet.«
»Kann ich nicht noch ein wenig länger bleiben?«
»Die Superintelligenz kann nichts gegen den Verfall eines Körpers unternehmen. Komm jetzt!«
»Und wenn ich einen neuen bekomme?« Morrceta fühlte sich unwohl. Er war alt. Steinalt. Er hatte Darina und sogar Mrir überlebt.
Die Lirbal hatten alle Planeten des Systems bereist und damit begonnen, Habitate zu errichten. Der Kontakt mit Fremdwesen war nicht mehr allzu fern. Längst hatte sich die Einsicht durchgesetzt, dass dort draußen andere Völker waren, die darauf warteten, mit ihnen in Kontakt zu treten.
Nun – potenzielle Aggressoren und Eroberer würden sich wundern. Die Lirbal würden sich nicht vereinnahmen lassen. Von Fartokal ausgeklügelte Taktiken und Verhaltensmaßregeln würden dafür sorgen, dass jene, die in feindlicher Absicht kamen, sich blutige Masken holten.
Der Escaran peitschte unruhig mit seinem Schweif. »Jetzt komm! TANEDRAR möchte dich bei sich wissen!«
»Warum? Es gibt doch so viele andere Lebewesen, deren Vitalkraft sie aufgenommen hat.«
»Du spielst nun mal eine besondere Rolle. Du bist ein nützlicher Teilaspekt ihres Wesens.«
Morrceta fühlte sich ... weggesogen. Weg von diesem hinfälligen Körper und weg von dieser Welt, die nun bereits zwei Leben lang seine Heimat gewesen war.
Er konnte dem Drang, sich zu lösen, nicht länger widerstehen. Die beinahe vergessen geglaubte Identität als Fartokal Ladore trat immer stärker in den Vordergrund, bis sie Morrceta vollends beiseitegeschoben hatte.
Der Escaran nahm ihn mit sich. Weg von diesem ausgedörrten, völlig entkräfteten Körper.
Fartokal fühlte Leichtigkeit und Beschwingtheit, und je weiter er sich entfernte, weg von diesem Leben, das mit körperlicher Eingeschränktheit einherging, desto besser ging es ihm.
Da war TANEDRAR. Stärker denn zuvor, voll Energie und Tatkraft und Wissen.
Ich bin zufrieden mit dir, sagte die Superintelligenz.
Möchtest du wissen, was ich alles erreicht habe?
Berichte mir. Ich könnte jederzeit auf deine Erinnerungen zurückgreifen. Doch das würde bedeuten, dir einen Teil deiner Individualität zu nehmen. Und ich brauche dich als selbstständig funktionierenden Geist.
Fartokal Ladore trieb in einem See aus Gedanken und Ideen, aus Freude und dem Wunsch nach Harmonie. So gern wäre er darin versunken, um niemals wieder aufzutauchen. Erst beim Abstreifen der körperlichen Hülle hatte er zu schätzen gewusst, was TANEDRAR ihm bot.
Ich möchte gern hierbleiben, bat
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