PR 2654 – Zeichen der Zeit
sich damit zufriedengaben.
»Tormanac da Hozarius, ich danke dir, dass du gekommen bist«, eröffnete ihm der Fremde. »Ich war nicht sicher, ob du meine Nachricht interessant finden würdest ...«
»Es hätte einfachere Wege gegeben.«
Ein Allerweltsgesicht. Das schulterlange weiße Haar glatt zurückgekämmt, um Lippen und Augenwinkel hatten sich die Spuren häufigen Lächelns eingeprägt. Mittelgroß, schlank und zweifellos sehr beweglich. Tormanac hätte sich gewundert, wenn der Mann nicht ein ausgezeichneter Dagor-Kämpfer gewesen wäre. Er trug eine legere Bordkombi, die nicht verriet, in welchem Bereich des großen Schiffes er eingesetzt war.
Tormanac selbst hatte einen einfachen Kampfanzug angelegt. Überrascht registrierte er, dass sein Versuch scheiterte, von seinem Gegenüber holografische Aufnahmen zu speichern. Offensichtlich verfügte der Mann über beträchtliche technische Möglichkeiten. Das an sich war nicht außergewöhnlich – das wurde es erst angesichts der Tatsache, dass sie sich an Bord von Bostichs Flaggschiff befanden.
»Ich denke, dass es unnötig ist, wenn wir uns um eine ungezwungene Konversation bemühen«, sagte Tormanac.
»Gut, das ist vernünftig«, bestätigte der andere. »Man ist auf dich aufmerksam geworden, Tormanac. Hinzu kommt die Feststellung, dass du dich loyal verhältst.«
»Ach?«
Der Mann ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.
»Um es genau zu sagen, man hat bemerkt, dass du arkonidische Traditionen pflegst. Und es ist nicht verborgen geblieben, dass du die SENTENZA akzeptierst, sie als Organisation richtig einordnest ...«
»Und?«, fragte Tormanac, als der andere im Satz verhielt.
»... und sie vielleicht sogar schätzt. So ist es doch, oder?«
Tormanac blieb unbewegt. Er dachte nicht daran, sich in irgendeiner Weise zu äußern, solange er nicht wusste, wen er wirklich vor sich hatte.
»Nun gut«, sagte der andere. Sein leicht amüsiertes Lächeln verriet, dass er Tormanacs Zögern verstand. »Es gibt gewisse Informationen. Wir würden sie dir probeweise zur Verfügung stellen, falls du das akzeptierst.«
»Wirtschaftliche Informationen?« Tormanac fuhr sich mit einer Hand über den Nacken. »Ich vermute, dass es sich um brisante politische Themen handelt.«
»Man wird sehen, was du damit anfängst.«
Tormanac zögerte, allerdings wich er dem forschenden Blick seines Gegenübers nicht aus. Ihm war durchaus klar, in welche Falle er sich selbst hineinmanövrierte, sobald er auf das Angebot einging.
Die Informationen, von denen der Mann sprach, mochten wichtig sein. Für ihn wichtig. Nahm er sie an, machte er sich erpressbar und schuldete jemandem einen Gefallen. Er zweifelte nicht daran, dass dieser Jemand danach jederzeit würde beweisen können, dass Tormanac da Hozarius ihm eine Menge schuldete.
»Ich würde dir gern Bedenkzeit einräumen, aber das ist unmöglich. Die Angelegenheit ist extrem brisant. Die Informationen würden ihren Wert verlieren und ...«
Tormanac winkte ab. Ihn zu drängen war der falsche Weg. Und bestimmt konnte er davon ausgehen, dass der oder die Unbekannten im Hintergrund nicht so knapp kalkulierten, dass ihre Informationen zu schnell verfielen.
Morgen?, ging es ihm durch den Sinn. Das erschien ihm auf Anhieb plausibel, und es deckte sich mit seinem unguten Gefühl.
Das Ganze war ein riskantes Spiel, nicht nur für ihn, sondern ebenso für die andere Seite. Auch ohne mit Ghlesduul zu reden, war Tormanac sich dessen bewusst, dass jemand versuchte, ihn in Abhängigkeit zu bringen.
»Wer steht hinter dir?«, fragte er.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Lassen wir das Marschiere-Viel doch seinen eigenen Weg gehen«, schlug er vor. »Etwas erzwingen zu wollen hilft uns beiden nicht weiter.«
Sein Gegenüber hatte sehr schnell die SENTENZA namentlich erwähnt. Tormanac ging davon aus, dass gerade das einfach dahingesagt worden war, eine falsche Spur. Wenn er darüber nachdachte, blieb eigentlich nur eine Antwort auf seine Frage offen, unabhängig davon, ob Ghlesduul später vielleicht widersprechen würde.
Schritte näherten sich. Mehrere Besatzungsmitglieder kamen aus einem Seitenkorridor und eilten vorbei. Tormanac wartete, bis sie außer Sichtweite waren.
»Ich bin immer dankbar für wichtige Informationen!«, sagte er. »Ich hoffe, man hat dieselbe Vorstellung von wichtig wie ich.«
»Zweifellos.« Der Mann griff in eine Seitentasche seiner Kombi und brachte einen kleinen Datenspeicher zum Vorschein. Er reichte
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