PR 2654 – Zeichen der Zeit
Hozarius.
Da der Wissenschaftler nicht antwortete, zeigte Tormanac auf jenen Aktakul, der Ghlesduul und ihn geführt hatte. Es war ohnehin eine Fünfzigprozentchance, solange er sich nur zwischen zwei Personen entscheiden musste.
»Nicht, dass ich einen Fehler an seiner Erscheinung oder seinem Verhalten bemerkt hätte ...« Tormanac wandte sich dem zweiten Aktakul da Urengoll zu. »Aber ich halte ihn für die Kopie. Du hast uns nach Urengoll zurückgerufen. Dein geschwächter Zustand könnte der Grund dafür sein.«
»Du siehst das als logisch an?« Der Aktakul, mit dem Tormanac redete, richtete sich ein wenig auf. Die Anstrengung war ihm anzumerken, trotzdem verzichtete er auf stützende Antigravfelder.
»Geschwächt ...« Aktakul da Urengoll lauschte dem einen Wort, als erscheine es ihm geradezu wie eine Verheißung.
»Ich weiß, dass mein Leben zu Ende geht ...« Abwehrend hob er die Hände, aber sogar das wirkte plötzlich schwerfällig, als bereitete es ihm große Mühe. Schweißperlen schimmerten auf seiner Stirn und versickerten in den buschigen Brauen. »Kein Bedauern – und keine Beschwörung der medizinischen Künste. Das Alter ist keine Krankheit, die ein Medoroboter mit einer Infusion behandeln könnte. Und Bostich wird mir seinen Aktivatorchip nicht überlassen.«
Aus Aktakuls Lachen wurde ein Hustenanfall. Erst nach einigen Augenblicken fand er die Sprache wieder.
»Es wäre ohnehin zu spät für einen Zellaktivator«, behauptete er. »In diesem Zustand möchte ich nicht konserviert werden.«
Tormanac nutzte die Gelegenheit, um sich umzuwenden. Der andere Aktakul, der ihn vor der Suite abgeholt hatte, war verschwunden.
Tormanac fragte sich, ob er es mit einem perfekten Holo zu tun gehabt hatte oder mit einem Roboter. Womöglich wollte der Ka'Marentis auf diese Weise weiterhin in der Öffentlichkeit agieren, doch auf Dauer fiele ein solches Spiel auf. Einige Tage, im günstigsten Fall sogar Wochen, länger konnte ein Täuschungsmanöver nicht unentdeckt bleiben. Das wäre vor tausend oder zweitausend Jahren eher denkbar gewesen, als hochempfindliche Sensoren noch regulären Einsatzkräften vorbehalten gewesen waren.
Aktakul musterte ihn, als frage er sich, was in Tormanac vorgehen mochte. Der Ka'Marentis atmete schwer.
Er hat Schmerzen, erkannte Tormanac. Aber er versucht, sich nichts anmerken zu lassen.
»Ich habe gut gelebt und mein Leben ausgekostet«, sagte Aktakul da Urengoll unvermittelt. »Meinen Erfolg verdanke ich meinem Extrasinn, vor allem aber Bostich. Seit unserer Jugend sind wir Freunde ...«
Sein Blick bekam etwas Aufforderndes, fast schon Zwingendes.
Tormanac überraschte, dass Aktakul den Augenkontakt suchte. Viele wären in dieser Situation zurückgewichen, Tormanac hielt dem Blick stand. Eine Willensstärke wie die des arkonidischen Chefwissenschaftlers hatte er zuletzt bei Shallowain gespürt. In mancher Beziehung waren die beiden einander ähnlich, und womöglich hatten sie das selbst nicht einmal geahnt.
»Es geht um deine Zukunft, Tormanac da Hozarius«, sagte Aktakul heftig. »Deshalb habe ich dich gerufen. Glaub nicht, dass ich deine innere Unruhe nicht bemerkt hätte. Ebenso wenig ist mir entgangen, dass du dir unerfüllbare Ziele setzt. Du bist heute noch der Jäger, als der du Urengoll zum ersten Mal betreten hast.«
Tormanac setzte zu einer Erwiderung an, doch der Ka'Marentis schnitt ihm schroff das Wort ab.
»Sag nichts, was einer von uns beiden bereuen könnte! Wer sein Leben liebt, rührt besser nicht an kritischen Dingen und versucht stattdessen, sich zu arrangieren. Andere führen zu Ende, was sie glauben tun zu müssen, sie sind allerdings bereit, jeden nur denkbaren Preis dafür zu zahlen. Die Entscheidung kann keinem abgenommen werden.«
Jedes Wort traf.
Tormanac da Hozarius fühlte sich bis auf den Grund seiner Seele durchschaut. Was Aktakul sagte, war eine unmissverständliche Warnung, nur ließ er mindestens ebenso viel offen und unausgesprochen.
»Du brauchst eine Aufgabe, die dich ausfüllt«, sagte der Ka'Marentis. »Das zu erkennen ist nicht schwer. Ich unterbreite dir zwei außergewöhnliche Vorschläge ...«
Was hatte Aktakul vor? Tormanac war überrascht, dass sich ihm Wege öffneten, die er noch vor Kurzem nicht für denkbar gehalten hatte. Sein Stammbaum wies zwar tief in der Vergangenheit einige bedeutende Imperatoren auf, doch längst gehörte der Hozarius-Khasurn nur mehr dem mittleren Adel an.
Andererseits: Wer wusste besser als
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