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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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wolle sie sichergehen, dass niemand anderer etwas sagen wollte, ehe sie fortfuhr. »Warum willst du uns sprechen? Willst du Einspruch erheben gegen die Auflösung deines Amtes?«
    »Auflösung meines Amtes?« Bull schüttelte den Kopf. »Das hat keinerlei Bedeutung. Nicht im Vergleich zu dem, weswegen ich hier bin.«
    Anicee hob die Arme und winkte mit den Händen ihre Ratskollegen nach vorn. Stumm schoben sie sich um den Tisch.
    »Sag, warum du hier bist, und wir werden darüber beraten.«
    »Geheimbefehl Winterstille. Hast du ihn erteilt?«
    Anicee nickte. »Um Blutvergießen zu verhindern. Der Rat hat meine Entscheidung unterstützt.«
    »Du musst ihn wieder aufheben, oder es wird zu einer Katastrophe kommen, die sehr viele Leben kosten wird. Weißt du, dass Marrghiz eine Flotte angefordert hat?«
    Die Sprecherin zögerte mit der Antwort. »Ich weiß, dass er es erwogen hatte. Am Beschluss war ich nicht beteiligt.«
    »Eine Entsatzflotte mit mehreren zehntausend Sternengaleonen ist unterwegs. Die Sayporaner glauben nicht mehr, dass ihr die Bevölkerung in den Griff bekommen werdet. Sie werden Millionen weitere dieser schwarzen Eier abregnen lassen, bis wir mehr Nanofabriken in der Erde haben als Regenwürmer. Sie werden unsere Flotte zerschlagen, solange sie sich nicht wehren kann, und jeden Widerstand ersticken. Unschuldige Menschen sind bereits bedrängt und teilweise schwer verletzt worden, nur weil sie ihre Freiheit gefeiert haben.«
    Anicee schüttelte den Kopf. »Niemand wird die Flotte angreifen, solange sie im Verschlusszustand ist. Es ist die beste Sicherheit, die ich ihnen verschaffen kann.«
    »Bist du dir da so sicher?«
    »Die Sayporaner wollen keine Gewalt. Es ist diese Denkweise der Terraner, von der wir unsere Welt befreien wollen.«
    Bull machte einen Schritt auf Anicee zu. »Glaubst du wirklich noch an die Verpflichtung der Sayporaner zur Gewaltlosigkeit? Wie erklärst du dann die Toten des Angriffes auf Terra? Oder die Toten des Megabebens in der Zona Mexico? Wie erklärst du, dass sie sogar ihre eigenen denkenden und fühlenden Schiffe opfern, um uns unter ihre Macht zwingen zu können?«
    Anicee blinzelte. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst ...«
    »Ihre Schiffe. Die Galionsfiguren. Wir haben eine geborgen. Ein Utrofare, der sterben sollte, damit sein Schiff auf der Erde abstürzt und seine Ladung von Nanogenten verteilt. Er lebt, doch das ist nicht das Verdienst der Sayporaner, sondern unserer. Weil wir Menschen sind und menschlich handeln. Weil für uns jedes Leben zählt und niemand einfach geopfert wird.«
    Die junge Frau trat an den Tisch und legte eine Hand darauf, als wolle sie sichergehen, im Notfall einen Halt zu haben.
    »All das geht auf die Fagesy zurück«, sagte sie. »Sie handeln aus verständlichem Zorn, weil sie glauben, ihr hättet ihr Heiligtum gestohlen, den Leichnam von ALLDAR.«
    »Egal aus welchen Gründen – es macht ihr Handeln nicht besser! Vor allem, da sie ohne jeglichen Beweis weiter an dem festhalten, was ihnen eingetrichtert wurde und was schlichtweg gelogen ist. Und warum ist das so? Wer profitiert davon?«
    Anicee schüttelte den Kopf. »Der Verschlusszustand ist die bessere Alternative, um Blutvergießen zu verhindern. Warum sollte jemand die Schiffe angreifen? Es gibt keine Veranlassung dazu.«
    »Um ein Exempel zu statuieren. Wie in der Zona Mexico. Oder gegenüber den Programmierern der Holos, die die Fagesy so empörend fanden.«
    »Das kann ich nicht glauben. Chossom hat jegliches Vorgehen dieser Art verboten.«
    »LAOTSE?«
    Der Kopf auf dem Tisch rückte etwas näher heran. »Es hat tatsächlich Übergriffe gegeben. Einzelne Kommandanten der Fagesy haben terranische Schiffe angesteuert und sie geentert.«
    Anicee senkte den Blick auf ihre Finger auf der Tischplatte.
    »Es sind nicht nur diese Leben, Anicee«, sagte Bull. »Mit jedem Tag, mit jeder Stunde, die das Solsystem ohne seine Sonne und ohne unsere Ersatzlösungen auskommen muss, sterben unzählige Organismen. Der Lichtmangel lässt ihre Nahrungsquellen verdorren, und die Kälte bringt sie um. LAOTSE, wie viel Einfluss hat schon der bisherige Temperatursturz durch den Wechsel von der richtigen Sonne auf die Kunstsonnen gehabt?«
    »Schätzungen nach hat die Biodiversität um 1,3 Prozent abgenommen. Weitere drei Prozent sind ernstlich in Gefahr.«
    »Das mag jetzt nach nicht viel klingen, Anicee, aber vielleicht ist unter diesen paar Prozent der schillernde Fisch, den du als Kind so sehr

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