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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hiesigen Gerichts sind – können Sie mir ermöglichen, mit den Gefangenen zu reden? Vielleicht kann mir einer von ihnen schon einen Baustein zum Untergang von Franz Buirmann liefern.«
    »Oder ein Stück Holz für seinen Scheiterhaufen.« Hermann Löher erhob sich schwankend, aber nicht ohne Würde. »Ich bringe Sie hin. Solange die Hinrichtung vollzogen wird, ist es am einfachsten.«
     
     
    6.
     
    Das Gefängnis, in dem die von Franz Buirmann verdächtigten Menschen festgehalten wurden, war einer der Türme der Stadtbefestigung. Schon nannten ihn die Rheinbacher nur den »Hexenturm«. Zwei Gefangene befanden sich darin. Einer war ein offensichtlich geisteskranker Junge, der in einer engen Einzelzelle vor sich hin schluchzte. Seine Hände lagen wie Fremdkörper in seinem Schoß, geschwollen und leblos.
    »Das ist Veit«, sagte Hermann Löher grimmig. Er schien auf dem Weg hierher nüchtern geworden zu sein. »Er ist nicht ganz richtig im Kopf. Sitzt manchmal auf dem Marktplatz, fängt Fliegen und reißt ihnen die Beine aus, sonst würde ich sagen, er kann keiner Fliege was zuleide tun. Eine Hexe ist das arme Schwein bestimmt nicht. Buirmann hat ihn der peinlichen Befragung unterziehen lassen, obwohl die Constitutio Criminalis seit hundert Jahren verbietet, Geisteskranke zu foltern.«
    »Was ist mit seinen Händen?«, fragte Toufec mit grausiger Faszination.
    »Die Schultern sind ausgerenkt. Sie haben ihn aufgezogen ... mehrmals.«
    Toufec hatte keine Ahnung, was das bedeutete, und wollte es auch nicht wissen. Er war froh, dass Pazuzu und mit ihm die Datenbank der TOLBA ebenso ahnungslos waren – oder dass Delorian die Informationsweitergabe unterdrückte.
    »Was bringt dem Hexenkommissar das Geständnis eines Verrückten?«, fragte Toufec. »Das beweist gar nichts.«
    »Buirmann bekommt pro durchgeführte peinliche Befragung Geld. Egal, was er einem antut – er gewinnt immer.«
    »Ich denke, Veit wird uns nicht weiterhelfen können, oder?«
    Löher schüttelte den Kopf. »Er kann sich nicht mal selbst helfen.«
    Es gab nur einen weiteren Gefängnisraum, im Dachgeschoss des runden Turms. Ein stöhnendes, kahlköpfiges Bündel Mensch lag darin auf dem Rücken, das Gesicht geschwollen. Zuerst hatte Toufec den Unglücklichen für einen alten Mann gehalten, dann wurde ihm klar, dass es eine alte Frau war. Sie trug einen besudelten Leinenkittel, der ihren Oberkörper bedeckte, aber verrutscht war, sodass Toufec genügend blutunterlaufene Haut sehen konnte, um zu erkennen, dass er keinen Mann vor sich hatte.
    »Die Schultern ebenfalls ausgerenkt«, sagte Löher. Er hatte das Gesicht verzogen und wies auf die Verletzungen der alten Frau. »Daumenschrauben, Schienbeinschrauben ... die Unterarme geschnürt, am Seil aufgezogen, geprügelt, in den Bock gespannt ...«
    Toufec hörte voller Grauen zu. Die Fußsohlen der Alten waren verbrannt. Löher schien zu sehen, wohin Toufec blickte.
    »... die Haut mit Schwefel und Fackeln gesengt«, vollendete er seine Aufzählung. »Sie wollte einfach nichts gestehen. Das Schwein hat ihr nicht mal den Marterkittel ausgezogen und ihr die eigene Kleidung zurückgegeben.«
    »Was geschieht mit ihr?«
    Löher zuckte mit den Schultern. »Wenn sie Glück hat, überlebt sie die Nacht nicht. Buirmann wird zwar schlecht dastehen, wenn ein Delinquent die peinliche Befragung nicht überlebt, aber er wird die Schuld auf den Henker schieben, der die Tortur vorgenommen hat.«
    »Gibt es weitere Gefangene?«, fragte Toufec, der sich hatte abwenden müssen. Das leise Stöhnen der alten Frau ging ihm durch Mark und Bein.
    Löher schüttelte den Kopf. »Außer draußen auf dem Schindanger – in Form von Asche.«
    Toufec erstarrte. In seinem Ohr hörte er Pazuzu flüstern: »Die Datenbank der TOLBA sagt aus, dass Clara Esleve noch nicht hingerichtet wurde.«
    Löher lehnte sich an die Wand. Er war bleich geworden. »Lassen Sie uns hier rausgehen«, krächzte er. »Der Geruch ... er geht mir an die Seele.«
    »Das ist der Geruch der Barbarei«, sagte Toufec. »Waren Sie bei der Verhandlung, die die Folter der Unglücklichen zugelassen hat, auch Schöffe?«
    Löher nickte. Er senkte den Kopf. Tränen tropften unter seinen geschlossenen Wimpern hervor.
    »Die Zeit drängt. Frag ihn«, sagte Pazuzu.
    »Ich suche nach Clara Esleve«, erklärte Toufec geradeheraus.
    Löher hob den Kopf. »Was?«, fragte er verwirrt. »Ich dachte ... Sie sagten ...«
    »Wo ist sie, Löher? Sprechen Sie! In welcher Kammer

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