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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Angelegenheit.
    Die ganze Stadt nannte ihn den Oheim: Ahhabi. Hinter seinem Rücken wurde er manchmal auch Ahhabi Da'Ummatu genannt – Onkel Finsternis, weil das die Situation war, in der er am liebsten seine Geschäfte abwickelte; und auch der Zustand, der sich um denjenigen ausbreitete, der sich so einen Namen einfallen ließ.
    Der Oheim war nicht ärgerlich, wenn ab und zu ein Witzbold auftauchte und meinte, sich einen Scherznamen für ihn ausdenken zu müssen. Es ersparte ihm die Mühe, einen Unschuldigen ermorden zu lassen, um den nötigen Respekt vor seiner höchsteigenen Person aufrechtzuerhalten. In der Regel gewährte er deshalb den Witzbolden einen schnellen Tod. Es sei denn, der Mann war außergewöhnlich witzig gewesen und hatte einen besonders scherzhaften Namen erfunden. Der Zustand, in dem die Leiche eines solchen Mannes gefunden wurde, reizte jedenfalls niemanden zum Lachen.
    Natürlich hatte jedermann in Tiamat schon von der Schlappe gewusst, die Toufec widerfahren war, ehe er und Asin dort eingetroffen waren. Wie es sein konnte, dass ein Gerücht schneller reiste als die einzigen beiden Menschen, die es hätten verbreiten können, wusste niemand, aber so etwas geschah stets aufs Neue.
    Der Oheim war nicht erbaut gewesen von Toufecs Geständnis, vier Männer, darunter Labaschi, und die gesamte Beute verloren zu haben. Toufec hatte sich auf eine Bestrafung gefasst gemacht. Der Oheim hatte immer jede Menge unschöne Aufgaben zu vergeben, die diejenigen seiner Gehilfen verrichteten, die seinen Unwillen erregt hatten. Das betraf allerdings nur die Fehler der wichtigen Gehilfen ... die weniger wichtigen von des Oheims irrenden Gefolgsleuten teilten das Schicksal der phantasievollen Namenserfinder.
    Doch der Oheim war gnädig gewesen; außer mit schmerzlich verzerrter Miene zu murmeln: »Ich habe dir vertraut, und du hast mich enttäuscht« gab es keinerlei Konsequenzen.
    Der Oheim arrangierte das Blutgeld für die gefallenen Krieger und verbot den Angehörigen Labaschis jegliche Rache an Toufec. Auf Toufec machte die Gnade seines Herrn einen stärkeren Eindruck, als wenn er ihn bestraft hätte.
    Als er schließlich aus dem Stadthaus des Oheims wieder auf die Straße trat, schwor er sich, das »Ich bin enttäuscht« nie wieder hören zu müssen.
    Asin gesellte sich zu ihm und sagte fröhlich-rotzig: »Na also, umsonst gefürchtet! Der Oheim wird langsam alt!«. Toufec langte hinüber und gab seinem kleinen Bruder eine schallende Ohrfeige.
    Es schien Toufec, dass er beim Oheim schon immer einen besonderen Stein im Brett gehabt hatte. Man brauchte kein Geistesriese zu sein, um den Grund dafür zu erahnen. Der Oheim wies, auch wenn er nicht mehr der Jüngste und zu einem Schwergewicht geworden war, denselben groß gewachsenen, athletischen Körperbau auf wie Toufec.
    Toufecs und Asins Mutter war eine Schönheit gewesen, die letzte Überlebende eines Nomadenstamms, den Armut, Krankheiten und die Erbarmungslosigkeit des Lebens in der Wüste ausgelöscht hatten. Sie hatte einen von des Oheims Kriegern zum Mann bekommen und war bei der Geburt Asins gestorben; der Krieger war nicht lange danach bei einem Überfall auf eine Karawane ums Leben gekommen.
    Toufec und Asin waren im Haus des Oheims groß geworden, aber der Oheim hatte sich nur Toufec gegenüber immer nachgiebig gezeigt. Asin war ihm stets gleichgültig gewesen; Asin wies keinerlei körperliche Merkmale auf, die an den Oheim erinnerten. Aber der Oheim hatte das Thema niemals angesprochen, und Toufec hatte nie danach gefragt. Schon als Halbwüchsiger war er pragmatisch genug gewesen, die Erkenntnis, dass der mächtigste Mann Tiamats die Hand über ihn hielt, als wichtiger zu bewerten denn die Erkenntnis, wer er eigentlich war und wer ihn in Wahrheit gezeugt hatte.
    Asin sah Toufec schockiert an und rieb sich die Wange.
    »Wenn du aufgepasst hättest, wäre all das nicht passiert!«, zischte Toufec. »Dann würden wir jetzt mit der Beute um uns werfen, und Labaschi würde sich den Wanst vollschlagen anstatt selbst zum Fraß für die Füchse zu werden.«
    Asin war beleidigt und schwieg, bis sie ihr Elternhaus erreichten, in dem sie zusammenlebten. Wie die meisten einfachen Gebäude in der Oasenstadt verfügte es nur über einen Raum. Zwei Schlafstätten befanden sich darin, ein Tisch mit zwei Sitzgelegenheiten und nahe der Tür eine gemauerte Feuerstelle. Diese war zum Kochen gedacht und nicht zum Heizen des Raums, weswegen es kein Problem war, dass die

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