PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse
als die wirkliche Lust, der die Plage beigemischt sein würde, seinen Stoffwechsel ein viertes Mal mit dem eines Frauenzimmers abzustimmen.
»Ist sie schon ausgepreist? Ich würde sie dir abkaufen«, sagte Vatruichon.
»Würdest du, wirst du aber nicht.«
»Du bist noch unleidlicher geworden«, klagte der Kommandant.
»Aber ja. Warum sollte ich dir länger zuhören, statt mich mit der Gärtnerin zu vergnügen?« Ein Knopfdruck auf die Fernbedienung der Gärtnerin, und die junge Frau tanzte nach einer Melodie, die nur er hörte.
»Ich will dir etwas verkaufen«, sagte der Kommandant. »Etwas, wonach du lange gierst.«
»Wonach giere ich denn?«
»Nach dem, wonach alle Thanatotekten gieren«, sagte der Kommandant. »Nach einer Mentronik.«
Bucphol schwieg eine Weile und dachte nach, ob er richtig gehört hatte. »Eine Mentronik? Du willst mir eine Mentronik verkaufen?«
»Ja«, sagte der Kommandant.
»Ich bin lange fort aus deiner Welt und, mag sein, ein wenig wunderlich geworden. Vielleicht irre ich mich. Aber stand auf den Verrat militärischer Geheimnisse, als da wären das Bauprinzip der Khadoss-Schildprojektoren, der Quantenfeuerwerfer und der Sternenversetzer nicht die Todesstrafe? Und, ach ja, um ja kein Geheimnis zu vergessen: auch auf den Verrat der Konstruktionsunterlagen oder die Weitergabe einer Mentronik?«
»So war es«, sagte Vaychar Vatruichon. »So ist es immer noch.«
»Du siehst mich erstaunt, mein Kommandant. Widert dich etwa dein Leben an, dass du es wegwirfst für ein Geschäft mit einem alten Wohlverwahrer?«
Für eine Weile war nur das Schlecken der Fchaopen zu hören. Endlich sagte der Kommandant: »Wie es scheint, haben die Hirndesigner bei mir einen kleinen Fehler gemacht. An einer präparierten Schnittstelle hat sich das Nuchum-Virus festgesetzt. Ich werde also nicht in eine der nächsten Schiffsmentroniken implantiert.«
»Oh«, machte Bucphol. »Ich bedauere das.«
»Nein«, sagte der Kommandant. »Das tust du nicht.« Er zupfte seine Sternenschärpe zurecht. »Weißt du, dass in unseren amtlichen Benachrichtigungen die Kampfkraft unserer Flotten im Vergleich zur Stärke der Konkordanz gelegentlich etwas geschönt wird?«
»Unbesiegbar sind die Flotten von Chaom«, rezitierte Bucphol. »Klaglos bieten sich ihnen alle Sternengestade dar, und wer sein Leben gibt für die Eröffnung neuer Gestade, den beglückt ein lichter Tod.«
»Ja«, sagte der Kommandant. »Natürlich. Der lichte Tod. Großartige Sache. Und anschließend? Verbleiben ein paar Bruchstücke meines Geistes in deinen Händen oder in den Händen eines anderen Thanatotekten. Dazu verdammt, die immer gleichen Gedanken zu denken, die immer gleichen Erinnerungen zu erinnern. Das ist nicht, was ich will.« Vaychar Vatruichon warf einen Blick hoch zum Hort seiner Flotte. »Ich will mehr. Ich will mehr sein als dieses geistige Relikt in euren Maschinen. Mehr sein als eine Abfolge von psychischen Zuständen, die sich immer wiederholen. Das, was ich innerhalb einer Mentronik hätte sein können. Ich selbst. Ich selbst und mehr als das.«
»Mehr kann ich dir nicht bieten«, bedauerte Bucphol.
»Sicher nicht?« Der Kommandant konzentrierte die Sehkraft seines ganzen Augenkranzes auf die vorderste Front. »Ganz sicher nicht?«
Busech Bucphol zögerte. »Es sei denn, ich verfügte über eine Mentronik«, sagte er schließlich.
»Ich weiß längst von deinen Plänen, mit den Mentroniken Neuland für die Thanatotekten zu erschließen. Ich denke, es liegt sogar ein Gran Gerechtigkeit darin: Einst haben die Thanatotekten geholfen, das mentronische Zeitalter zu eröffnen. Nun hilft eine Mentronik, die Thanatotektik zu revolutionieren.«
»Wenn du es so siehst«, sagte Bucphol.
»Ich sehe es genau so. Ich werde dir die Mentronik liefern, und du implantierst mein Gehirn. Ganz und gar und lebendig, Wohlverwahrer.«
»Eines Tages wird man mich entdecken«, sagte Bucphol. »Man wird mich exekutieren, und mir wird keine Skulptur angeboten werden, um darin unterzuschlüpfen.«
»Wer weiß. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Womöglich beginnt hier und heute eine neue Epoche unserer Kultur. Bislang haben wir nur die Sternengestade erobert. Es kann sein, dass du und ich unserer Art ein ganz neues Reich eröffnen. Bucphol – wir kämpfen wieder Seite an Seite wie damals, als es gegen die Kuetische Geschwisterschaft ging.«
Bucphol wandte sich von ihm ab und der Gärtnerin zu. Er betätigte die Fernbedienung. Ein Teil der
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