PR 2653 – Arkonidische Intrigen
Essoya-yonki«, sagte der mit dem Desintegratormesser und warf einen Blick in die Runde. »Man sollte meinen ...«
Keiner erfuhr, was er sagen wollte. Gurgelnd sank einer der beiden Männer, die Cregon festhielten, in sich zusammen. Tormanac sah, dass seine elegante Kleidung quer über den Leib in Fetzen hing, als sei sie in breite Streifen geschnitten worden, und dass sie sich blutig färbte.
Der andere Wachmann wurde förmlich zur Seite geschleudert, und der mit dem Messer reagierte den Bruchteil eines Lidschlags zu spät. Cregon hatte den einzigen Moment ausgenutzt, in dem der Mann durch seinen Rundumblick abgelenkt gewesen war. Trotzdem riss die Desintegratorklinge eine blutige Schramme quer über Cregons Gesicht.
Die Hand des Alten zuckte vor. Cregon umklammerte das Handgelenk seines Gegners nur für einen Augenblick. Das Messer fiel zu Boden, Blut rann über den Arm des Mannes, der sich dennoch nicht geschlagen gab und wieder angriff.
Diesmal sah Tormanac, was geschah. Mit einer hastigen Bewegung zog Cregon seine rechte Hand quer über den Oberkörper seines Gegners. Die Fingernägel zerfetzten die Kleidung, schnitten die Haut des Mannes auf und drangen wohl millimetertief ins Fleisch ein. Die Wunde war keineswegs tödlich, aber sie blutete sehr stark.
Der Bewaffnete, der Tormanac in Schach gehalten hatte, wandte sich Cregon zu und drückte ab. Der Paralyseschuss ging trotzdem fehl, weil Tormanac gleichzeitig vorsprang und zuschlug. Er riss die Waffe an sich und streckte eine hemmungslos schreiende Verkäuferin nieder, dann wandte er sich Cregon zu.
»Musste das sein?«, fragte er heftig.
»Kümmere dich um deine Angelegenheiten«, antwortete der Alte. »Ich habe eine offene Rechnung beglichen. Mehr musst du nicht wissen, es ist meine Privatsache.«
8.
Loyalität
Zuerst war da nur ein vages Geräusch wie ein fernes Rauschen, doch es näherte sich rasend schnell. Ein Knirschen durchlief das Gewölbe, das Tormanac da Hozarius soeben betreten hatte. Staub rieselte aus der Höhe, und ein dumpfer, muffiger Geruch breitete sich aus, eine Mischung aus Nässe, Moder und Desinfektionsmitteln.
Tormanac spürte die stärker werdende Erschütterung des Bodens. Feinstes keramisches Fliesenmaterial war anstelle der üblichen Kunststoffmischungen verarbeitet worden. Ausgerechnet in dieser Umgebung auf sündhaft teures Material zu stoßen, hätte er nicht erwartet.
Jakallan war bis vor wenigen Jahrzehnten eine der angesagten Welten gewesen. Mittlerweile war der Rausch verflogen, geblieben war triste Katerstimmung.
Die Erschütterungen kulminierten. Zum Greifen nahe raste der Rohrbahnzug hinter den aufwendigen Backsteinmauern vorbei. Er bot nicht die schnellste, aber die zuverlässigste Verbindung quer über den Kontinent. Das Rauschen verklang rasch.
Tormanac orientierte sich. Das weitläufige Werftgelände, abgesperrt und dennoch von denen wieder in Besitz genommen, die einst dort gearbeitet hatten, war ein Labyrinth. Man hatte ihm gesagt, wohin er sich wenden sollte.
Bis vor wenigen Jahren waren an diesem Ort Raumschiffe entstanden. Keine großen Flotteneinheiten, sondern Nutzfahrzeuge im Fracht- und Passagierbereich. Aber seit die ergiebigen Rohstofflager des Planeten ausgebeutet waren, gehörte das der Vergangenheit an. Mit den Rohstoffen waren auch die Aufträge ausgeblieben.
Ausgeweidet. Alles technisch Verwertbare abgebaut. Morbide Endzeitstimmung, wenn auch auf einer vergleichsweise jungen Welt, zumindest wenn man die Besiedelung durch Arkoniden dafür als Maßstab nahm.
In den wenigen Wochen, die Tormanac mit Cregon auf Jakallan weilte, hatte er gelernt, was Ausbeutung um jeden Preis bedeutete. Der Planet gehörte zum hochadligen Ragnaari-Khasurn. Auf Arkon war das eine der feinen Adressen. In der Weite der Dashkon-Sternwolke sah das anders aus, dort gab es keine Tradition und kaum eine Öffentlichkeit, die als Regulativ gewirkt hätte. Die Galaxis nahm von den einst verborgenen Sternhaufen wenig Notiz, was nicht zuletzt auch TRAITOR zuzuschreiben war. Es lag noch manches im Argen, da hatte Neues nicht den Stellenwert, der ihm für gewöhnlich zugekommen wäre.
Tormanac hatte sehr wohl erkannt, was von Cregon und ihm erwartet wurde; Seine Erhabenheit Imperator Bostich I. kümmerte sich um vieles, was eines Tages bedeutungsvoll werden konnte. Der Vorsitz des Galaktischen Rates war für ihn eine Gratwanderung, die viele nicht verstanden. Nicht verstehen wollten ... Ein Mann wie Cregon war da gerade
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