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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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angelegten Prachtgärten der Kristallwelt entlockten ihm bestenfalls ein beiläufiges Seufzen, erst in der Nähe von Geröll- und Gesteinswüsten geriet er ins Schwärmen. Tormanac hatte das mehrmals erlebt, deshalb überging er Ghlesduuls verschlossenen Gesichtsausdruck mit einem Achselzucken.
    »Der Flug nach Urengoll wird weniger als eine Tonta in Anspruch nehmen.« Die Bordpositronik empfing die beiden Passagiere ohne formelle Begrüßung. »Vorgesehener Landepunkt ist Epetrans Hain. Der Ka'Marentis gibt euch Gelegenheit, die Gästesuiten im Trichterbau zu beziehen, will danach aber schnellstmöglich mit euch reden.«
    »Der Anlass dafür ...?«, fragte Tormanac.
    »Aktakul da Urengoll wird euch persönlich informieren«, antwortete die Positronik. Ob das als Antwort auf Tormanacs Frage gedacht war, gab sie nicht zu verstehen. »Der Ka'Marentis räumt euch eine halbe Tonta ein, dann sollt ihr bereit sein. Ein Diener wird euch abholen. Das ist alles.«
    Tormanac verzichtete auf eine Nachfrage. In Kürze würde er dem Wissenschaftler ohnehin gegenüberstehen.
    Aktakul war alt: Nach Standardjahren hatte er mittlerweile ein sehr hohes Alter von 213 erreicht. Es lag nahe, gesundheitliche Probleme des Ka'Marentis' in Erwägung zu ziehen.
    Shallowain war rund siebzig Jahre jünger gewesen, als er keinen Ausweg mehr gesehen hatte.
    Seine Loyalität hat ihm den Tod gebracht. Nach seinen eigenen Prinzipien konnte er nicht anders handeln.
    Tormanac ballte die Hände zu Fäusten. Sein Mentor Shallowain hatte sich selbst das Leben genommen, doch andere hatten ihn zu dieser Verzweiflungstat getrieben.
    Das war ihm bewusst geworden, als er zum ersten Mal jene Nachrichtensendung gesehen hatte, die er mit anderen Informationen auf dem Speicherkristall immer bei sich trug.
    Shallowain hatte als Kralasene ebenso in einer besonderen Beziehung zu Seiner Erhabenheit Bostich I. gestanden, wie dies auf Aktakul zutraf.
    »Womöglich hat der Ka'Marentis Informationen für mich«, sagte Tormanac verhalten, eher zu sich selbst als zu Ghlesduul.
    Der Naat reagierte sofort darauf.
    »Welche Informationen?«
    »Nicht so wichtig.«
    Tormanac winkte ab – und Ghlesduul stieß ein dröhnendes Lachen aus.
    »Du solltest mich inzwischen besser kennen, Zhdopandel. Wäre es nicht so wichtig, hättest du es nicht zur Sprache gebracht.«
    »Das war nur eine Vermutung«, sagte Tormanac abwehrend. »Sie muss nicht zutreffen.«
    »Ich bin hartnäckig.«
    »Du bist lästig.«
    »Weißt du, wie lästig dir ein aktivierter Extrasinn wäre? Ihn könntest du nicht so einfach ignorieren.«
    Tormanac reagierte mit einer abwehrenden Geste. »Ich ziehe in Erwägung, dass Aktakul da Urengoll mir Informationen über die Hintergründe von Shallowains Tod geben will.«
    »Das hätte er längst tun können.«
    »Neue Informationen?«
    »Wer redet eigentlich noch von Shallowains Tod? Niemand außer dir. Offiziell ist er ohnehin lange vorher verstorben. Die Asche der Zeit deckt alles zu.«
    Tormanac schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich Shallowain verpflichtet, selbst über seinen Tod hinaus«, sagte er ungewohnt heftig. »Bislang habe ich alles erreicht, was ich haben wollte.«
    »Du hast keinen aktivierten Extrasinn«, berichtigte Ghlesduul.
    Tormanac schaute den Naat an, als wolle er ihn mit bloßen Händen erwürgen. Ein breites Grinsen stahl sich auf seine verhärteten Züge.
    »Ich habe dich als Ersatz«, sagte er. »Nur gibst du mir schlechte Ratschläge.«
     
    *
     
    In der optischen Erfassung erschien die Eiswelt Urengoll wie ein schmutziger Schneeball. Im Licht der tief stehenden Sonne wurden Strukturen aus Grabenbrüchen und weitläufigen Gletscherspalten deutlich. Vieles davon so symmetrisch, dass es sich nur um die Spuren arkonidischer Besiedlung handeln konnte.
    Epetrans Hain, die zwanzig Kilometer durchmessende Hauptstadt des Planeten, war unter einer transparenten Kuppel errichtet worden. Die konsequente geometrische Einteilung stach schon von Weitem ins Auge. Rund 150.000 Wissenschaftler und Techniker hatten dort ihren Arbeits- und Lebensraum.
    »An Urengoll sind die acht Jahre spurlos vorübergegangen, an uns nicht«, stellte Ghlesduul fest.
    »An Aktakul wohl ebenso wenig«, sagte Tormanac. »Ich frage mich, ob wir einen Todkranken antreffen werden.«
    »Ein sehr alt gewordener Mann muss deswegen nicht todkrank sein.«
    Im Zentrum der Stadt ragte der Trichterbau auf wie ein monströses Pilzgewächs. Fünfhundert Meter hoch, fünfhundert Meter an

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