PR 2659 – Toufec
Menschen, die den Tod einem Angebot vorzogen, das von einem Dämon oder einem Teufel kommen musste.
Da war der Matrose, der sich im Karibischen Meer seit Tagen verzweifelt an einen treibenden Mast geklammert hatte. Piraten hatten sein Schiff versenkt. Er sprach Spanisch, hielt Toufec, der sich nicht weniger verzweifelt ihm gegenüber am Mast festhielt und sich wünschte, er wäre in der Nefud, weil dort die Wellen aus Sand waren und sich nicht bewegten, ein Kruzifix entgegen und ließ sich schließlich versinken, statt mit Toufec zu gehen.
Da war der japanische Samurai, der mit einem Schwert im Leib an einem Strand kniete. Er hatte in einem Scharmützel seine Soldaten und seine Ehre verloren und beschlossen, rituellen Selbstmord zu begehen, doch als er sich die Klinge in den Bauch gestoßen hatte, hatte den Mann, den er gebeten hatte, ihm am Ende des Rituals den Kopf abzuschlagen, den Mut verlassen. Er war geflohen und hatte den Samurai zurückgelassen. Als Toufec ihm das Leben anbot, richtete der Mann sich mit unglaublicher Anstrengung auf, grollte, dass Toufec verschwinden solle, wenn er ihm nicht die Gnade der Enthauptung gewähren wolle, und führte die Klinge quer über seinen Unterleib. Toufec hatte sich nach dem Schwert des Kriegers gebückt und ihm den Kopf abgeschlagen, aber die Erinnerung, wie die Innereien des Mannes aus dem aufgeschlitzten Leib in den nassen Sand gequollen waren und der Samurai keinen Ton des Schmerzes von sich gegeben hatte, hatte ihn lange verfolgt.
Zwei Soldaten waren gerettet worden, die im Krieg um die Unabhängigkeit der Neuen Welt von der englischen Kolonie dem Tod ins Auge sahen – ein Rebell und ein Brite. Eine Gräfin, die zitternd im Kerker hockte und versuchte, das Geräusch nicht zu hören, mit dem das Schafott draußen auf dem Stadtplatz die Urteile eines wahnsinnig gewordenen Volksgerichts umsetzte, folgte Toufecs Einladung. Ein schwermütiger junger Mann, der betrunken in seiner Kammer hockte und sich aus Liebeskummer eine Kugel in den Kopf schießen wollte, hatte überzeugt werden können, dem Leben und der Liebe noch eine Chance zu geben. Eine schwarze Sklavin, die fiebernd zwischen einem Dutzend bereits gestorbener Leidensgenossinnen im Laderaum eines Sklavenschiffes gelegen hatte, ein Ort, an dem es die Hölle einmal mehr geschafft hatte, auf Erden manifest zu werden, hatte Toufecs Angebot angenommen.
Eine Klosterschwester, die in einem Leprahospital arbeitete und sich selbst bereits angesteckt hatte, wies Toufec ab; ein Missionar, an dessen Kirchentür Aufständische mit einem Strick in der Hand hämmerten, sorgte sich nur darum, dass Toufec unverletzt wieder verschwinden konnte, und baumelte an einem Ast in seinem Kirchhof, bevor die Transportblase wieder Höhe gewonnen hatte.
Ein Mann, der in einer Todeszelle einsaß, betrat schluchzend vor Glück und seine Unschuld beteuernd die Blase, die die Nanogenten aufbauten, als Pazuzu sich mit der Information meldete, dass der Mann keineswegs unschuldig war. Er hatte mehrere kleine Kinder missbraucht und ermordet. Toufec ließ ihn zurück, brüllend und heulend und sich die Haare ausreißend.
Delorian stellte bei Toufecs Rückkehr nur eine einzige Frage, bekam eine wütende Abfuhr von Toufec und akzeptierte die Entscheidung seines Schützlings. Es war der einzige Fall dieser Art. Zwei weitere Insassen von Todeszellen, die Toufec rettete, waren tatsächlich unschuldig. Vermutlich hatte Delorian sich in diesem einen Fall zu sehr auf seine Technik verlassen und nicht genügend recherchiert.
Sie retteten Menschen um Menschen, gewannen fünf und verloren einen, legten Imagines aus oder holten Todgeweihte von einsamen Berggipfeln, erfuhren distanzierten Dank oder tränenerstickte Ergebenheit, füllten Aures' leere Gassen mit Menschen, heilten die Seele der Stadt, erfüllten Delorians geheimnisvollen Vertrag und seine noch geheimnisvolleren Ziele.
Dazwischen schlief Toufec im Langsamen Haus, dessen Lager sich immer mehr mit Geretteten füllten. Wann immer er sich dorthin begab, trat er an das Bett, auf dem Clara schlief. Er berührte sie nicht, er sah sie nur an. Auf seine Bitte hatte Delorian die Einstellungen der Schlafstätten verändert, sodass die Nanogenten, die zu ihnen gehörten, in den Schlafperioden der ihnen Anvertrauten die Haare, Finger- und Fußnägel pflegten und die Bärte rasierten oder kurz hielten. Daher sah Clara stets so aus, als wäre sie erst vor ein paar Stunden schlafen gegangen und würde
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