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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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halten die Gemeinheit von Franz Buirmann und die Feigheit von Männern wie Sie sie gefangen?«
    Löher blinzelte ratlos. Sein Arm hob sich. »Aber ... aber ... das ist Clara Esleve!« Sein Finger deutete auf das stöhnende Folteropfer in der Ecke.
    Toufec war einen Augenblick wie gelähmt, dann stürzte er zu der Frau hinüber. Sie war nicht bei Bewusstsein. Erst aus der Nähe konnte er sehen, dass das, was er für Falten gehalten hatte, in Wahrheit Schmutzstreifen waren von den Tränen, die während der Folter über ihr Gesicht gelaufen waren und Schweiß und Ruß verschmiert hatten.
    Der Kopf war nicht kahl, sondern kahl geschoren. Unwillkürlich zog er den Marterkittel über ihre Blöße. Doch die Spuren von Knüppelschlägen auf einem zierlichen, mageren Körper hatten sich bereits in sein Hirn eingebrannt, die blutunterlaufenen Stellen, wo Rippen unter den Schlägen gebrochen waren, die Quetschungen, die Striemen ... und all die anderen Wunden, die stets mit stumpfen Instrumenten zugefügt worden waren, die kein Blut hervorbrachten, weil dies eine kirchliche Untersuchung war und der Grundsatz galt: Ecclesia abhorret a sanguine – die Kirche scheut das Blut.
    Im nächsten Moment stand er vor Löher. Er hatte den geringfügig größeren Mann gepackt und vor sich her gegen die nächste Wand geschoben.
    Löher keuchte. Toufec roch den Wein und die Angst in seinem Atem, so nahe war er ihm.
    »Du«, hörte Toufec sich knurren, »du warst auch bei ihrem Prozess dabei! Du hast zugelassen, dass man ihr das angetan hat. Du hast zugelassen, dass ein geisteskranker Junge gefoltert wurde. Du hast zugelassen, dass sie deinen Freund, den Bürgermeister, draußen vor der Stadtmauer verbrennen.«
    »Ganz ruhig«, sagte Pazuzu, weil Toufec angefangen hatte, den Hinterkopf des Schöffen im Takt seiner Worte gegen die Wand zu hämmern. Löher verdrehte bereits die Augen.
    »Dass so etwas geschieht, ist nicht die Schuld eines Scheusals wie Franz Buirmann!«, zischte Toufec. »Es ist die Schuld von ganz normalen Leuten wie dir, die sich nicht rechtzeitig den Scheusalen entgegenstellen!«
    »Was ... was wollen Sie ...?«, lallte Löher, halb besinnungslos. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin der Mann, der das tut, was du hättest tun sollen!«, stieß Toufec hervor. Er bekam sich langsam wieder unter Kontrolle. »Und du wirst mir dabei helfen!«
    »Lass ihn los!«, flüsterte Pazuzu. »Er braucht bloß den Gefängniswärter zu rufen, und wir sind in Schwierigkeiten.«
    »Er wird den Wärter nicht rufen, weil noch ein winziges Restchen von Ehre in seinem versoffenen Leib steckt«, sagte Toufec. »Habe ich recht, Herr Löher?«
    Der Schöffe war an der Wand heruntergerutscht und hockte auf dem Boden. Er stierte zu Toufec nach oben. Er nickte.
    »Wollen Sie uns von Buirmann befreien?«, wisperte er.
    »Nein, ich will Clara befreien. Von dem Hexenkommissar müsst ihr euch selbst losmachen.«
    »Was ... was erwarten Sie von mir?«
    Toufec atmete tief durch. Er legte sich den Plan zurecht, während er sprach. »Gehen Sie nach unten. Fragen Sie den Wärter, ob er gesehen hätte, wohin ich gelaufen wäre. Sagen Sie ihm, ich wäre davongelaufen, weil mir übel geworden wäre. Er wird nicht infrage stellen, dass ich den Turm verlassen habe; wahrscheinlich wird er sogar noch um die nächste Ecke mit Ihnen gehen und suchen helfen und froh sein, wenn Sie ihn nicht beschuldigen, im Dienst gepennt zu haben.«
    »Und Sie?«
    »Um mich geht es nicht. Es geht immer noch um Sie. Sie werden danach vergessen, dass Sie mich je gesehen haben, und dafür sorgen, dass Ihr Freund, der Wirt, es auch vergisst.«
    Löher nickte mit weit aufgerissenen Augen.
    »Hauen Sie ab!«, sagte Toufec. »Wenn Sie Ihre Seele retten wollen, tun Sie etwas, damit diese Barbarei endet!«
    Löher taumelte davon.
    Toufec kniete sich wieder neben Clara. Er strich ihr sanft über die verschmutzte, geschwollene Backe. Ihr Mund öffnete sich in einem Wimmern. Alle ihre Vorderzähne waren eingeschlagen. Toufec schloss die Augen und schluckte.
    »Pazuzu«, sagte er dann laut.
    Der Dschinn, der keiner war, materialisierte neben ihm. »Ich bin auf deine Anweisungen gespannt«, sagte er.
    Toufec nahm den Schultermantel ab. Noch während er es tat, verwandelte dieser sich in eine honigfarbene Scheinflüssigkeit. »Wie viel Nanogenten brauchen wir, um ihre Verletzungen so zu stabilisieren, dass wir sie transportieren können?«
    Pazuzu sprach nicht, er handelte. Toufec sah ihn in sich

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