PR 2654 – Zeichen der Zeit
Tormanac das Kristallplättchen.
»Dieses Gespräch hat natürlich niemals stattgefunden!«, erklärte er.
*
Tormanac hatte nicht versucht, dem Mann zu folgen, er war überzeugt davon, dass der geheimnisvolle Bote Vorkehrungen getroffen hatte, das zu verhindern. Vermutlich würden sie einander ohnehin wieder begegnen. Spätestens, wenn die andere Seite den Preis für ihre Vorleistung einforderte.
Er hätte ablehnen sollen, dessen war sich Tormanac bewusst.
Dass er es nicht fertiggebracht hatte, war das andere. Trotzdem würde er wieder genauso handeln, egal, was sich über ihm zusammenbraute.
Natürlich war er längst nicht am Ziel, die Leute aufzufinden, die Shallowains Tod verursacht hatten. Seit Jahrzehnten suchte er. Offenbar hatten nun sie ihn gefunden, nicht umgekehrt. Aber das war egal.
Im Laufschritt eilte er in sein Quartier zurück und aktivierte den Datenträger.
Er hatte richtig vermutet, dass die erhaltenen Informationen den kommenden Tag im Akon-System betrafen.
Mehrere Dateien waren gespeichert. Tormanac überflog den Inhalt der ersten. Er stutzte, las erneut.
Ein Zeichen sollte gesetzt werden, ein Fanal, so hieß es in der Einladung von Akon.
Das Zeichen, erkannte Tormanac da Hozarius, war allerdings gigantisch.
Es ging um Yrsah, den nach der Vernichtung der Hauptwelt Drorah achten Planeten des Blauen Systems. Nacheinander sollten seine achtunddreißig kleinen Monde gezündet werden, sodass in Interkosmo-Schriftzeichen der Namenszug Drorah entstehen würde.
Das exakt auszuführen war zweifellos eine logistische Meisterleistung. Allerdings fragte sich Tormanac, was außer einem Showeffekt damit erreicht werden sollte. Der Name des verlorenen Planeten würde nicht sehr lange überdauern, von einem fehlenden Nutzen dieser brachialen Aktion ganz zu schweigen.
Sicher, die kleinen Monde hatten so gut wie keinen Einfluss auf die Gezeitenkräfte des Systems. Doch konnte niemand Zerstörung mit weiterer Zerstörung ungeschehen machen.
Tormanac da Hozarius stutzte, als er die nächsten Informationen öffnete.
Eine irrwitzige Spekulation stach ihm ins Auge. In ihr verbarg sich eine Brisanz, deren Ausmaß er zumindest auf Anhieb nicht abzuschätzen vermochte.
Dort stand, dass durch den Einsatz eines oder mehrerer Situationstransmitter der Sonne Akon eine Masse von drei mal zehn hoch neunundzwanzig Kilogramm entzogen werden sollte. Beabsichtigt war, diese Masse zum Gasriesen Yrsah zu übertragen, der sich daraufhin unter Einbeziehung seiner vier großen Monde sowie der gezündeten kleinen Monde zu einem neuen roten Zwergstern entwickeln würde.
Und was, wenn Unbekannte genau diesen Ablauf manipulierten? Wenn sie statt des beabsichtigten Transfers der Sonnenmaterie vier weitere Gasriesen des Blauen Systems mit Yrsah vereinigten?
Unmissverständlich aufgelistet, wenngleich als spekulativ gekennzeichnet, waren die Planeten sieben, neun, zehn und siebzehn, also Fa-Gyr, Dekon, Godron und Merzon.
Tormanac glaubte nicht, dass es nötig war, die angegebene Masse nachzurechnen. Angegeben waren zwei Komma zwei mal zehn hoch siebenundzwanzig Kilogramm, die, durch einen Halbraumtunnel in die ohnehin instabile Sonne geschleudert, das Zentralgestirn in eine Supernova verwandeln würden.
Tormanac da Hozarius stieß eine Verwünschung aus.
Wie auch immer: Ein solches Geschehen würde unweigerlich das Ende des Akon-Systems nach sich ziehen und alle versammelten Raumschiffe in den Strudel des Untergangs reißen.
Wie hatte er erst vor wenigen Tontas festgestellt? Es müsse den Akonen wie ein Makel erschienen sein, dass nie ernsthaft versucht worden war, Drorah vor der Terminalen Kolonne zu retten.
Offenbar hatte nicht nur er diese Intuition.
Eine schlimmere Anklage gegen die Völker der Galaxis als jene, sie hätten die Heimatwelt der Akonen niemals ausreichend vor TRAITOR geschützt, konnte Tormanac sich kaum vorstellen.
Vor allem wollte er sich nicht die Zahl der Toten ausmalen, die eine solche Katastrophe zwangsläufig fordern würde.
Und später? Die Milchstraße würde sich gegen Akon erheben und die Mörder jagen und zu Vogelfreien erklären. Ein Blutvergießen ohne Ende.
Tormanac rief Ghlesduul zu sich.
»Nur ein Bedrohungsszenario?«, fragte der Naat, nachdem er die Berechnungen nachvollzogen hatte. »Oder in Kürze Realität?«
»Ich fürchte, was hier als Spekulation wiedergegeben ist, wird morgen Realität«, sagte Tormanac und berichtete, wie er an die Daten gelangt war.
»Dir ist
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