PR 2659 – Toufec
nicht an all deine Anweisungen gehalten habe – dann verschwinde!«
Er trat vor und griff nach Delorian. Seine Hand fuhr durch den perfekt wirkenden Körper hindurch. Delorian sah an sich hinunter. Toufecs Arm steckte bis zum Ellbogen in seiner Brust. Er hob den Blick und begegnete dem Toufecs.
»Dachte ich's mir doch«, knurrte Toufec. »Irgendwo in all den Lektionen, die ich gelernt habe, kam das Wort Holoprojektion vor. Was und wo bist du wirklich, Delorian?«
Delorian verschwand mit einem kurzen Aufschimmern wie tausend Funken. »Ich erwarte dich auf der TOLBA«, klang seine Stimme scheinbar aus der Luft. »Alles wird so sein, wie du es erbeten hast.«
8.
Während die TOLBA wieder zurück zu Toufecs neuer Heimat Sanhaba reiste, besuchte dieser Clara Esleve in der Kabine, die Delorian ihr zugewiesen hatte. Clara war beinahe geheilt; die medizinischen Geräte auf der TOLBA hatten Wunder gewirkt. Sie lag noch im Bett, würde es aber spätestens verlassen können, wenn die TOLBA Sanhaba erreicht hatte.
Alles war anders. Delorian war nicht auf Toufecs Alleingang eingegangen, als die TOLBA die Erde verlassen hatte, aber dennoch spürte Toufec, dass sich ihr Verhältnis verändert hatte. Delorian schien nun größeren Respekt vor Toufec zu haben; gleichzeitig war er distanzierter geworden.
Aber auch Toufec wusste nicht mehr recht, was er von Delorian halten sollte. Hatte er seine Rettung und sein ganzes neues Leben einem Phantom zu verdanken, das nur eine Luftspiegelung war – so, wie man manchmal in der Wüste Wasser sah, wo es gar keines gab? Toufec hatte eine halbwegs klare Vorstellung, was eine Holoprojektion war, aber der Vergleich mit einer Fata Morgana schien ihm passender, wenn er nun an Delorian dachte.
Pazuzu zurückzuholen und gegen ein Imago auszutauschen, das wie Claras toter Körper aussah, war unkompliziert gewesen. Der Dschinn hatte den Rest des Tages und den größten Teil der Nacht im Kerker zubringen müssen, ohne dass irgendjemand ihn belästigt hatte. Dann war Toufec mit der Transportblase im Unsichtbarkeitsmodus durch die Wand geschwebt, hatte den Dschinn gegen das Imago ausgetauscht und war wieder abgeflogen.
Wesentlich schwerer war es nun, Clara gegenüberzutreten. Sie sah ihn mit großen Augen an, und er konnte in ihnen die Angst lesen, die sie vergeblich zu verstecken versuchte.
Als er sich neben ihrem Lager auf einen Stuhl setzte und nach ihrer Hand griff, zuckte sie zurück.
»Das alles lässt sich erklären«, sagte er und bemühte sich um ein Lächeln. Sein Herz schmerzte, wenn er sah, wie sie unwillkürlich versuchte, von ihm abzurücken. »Es sieht aus wie Zauberei, ist es aber nicht.«
»Warum hast du mich gerettet?«, fragte sie, und Toufec konnte deutlich hören, dass sie eigentlich hatte sagen wollen: »Warum hast du mich gerettet, Dämon?«
»Ich bin kein Dämon«, sagte er. »Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut. Dies hier ist nichts weiter als ein Schiff, das zwischen den Sternen reist.«
»Bring mich zu einem Pfarrer«, verlangte Clara.
Toufec sah sie verwirrt an. »Hier gibt es keinen Pfarrer.«
»Dann gibt es auch keine Kirche? Wo es keine Kirche gibt, gibt es kein Heil. Warum hast du mich an diesen heillosen Ort gebracht?«
»Deine Kirche«, sagte Toufec und machte eine Handbewegung über ihr Bett hin, »hat dir dies angetan.«
Clara schüttelte den Kopf. »Die Gier eines einzelnen Mannes hat mir das angetan. Warum hast du mich hierher gebracht?«
»Ich habe dich gerettet, Clara«, rief Toufec hilflos. »Vor dem Tod unter der Folter, vor dem Tod im Feuer!«
»Und meine Seele?«, fragte sie bitter. »Was geschieht mit meiner unsterblichen Seele?«
Toufec gab ihr keine Antwort. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Ich habe Angst«, flüsterte sie.
»Du bist jetzt in Sicherheit«, sagte Toufec, noch immer so hilflos wie zuvor. »Eines Tages wirst du das alles verstehen, so, wie ich es mittlerweile verstanden habe. Dann wird dir auch klar sein, dass ich kein Dämon bin. Ich will nur dein Bestes, Clara.«
Erneut griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest, und diesmal ließ sie es geschehen. Sie kämpfte mit sich, doch dann sah sie ihn an, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
»Du hast selbst gesagt, dass du ein Dämon bist«, sagte sie kaum hörbar.
»Ich habe gelogen.«
»Danke, dass du mich vor dem Feuer gerettet hast.«
Toufec konnte nicht antworten. In ihren Augen las er deutlich den Wunsch, dass er sie allein lassen möge. Er nickte
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