PR 2659 – Toufec
hineinlauschen, dann lief ein Teil des Nanogentenschwarms wie Balsam über Claras geschundenen Körper, verteilte sich darauf und sickerte durch Poren und Körperöffnungen ein. Clara seufzte. Ihr Kopf fiel zur Seite.
»Was ist ...?«, rief Toufec alarmiert.
»Ihre Nervenbahnen sind blockiert worden. Sie fühlt jetzt keinen Schmerz.«
»Das werde ich dir nie vergessen, mein Freund«, sagte Toufec dankbar. »Reicht der Rest der Nanogenten, um ein Feld zu bilden, das sie und mich hier rausbringt? Durch die Mauer?«
Pazuzu nickte. »Nicht, dass ich mir Sorgen machen würde«, sagte der Dschinn, »aber hast du nicht einen von uns vergessen?«
»Kannst du ihre Form annehmen, aber so tun, als wärst du tot?«, fragte Toufec.
Pazuzu blieb einen Augenblick lang still. »Delorian verbietet es«, erklärte er. »Ich bin ein Prototyp. Zu wertvoll.« Der Dschinn legte den Kopf schief und musterte Toufec. »Schön, dass wenigstens einer meinen Wert schätzt.«
»Ich hätte dich so schnell wie möglich hier rausgeholt!«, rief Toufec.
»Delorian verbietet es noch immer. Aber wenn es dich tröstet – ich vertraue deinem Versprechen.« Der Nanogentenkomplex mit Toufecs Statur und dem steinernen Gesicht schien zu seufzen. »Deshalb habe ich die Verbindung zu Delorian kurzfristig verloren. Sonnenflecken vermutlich. Verdammte Interferenzen. Mach schnell, Toufec! Das Feuer kann auch mir schaden.«
Toufec sprang auf. Er legte dem Dschinn eine Hand auf die Schulter. »Ich komme wieder«, sagte er.
Dann nahm er Claras geschundenen Körper, der so leicht war wie eine Feder, auf die Arme, wartete, bis die übrigen Nanogenten ein Feld um ihn gebildet hatten, das ihn unsichtbar machte, und trug sie nach unten. Er drang mühelos durch die Mauer, ohne dass der Gefängniswärter, der wieder auf seinem Platz neben dem geschlossenen Turmzugang saß, etwas mitbekam.
Clara wachte auf, als er das rückwärtige Stadttor beinahe erreicht hatte. Sie blickte ihn verwirrt an, dann um sich.
»Ich fühle keinen Schmerz«, flüsterte sie.
»Nein«, sagte Toufec und konnte nicht anders, als sie anzulächeln.
»Wer sind Sie?«
Toufec erinnerte sich an die Frage, die Delorian ihm gestellt hatte, vor buchstäblich über zweitausend Jahren. »Wählst du den Tod, der dir bestimmt ist, oder das Leben, das ich dir schenke?«, fragte er mit rauer Stimme.
Clara bewies ihre Intelligenz, indem sie trotz ihres Martyriums die einzig richtige Frage stellte. »Kannst du mir das Leben geben?«
Toufec nickte.
Clara musterte ihn aus ihren zugeschwollenen Augen. »Ich fühle noch immer keinen Schmerz«, sagte sie.
»Ich habe ihn von dir genommen.«
»Wenn du das kannst – bist du ein Engel oder der Teufel.«
»Weder – noch.«
Sie flüsterte: »Ein Dämon? Ich frage nur, weil wir soeben mitten durch die Mauer neben dem Stadttor gegangen sind.«
Toufec, der dachte, dass jeder andere Ort und jeder andere Zeitpunkt besser war als dieser, um ihr zu erklären, wer er war – oder dass sein Herz bereits ihr gehörte –, nahm den einfachsten Weg. »Ich bin ein Dämon«, sagte er.
Sie nickte. »Ich dachte es mir. Nimm mich mit, Dämon. Wohin auch immer. Die Hölle ist hier.«
Ihr Kopf sank gegen seine Schulter. Sie war wieder besinnungslos.
7.
Als Toufec die zur Verfügung stehenden Nanogenten zu der Transportblase vereinigt und die bewusstlose Clara in den Schutz der schimmernden Hülle gebettet hatte, formte sich neben ihm plötzlich Delorian aus der Luft.
»Wo ist Pazuzu?«, fragte der Alte. Er sah verärgert aus.
»Das weißt du so gut wie ich«, erwiderte Toufec.
»Er ist unersetzbar!«, stieß Delorian hervor. »Er ist der einzige Nanogentenkomplex, der vollkommen selbstständig und selbst lernend handeln kann, als wäre er ein Individuum!«
»Sie ist unersetzlich!«, rief Toufec und deutete auf Clara. »Und dass Pazuzu bereits viel gelernt hat, sieht man daran, dass er bereit ist, ein Risiko einzugehen, um sie zu retten.«
Delorian musterte ihn. »Und ich dachte, du würdest von ihm lernen.«
»Egal, wer von wem lernt! Und jetzt wäre ich dir verbunden, wenn du auf der TOLBA alles daransetzt, ein Imago für Clara vorzubereiten – keinen verbrannten Körper, denn sie ist im Gefängnis gestorben.« Toufec dachte an das, was Löher ihm über den Tod von Delinquenten während der Folter gesagt hatte. Vielleicht konnte er Buirmann wenigstens ein bisschen in Bedrängnis bringen. »Oder wenn du mir nicht helfen willst, weil ich mich
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