PR 2648 – Die Seele der Flotte
Ziel am Ende des Irrgartens. »Dorthin müssen wir! Dort erhalte ich Zugriff auf die Chanda-Kristalle draußen in der Wolke!«
»Und Ramoz?«
»Ich bin mir nicht sicher«, gab Partijan zu.
»Woher stammen deine Kenntnisse über diese Hyperkristalle?«
»Sagte ich es nicht schon? Es ist eine lange Geschichte ... wie mit meinem Rücken. Es hängt alles zusammen.«
»Dann erklär es mir!«
»Nicht jetzt! Es bleibt keine Zeit. Wir müssen so schnell wie möglich Zugriff auf die Kristalle bekommen! Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, ehe alles endet! Es läuft nicht so, wie es sich die Oracca einst vorstellten. Es gibt mehrere Störfaktoren, und dieser Lare ist womöglich der schlimmste von allen!«
Rhodan zögerte keine Sekunde. Er hatte gelernt, die herausragenden Eigenschaften seiner Begleiter zu nutzen und ihnen den Freiraum zu geben, den sie benötigten, um effektiv zu arbeiten. In diesem Fall musste er Nemo Partijan vertrauen, der offenbar mehr wusste als er. Ein Geheimnis umgab diesen Mann, und er stand dicht davor, es zu offenbaren.
Bis dahin hieß es, abzuwarten. Zwar gefiel es Rhodan nicht, sich das Heft der Handlung aus der Hand nehmen zu lassen, aber Nemo Partijan hatte mehrfach bewiesen, dass er ein fähiger Wissenschaftler war, der sein Vertrauen verdiente.
»Gehen wir«, entschied Rhodan deshalb.
*
Rhodan, Ramoz und Nemo Partijan hatten erst einen geringen Teil des Weges zurückgelegt, den die Kristallsymbole ihnen quer durch das ganze Schiff wiesen, als sich ihnen der kuttentragende Oracca in den Weg stellte. Zumindest glaubte Rhodan das im ersten Moment; bald erkannte er jedoch, dass es sich diesmal wieder nur um ein Holo handelte.
»Ramoz, erkläre dich!«, forderte der Oracca stereotyp.
Ramoz betrachtete das Holo hilflos. »Ich kann es nicht! Ich vermag deine Forderung nicht zu erfüllen. Bitte, hilf mir. Wenn ich derjenige bin, auf den du so lange gewartet hast, müssen wir zusammenarbeiten, um zum Ziel zu gelangen.«
Der Kuttenträger dachte eine Weile nach, ehe er eine Antwort gab. »Du bist wirklich Ramoz. Die Seele der Flotte, die wir herbeisehnten seit Ewigkeiten. Nur weißt du nichts mehr. Die Löschung war bei dir perfekt.«
»Doch, ich erinnere mich«, widersprach Ramoz.
Diese Behauptung überzeugte Rhodan allerdings nicht. Auf ihn wirkte es, als bluffe Ramoz nur; aber immerhin stand er nicht mehr nur schweigend da. Er verkaufte sich, so gut er konnte. Fragte sich nur, ob er im Sinn der Gemeinschaft handelte, die mit MIKRU-JON den Bereich der grünen Sonne angeflogen hatte und in das Versteck eingedrungen war – oder ob er sein ureigenes Interesse verfolgte.
»Wenn du dich erinnerst«, sagte der Oracca folgerichtig, »erkläre dich.« Die Umrisse der Gestalt flimmerten leicht, als sei die Projektionstechnologie schadhaft.
Ramoz krümmte sich zusammen, wie unter Schmerzen. »Wie du es sagtest, bin ich die Seele der Flotte. Ihr habt mich erschaffen und missbraucht!« Er stieß die letzten Worte voller Bitterkeit aus. »Aber nun bin ich zurückgekehrt. Und ich bin wohl der Einzige, der jemals wieder zurückkehren wird. Du brauchst mich! Ihr alle seid auf mich angewiesen.«
Der Oracca betrachtete ihn aus dem Holo heraus nachdenklich.
Nemo Partijan trat vor. »Er hat recht. Ihr braucht ihn. Die Chanda-Kristalle in der Wolke sind der Schlüssel, aber ohne Ramoz könnt ihr die Kristalle nicht aktivieren. Deshalb seid ihr gefangen in diesem Versteck, das sich als zu perfekt erweist.«
Bedächtig, mit einer unendlich langsamen Bewegung, wandte sich der Kuttenträger zu dem Stardust-Wissenschaftler um. »Woher weißt du von den Kristallen?«
»Wir alle sehen sie«, antwortete Partijan. »Die Ortung misst sie an. Doch nur ich weiß, welche Rolle sie spielen!«
»Wieso?«
Partijan grinste breit. »Ich weiß es, das muss genügen. Und ich weiß, wie sie aktiviert werden können. Wenn ihr mich lasst.«
Der Oracca reagierte nicht.
»Wenn ihr Ramoz lasst!«, fügte Partijan hinzu.
Das Holo löste sich übergangslos auf.
Der Wissenschaftler drehte sich zu Rhodan um. »Gehen wir weiter?«
*
Nichts und niemand stellte sich ihnen noch in den Weg, bis sie endlich eine zweite Schaltzentrale erreichten, die der ersten in jedem Detail glich, nur wesentlich größer war.
Wie weit der Weg dorthin gewesen war, konnte Rhodan trotz all seiner Erfahrung nicht abschätzen. Die ganze Umgebung kam ihm immer unwirklicher vor. Wie groß das Schiff in seiner Gesamtheit sein mochte,
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