PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
andere Seite. Schutzanzüge wurden zerstört, Energiepacke sind knapp geworden, die Munition ebenso. Die Kampfroboter unserer Gegner funktionieren bloß noch mangelhaft. Sie unterliegen seltsamen Effekten, die man am besten mit Desorientierung umschreiben könnte.
Ich sehe drei unserer Feinde. Es handelt sich um diese unförmigen Fettklumpen. Sie sitzen auf dem Boden, eng umklammert, und schieben sich gegenseitig seltsame Dinge in die Mäuler. Ich könnte sie töten – doch ich schrecke zurück, ohne zu wissen, warum.
Entwickle ich etwa Skrupel? Was für eine angsterregende Vorstellung ...
Trasur Sargon feuert wieder, er wird von zwei anderen Schützen unterstützt. Wahrscheinlich vom überlebenden Zwilling und von Marie-Louise.
Unweit von mir explodiert ein halbmannsgroßer Container. Metall biegt sich nach innen, gummiartige Substanz strömt aus der Lücke und verhärtet rasch. Ich habe keine Ahnung, wozu das Zeug gut ist – aber es stinkt erbärmlich. So sehr, dass es mir die Nasenhaare wegätzt.
Die Xylthen erwidern das Feuer. Ich sehe einen der Schützen. Er hockt in der obersten Reihe eines stehen gebliebenen Regals. Sein erhöhter Platz erlaubt ihm einen besonders guten Blick über die Halle.
Unsere Feinde haben sich breit aufgefächert. Es ist offensichtlich, dass sie uns erwartet haben. Es ist der Umsicht Trasur Sargons zu verdanken, dass sie uns nicht überraschen konnten.
Ich schleiche auf das Regal zu. Leise, wie ein Schatten, von einer Deckung zur nächsten. Mein Herz rast wie verrückt; nicht nur, weil mich die Jagdlust gepackt hat. Nach mehreren Wochen im Bett habe ich jegliche Kraft eingebüßt, und jeder einzelne Schritt geht an die Substanz.
Doch die Reflexe funktionieren noch, auch die über Jahrzehnte antrainierte Geschicklichkeit im Nahkampf ist mir geblieben. Ich hangele mich die Regalreihen hoch, leise und unbemerkt, gehe hinter dem Xylthen in die Hocke und bin bereit, meine Arbeit zu vollenden.
Er spürt mich. Er muss ausgezeichnete Instinkte haben. Doch ich bin zu schnell für ihn. Ich habe das Messer bereits bei der Hand. Ich weiß ganz genau, wo ich zustechen muss, und vollende binnen weniger Sekunden mein blutiges Werk.
Ich fange den Xylthen auf, bevor sein Oberkörper auf den metallenen Untergrund kracht, und lege ihn behutsam nieder.
Ich verschaffe mir rasch einen Überblick. Seitlich rechts von mir befindet sich das Gros der bewaffneten Xylthen. Die Mehrzahl unserer Gegner hält sich im Hintergrund. Sie besitzen kaum noch Schusswaffen und beschäftigen sich damit, die badakkschen Kampfroboter zu instruieren. Sie liegen allesamt wie auf einem Präsentierteller vor mir. Mit einigen gezielten Schüssen könnte ich gut und gern die Hälfte von ihnen töten, bevor sie überhaupt bemerken, was mit ihnen geschieht. Doch die Überlebenden hätten mich ebenso in der Falle wie ich sie zuvor. Mein Tod wäre eine beschlossene Sache – und das sind Aussichten, die mir ganz und gar nicht gefallen.
Also entscheide ich mich anders.
Wo sitzt der Anführer des Trupps?
Ich nehme mir die Zeit und beobachte unsere Feinde, während der Kampf seinen Fortgang nimmt. Ich nehme in Kauf, dass einige meiner Gefährten ihr Leben lassen; doch das fällt mir nicht sonderlich schwer.
Zwei Xylthen und ein Badakk fallen mir auf. Sie verwickeln den Dosanthi in ein Gespräch. Doch das Wesen, das mich trotz seiner aufrechten Körperhaltung an eine Hyäne erinnert, zeigt sich seltsam reserviert und zögerlich.
Ich begutachte die erbeutete Xylthen-Waffe. Sie ist nicht personalisiert, ich verstehe ihre Funktionsweise instinktiv. Sie liegt gut in der Hand, ist bestenfalls ein wenig zu schwer.
Ich lege an und ziele sorgfältig. Mir bleiben bestenfalls zwei Sekunden für vier Schüsse. Alle müssen sitzen. Was mir vor einigen Wochen wie eine leichte Übung erschienen wäre, bereitet mir nun gehöriges Kopfzerbrechen. Meine Hände zittern, der Magen fängt wieder an zu schmerzen. Nicht jetzt, bitte nicht ...
Ich schließe die Augen und konzentriere mich. Denke an den Geruch des Sogo-Krauts. Daran, was es mir gegeben und was es mir genommen hat.
Ich war immer so stolz auf meine Unabhängigkeit und auf die Weise, wie ich Probleme bereinigt hatte. Niemand hatte mir etwas tun können, mein ganzes Leben war mir so leicht und unkompliziert erschienen. Doch nun, da sich die Welt nicht mehr durch die rosarote Brille betrachten lässt, fühlt sich alles zäh und schwer an.
Ich schiebe den Gedankenwirrwarr beiseite,
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