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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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aufgenommen.«
    »Asteroidengürtel-Erze raus, Schafwollballen und Meeresfische für Galileo City rein.«
    »Rechnet sich das denn?«
    »Oh, wenn Adams den Handel eingefädelt hat, dann garantiert.«
    An der Schleuse schüttelten sie einander die Hände. »Hals- und Beinbruch«, wünschte Bully.
    »Wird schon schief gehen.«
    Er verharrte noch ein wenig, nachdem Monwiils Zubringer-Barkasse abgelegt hatte. Einer der winzigen Lichtpunkte da draußen in der schwarzen Ferne war ein wunderschöner blauer Planet, genannt Terra, die Erde.
    Reginald Bull schluckte seinen Ärger und seine Sehnsucht hinunter und begab sich zurück in die Zentrale des Kastells.

4.
    Die Proklamation
    18. November 1469 NGZ
     
    Das Kosmopolitan-Opernhaus summte vor Erwartung. Die dreitausend Zuschauerplätze waren samt und sonders besetzt, wobei sich das Publikum in drei sehr unterschiedliche Gruppen aufteilte.
    Rund dreihundert akkreditierte Journalisten drängten sich an jenen Stellen des Theatersaals, von denen aus sich die besten Kamerawinkel auf die Bühne boten. Ferngesteuerte Übertragungsdrohnen waren strengstens untersagt worden; aus Sicherheitsgründen, hieß es.
    Überhaupt nahm man es mit der Sicherheit sehr genau. Alle Besucher hatten penible Eingangskontrollen über sich ergehen lassen müssen.
    Die zweite, etwa achthundert bis tausend Personen umfassende Gruppe, so schätzte Phaemonoe Eghoo, bestand aus den üblichen Schaulustigen: überwiegend ältere Leute und Touristen, die sich auf Verdacht Platzkarten gesichert hatten, um gegebenenfalls hinterher erzählen zu können, dass sie dabei gewesen waren.
    Der Rest, die mit Abstand größte Gruppe, wurde von Jugendlichen gebildet. Genauer: von jener Sorte großteils terranischer Jugendlicher, wie man sie auch bei den Pagodenzelten der Auguren antraf.
    Unübersehbar waren sie weder aus professionellem Interesse gekommen noch aus schlichter Neugier und Sensationslust. Sie erwarteten sich wahrhaft Großes von diesem Ereignis, für das Phaemonoe in den letzten drei Tagen fast pausenlos die Werbetrommel gerührt hatte.
    Die erste öffentliche Tagung des Umbrischen Rats ...
     
    *
     
    Als das Saallicht langsam abgedunkelt wurde, steigerte sich das erregte Gemurmel kurz, um schließlich zu verebben. Für einige Atemzüge saß das Publikum in vollkommener Stille und Dunkelheit.
    Dann erstrahlten einige wenige Scheinwerfer, und in ihrem eher matten, düsteren, leicht rötlichen Licht ging der Vorhang auf. Zugleich erklangen die unvermeidlichen Phenuben, jene Blasinstrumente, denen die Sayporaner bei allen ihren Zeremonien fremdartige, dunkle, fast hypnotische Töne entlockten. Die getragenen Melodien erregten die Assoziation, einen Weckruf zu hören, der von fern her erschallte und den Anbruch eines ganz neuen, wunderbaren Tages verkündete.
    Auch diesmal verfehlten sie ihre Wirkung nicht. Viele der Jugendlichen seufzten ergriffen. Sie waren es auch, die in tosenden Applaus ausbrachen, als die Neuformatierten die Bühne betraten.
    Die erste Kohorte der Heimkehrer umfasste 31 Personen. Allen gemeinsam war, dass sie sehr ernst wirkten; nicht traurig oder streng, aber hoch konzentriert, irgendwie abgeklärt, gereift, der Pubertät unwiederbringlich entwachsen. Sie lächelten gewinnend und doch distanziert; in sich gekehrt, obwohl viele von ihnen freundliche Blicke ins Publikum warfen und manche sogar winkten.
    Zwei Reihen aus je fünfzehn Stühlen, formiert zu einem zum Auditorium hin offenen Halbkreis, standen auf etwa kniehohen Podesten. Die Neuformatierten nahmen darauf Platz, alle bis auf eine schlanke junge Frau mit langgliedriger Figur und einem hübschen, ovalen Gesicht, dem die hohen Jochbeine Grazie und Charakter verliehen.
    Sie ging zu dem einzelnen Stuhl, der genau im Mittelpunkt des Halbkreises platziert war, knapp vor der Bühnenkante: Anicee Ybarri, die Tochter der Ersten Terranerin, der nominell mächtigsten Frau auf dem Planeten.
    Eine Neuzehnjährige, die sich anschickt, ihre Mutter zu beerben.
    Anicee hob die Hände in Schulterhöhe, deutete eine Verneigung an und setzte sich. Die teils an Rohrblasinstrumente, teils an Dudelsäcke erinnernden Klänge der Phenuben verstummten. Der Applaus verhallte.
    Überraschend ergriff nicht Anicee das Wort, sondern ein Junge, der ganz rechts außen saß. Er hatte ein volles, rundes Gesicht, umgeben von weißblonden Engelslocken, und eine untersetzte, eher füllige Statur.
    Phaemonoe, die via Dokutaph mit ihrem Sender SIN-TC verbunden war,

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