PR 2654 – Zeichen der Zeit
gesetzt werden sollte. So sagten die Akonen.
*
»Ich habe ein ungutes Gefühl dabei«, platzte Tormanac heraus, als Ghlesduul seine Unterkunft betrat.
»Ein Gefühl?«, wiederholte der Naat. »Konkretisiere es, dann weißt du, was du davon halten darfst.«
»Ich frage mich, was die Akonen dazu bewegt, alles und jeden in ihr System einzuladen. In dieser Hinsicht waren sie nie so freizügig. Sie haben sich früher sogar gegenüber allen anderen abgeschottet.«
»Ist es nicht ihr Recht, sich weiterzuentwickeln und zu verändern? Im Allgemeinen nennt man das Evolution. Und diese Abschottung, von der du sprichst, ist mehrere Generationen her.«
Tormanac schaute auf die Sternkarte, die er schon betrachtet hatte, bevor Ghlesduul erschienen war.
»Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gelange ich zu der Einsicht, dass die Akonen viele Gründe hätten, sich zurückzuziehen und niemanden an sich heranzulassen. Sie haben über Jahrtausende hinweg ohne Kontakte gelebt, um ihre Heimat zu schützen. Aber jetzt, nach der Zerstörung ihrer Mutterwelt Drorah durch die Terminale Kolonne, wollen sie plötzlich nicht mehr allein sein? Ich verstehe das nicht. Bricht in ihnen nach einem halben Lebensalter erst der Schock aus – oder warten sie darauf, dass ihnen alles genommen wird? Mit logischen Überlegungen kann ich das jedenfalls nicht nachvollziehen.«
»Wir werden die Hintergründe erfahren. Morgen.« Ghlesduul griff nach dem Steuerblock für die Bildwand und schaltete auf schnelle Wiederholung.
Eine Fülle aufbereiteter Daten erschien. Ein geschichtlicher Abriss über das Blaue System der Akonen und ihre selbst gewählte Isolation. Informationen über TRAITOR und die Besetzung Drorahs durch die Mor'Daer der Terminalen Kolonne. Der Dunkle Obelisk war zu sehen, der auf dem Planeten errichtet worden war, die Markierung für alle zur Verwertung bestimmten Himmelskörper.
Schließlich das Erscheinen einer Operationsflotte der Terminalen Kolonne und Ortungsbilder, die in drastischer Eindringlichkeit zeigten, wie begonnen wurde, die Oberfläche des Planeten in Proto-Kabinette zu zerlegen. Nach der erfolgten Parzellierung hatten Kolonnen-MASCHINEN die verbliebenen Überreste des einst stolzen Planeten in Energie umgewandelt.
»Es muss den Akonen wie ein Makel erschienen sein, dass die Strukturbrenner-Torpedos zu spät entwickelt wurden, um Drorah zu retten«, stellte Tormanac fest. »Mit Blick auf die akonische Mentalität wäre das aber nur ein Grund mehr, sich verbittert von der Galaxis abzuwenden.«
»Sie reden von einem Zeichen, das sie setzen werden«, erinnerte Ghlesduul.
»Ich kann mir nur vorstellen, dass es ein Zeichen für oder gegen die Gemeinschaft sein wird. Vielleicht werden sie dem Galaktikum den Rücken kehren. Aber dafür alle einzuladen, als gäbe es ein Wunder zu bestaunen, kann ...?«
Kurze Zeit später – der Naat hatte die Unterkunft wieder verlassen, um sich unter der Besatzung des Flaggschiffs umzuhören – erhielt Tormanac über das Kom-System eine geschriebene Nachricht. Sie hatte an der Datenwand Bestand, bis er den Text gelesen hatte, danach löste sie sich auf, ohne Spuren zu hinterlassen.
Jemand an Bord der THANTUR-LOK behauptete, wichtige Informationen für ihn zu haben. Tormanac schaffte es jedoch nicht, den Weg der Nachricht nachzuvollziehen und den Absender herauszufinden.
Bostichs Flaggschiff gehörte zur GWALON-Klasse, ein Khasurn-Typ mit einem Kugeldurchmesser von 2400 Metern. Die Stärke der Stammbesatzung pendelte um die fünftausend Personen, hinzu kamen je nach der Anzahl der mitgeführten Beiboote bis zu dreitausend weitere Mannschaftsmitglieder.
Der unbekannte Absender der Nachricht hatte ein Treffen unter vier Augen vorgeschlagen. Tormanac ahnte, worauf er sich einlassen würde, sobald er den genannten Treffpunkt aufsuchte. Andererseits war seine Neugierde geweckt.
Noch blieb ihm etwas Zeit.
Tormanac legte eine verschlüsselte Datei an, die er Ghlesduul übermittelte, anschließend verließ er seine Unterkunft.
*
Ein Mann erwartete ihn.
Tormanac war sicher, dass er diesen Arkoniden nie zuvor gesehen hatte. Bei der Besatzungsstärke der THANTUR-LOK war das kaum verwunderlich. Einige hundert Männer und Frauen kannte Tormanac beim Namen, die anderen Gesichter wechselten.
Der Unbekannte, der ihm freundlich abwartend entgegensah, hatte keine Besonderheiten. Er war ein Mann wie viele an Bord des Flaggschiffs, die unauffällig ihre Arbeit versahen und
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