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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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wird's auch mit TARAS knapp.«
     
    *
     
    Reglos lag Bull auf dem Grund des Sees und starrte nach oben. Das Wasser war klar und der See nicht allzu tief. Er hatte alle Aggregate außer der Luftaufbereitung komplett heruntergefahren und sich wie eine Flunder tief in den Schlamm gedrückt. Dabei half die Farbanpassung der Camouflage.
    Das Boot legte vom Steg ab und kehrte zu Henrike Ybarris Anwesen zurück. Es hatte sehr gemächlich übergesetzt und ihm dabei den Rest der notwendigen Zeit gegeben, sich von dem Kellerausstieg bis zur Mitte des Sees zu bewegen und dort einzugraben. Zurück fuhr es ein Stück schneller. Ansom hatte es anscheinend eilig.
    Kaum waren sie über ihn hinweg, stieß Bull sich ab und glitt über den Seeboden weiter in Richtung der Klippe mit dem Schachteingang. Zwischen einigen Binsen hob er vorsichtig den Kopf aus dem Wasser.
    Der TARA stand direkt vor dem Schacht. Von den Fagesy war nichts zu sehen.
    Bull drehte den Kopf. Das Boot hatte längst das Anwesen erreicht. Ein Fagesy bewachte es, zwei weitere spähten von der Terrasse über den See. Einer stand an der Eingangstür Wache.
    Sie scheinen alle drüben zu sein. Der Anführer ist sicher bei Henrike.
    Er sah wieder zu dem TARA. Der Roboter würde nicht leicht zu überlisten sein. Womöglich war das aber auch gar nicht nötig. Der TARA mochte nicht zur Solaren Residenz gehören, doch es gab bestimmte Überrangkodes, die überall galten.
    Bull zog den IR-Sendestab aus dem Anzug, richtete ihn auf den Roboter und startete das Impulsmuster.
     
    *
     
    Für die Fagesy am Ufer sah es aus, als habe der Roboter eine Verfolgung aufgenommen. Er ruckte herum, ging zum Seeufer und verharrte dort eine Weile. Dann raste er am Ufer entlang zwischen den Bäumen hindurch, verschwand tiefer in den Wald, tauchte dann wieder auf. Einmal hob er sogar die Waffenarme und löste eine Salve aus. Rauch stieg dort auf, wohin er geschossen hatte. Er raste weiter.
    In diesem Moment trat Ansom vor die Tür. Er ließ seine Sehzellen die gesamte Umgebung einfangen und knatterte: »Am Schacht! Er entkommt!«
    Die anderen wandten ihre Aufmerksamkeit gerade schnell genug zur Klippe, um zu sehen, wie die Verkleidung vor der Schachttür zuglitt. Ansoms Schimpfkanonade trieb sie im Nu auf das für ihre Zahl und Größe viel zu knappe Boot.
    Der Fagesy, der schon zuvor gesteuert hatte, jagte die Nussschale in so halsbrecherischem Tempo über das Wasser, dass sie mehr als einmal zu kentern drohte. Am anderen Ufer ließ er sie einfach auf die Steine auflaufen, während die Soldaten bereits raussprangen. Sie rannten zum Schacht. Die Tür glitt auf.
    Der erste Fagesy sprang in den Schacht, Ansom direkt hinter ihm. Ein dritter folgte, doch der vierte blieb oben stehen, als er das Gebrüll seines Vorgesetzten hörte.
    Erneut stand der Schutzschirm vor der Eingangstür. Doch dieses Mal schloss er sie ein.
     
    *
     
    Niemand schützte Eins-Eins.
    Bull blieb einen Moment an der Ecke stehen und warf dann erneut einen Blick in den Gang.
    Es blieb dabei. Niemand schützte Eins-Eins. Alle mussten zu den Kämpfen im Turm abberufen sein. Vielleicht war es auch die für diesen Ort bestimmte Wache gewesen, die man zum Toplevel hochgeschickt hatte.
    Egal warum, er musste die Gelegenheit nutzen.
    Er hielt den schussbereiten Strahler in der Hand und öffnete die Tür. Als Erstes sah er LAOTSES Kopf über der Mitte des Konferenztisches schweben. Dann folgten die Mitglieder des Umbrischen Rats. Dreißig bleiche Gesichter starrten ihn aus großen Augen an.
    Sie standen alle vor dem großen Projektionsschirm, der normalerweise um diese Zeit die Skyline der Stadt zeigte. Im Moment sah man lediglich ein Netz von Lichtern und darüber tiefe Dunkelheit.
    Absolute Dunkelheit.
    Der Paratronschirm ist abgeschaltet!
    Beinahe hätte Bull losgejubelt. Doch es war noch lange nicht der Sieg. Alles, was sie erreicht hatten, konnte innerhalb kürzester Zeit bedeutungslos werden, wenn er versagte.
    Bull steckte die Waffe weg, trat durch die Tür und öffnete seinen Helm.
    »Keine Angst, ich will keinem von euch etwas tun«, sagte er mit erhobenen Händen. »Ich möchte nur mit euch reden. Vor allem mit Anicee.«
    Dreißig junge Erwachsene musterten ihn stumm. Bewegung kam erst in sie, als eine junge Frau sich nach vorn schob. Bull vermutete, dass es die gleiche war, die er schon zuvor gesehen hatte.
    »Hallo, Anicee!«, grüßte er sie mit einem Lächeln.
    »Hallo, Reginald!« Sie warf einen Blick zur Seite, als

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