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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und stand auf. Bevor er die Kabine verließ, drehte er sich nochmals um.
    Clara starrte die Hand, die er gehalten hatte, mit dem Blick eines Menschen an, der eine Schlange angefasst hatte und sich nun wunderte, dass sie keine Abdrücke ihrer Schuppen in seine Haut gebrannt hatte.
    Toufec schluckte. Er wusste, dass er Clara verloren hatte, noch bevor er sie hatte gewinnen können.
     
     
    9.
     
    In Aures verabschiedete sich Delorian mit einem Kopfnicken von Toufec. Er und Clara flogen in einer Transportblase davon.
    Toufec wusste, dass Delorian sie zu einem der Rohlingsbezirke von Aures bringen würde. Er nahm an, dass dort ein Marktplatz ähnlich dem entstehen würde, den er in Rheinbach gesehen hatte – oder was immer Aures aus dem Heimatgefühl machte, das die Stadt in Claras Herz lesen konnte.
    Es würde einen Brunnen dort geben mit honigfarbenem Wasser, das kein Wasser war, und der Brunnen würde gluckern und plätschern, und vielleicht würde Clara erkennen, dass er in seiner ganz eigenen Sprache zu ihr redete, und vielleicht auch nicht. Jedenfalls würde nicht er, Toufec, es sein, der ihr die Wunder der Stadt zeigte.
    Vielleicht würden sie einander begegnen, und sie würden nicken, so, wie sie sich auf der TOLBA zugenickt hatten, wenn sie in der Zentrale zusammengetroffen waren. Vielleicht würde Clara ihm dabei wieder zulächeln, wie sie ihm am Ende der Reise mit der TOLBA zugelächelt hatte.
    Doch das Lächeln würde niemals mehr sein als die Anerkennung der Dankesschuld gegenüber ihrem Lebensretter.
    Toufec hatte sich oft allein gefühlt, seitdem Delorian ihn aus dem Staubsturm gerettet hatte. An diesem Tag fühlte er sich zum ersten Mal einsam.
    Er strich über die Flasche an seinem Gürtel. »Pazuzu?«, sagte er leise.
    Der Dschinn materialisierte neben ihm. Er war nur eine intelligente Ansammlung von Milliarden kleinster Maschinen, doch er schien zu spüren, wie es um Toufec bestellt war.
    Er schwieg.
    »Gehen wir nach Hause, Pazuzu«, sagte Toufec.

Viertes Buch
    Wenn ich einen Bruder hätte ...
     
    1.
     
    Es wurden noch mehr Menschen gerettet. Immer war Toufec mit dabei.
    Ihr Umgang miteinander war von einer vertrauten Förmlichkeit geprägt. Es schien Toufec, dass Delorian bedauerte, wie sich die Dinge entwickelt hatten, aber er unternahm nichts dagegen, und auch Toufec konnte nicht über seinen Schatten springen. Er wusste, er hätte die Frage nach dem Vertrauensbeweis nicht stellen sollen, mit der er Delorian einige Zeit nach der Rettung Claras konfrontiert hatte: »Sag mir, wer du wirklich bist und wo du dich aufhältst.«
    Delorian hatte die Frage nicht beantwortet, und Toufec hatte für sich daraus den Schluss gezogen, dass Delorian ihn nicht als gleichwertig erachtete.
    Im Grunde hatte Toufec die Abhängigkeit vom Oheim gegen die Abhängigkeit von Delorian eingetauscht. Sah man von den fehlenden Überfällen auf Handelskarawanen ab, gab es keinen großen Unterschied zwischen Toufecs ehemaligem Herrn in Tiamat und dem Alten mit dem langen weißen Mantel.
    Die Geretteten stammten ausschließlich von der Erde, obwohl es, wie Toufec mittlerweile wusste, Millionen anderer bewohnter Planeten gab. Das Muster war stets das gleiche – jemand, dem der sichere Tod bevorstand, sah sich plötzlich mit einem rettenden Engel konfrontiert, der die Frage stellte: »Wählst du den Tod, der dir bestimmt ist, oder das Leben, das ich dir schenke?«
    Wenn es sich um einen anonymen Tod fern von allen Zeugen handelte, der dem ausgewählten Menschen drohte, umso besser. Wenn ein Leichnam zurückgelassen werden musste, wurde einer mithilfe der atemberaubenden Technik der TOLBA angefertigt.
    Nach welchen Kriterien Delorian die Zielpersonen auswählte, konnte Toufec nicht erkennen, und Delorian ließ sich nicht darüber aus. Die Todgeweihten wurden gerettet, nach Aures gebracht, akklimatisiert, mit ihrem eigenen Bezirk versehen. Manche freundeten sich untereinander an, manche blieben allein. Es gab ein leichtes Übergewicht zugunsten der Frauen. Es gab das eine oder andere Liebesverhältnis zwischen ihnen, soweit Toufec erkennen konnte, aber er blieb allein.
    Allein blieb seines Wissens nach auch Clara, und aus diesem Grund dachte er manchmal, dass er noch hoffen durfte, sie einmal für sich zu gewinnen. An anderen Tagen verfluchte er die Hoffnung, weil sie ihn nicht zur Ruhe kommen ließ, und er wünschte sich ein Ende seiner unerwiderten Liebe.
    Nicht alle wollten gerettet werden. Es gab zu Toufecs Verblüffung

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