PR 2659 – Toufec
weiteren Reiter mit einem Griff aus dem Sattel, dann erblühte plötzlich in seinem Gesicht eine grellrote Blume, eine Fontäne spritzte in die Luft – und der Angreifer, der Labaschis Schädel mit seiner Klinge gespalten hatte, ritt, ohne anzuhalten, weiter.
»Bei Ruda!«, schrie Toufec, weil ihm in dem Entsetzen, das er empfand, nur die Göttin von Krieg und Tod einfiel. »Bei Ruda!«
Er rannte auf die Felsen zu, auf denen Asin gelähmt vor Schreck kauerte. Die Sklavinnen kreischten, ihre Pferde scheuten. Die zwei Krieger auf dem Felskamm waren verschwunden, und einen Moment dachte Toufec, sie seien entkommen, dann sah er den einen von ihnen den Abhang herunterkollern, eine dunkle nasse Spur auf dem goldfarbenen Fels hinterlassend. Der Felskamm war plötzlich von Männern mit gezogenen Schwertern und gespannten Bogen besetzt.
Etwas summte an Toufec vorbei – ein Pfeil. Er warf sich zur Seite. Die Eisenspitze eines weiteren Pfeils schlug Funken aus dem Stein, wo Toufec gerade noch gewesen war.
Er und Asin waren übrig. Sie würden es nie zu den Kamelen schaffen, die den beiden toten Kriegern auf dem Felskamm gehört hatten. Ihre eigenen Kamele hatte Toufec vor Schreck bei der Karawane gelassen. Toufec rannte um sein Leben; und um das seines kleinen Bruders.
»Die Pferde!«, brüllte er. »Die Pferde!«
Asin verstand. Er sprang auf und griff nach den Zügeln von zweien der Gäule, auf denen die Mädchen saßen. Die Luxussklavinnen kreischten, eine schlug mit einer parfümierten Faust auf Asin ein.
»Toufec!«, schrie Asin.
Toufec warf sich im Laufen zur Seite und stürzte. Er bildete sich ein, eine Klinge über sich hinwegsausen zu hören. Ein Kamel galoppierte an ihm vorüber, ein Kamelhuf traf ihn wie der Fußtritt eines Riesen. Er hörte den Reiter enttäuscht fluchen.
Keuchend sprang er auf. Asin kämpfte mit den Pferden und den Frauen. Der Reiter wendete und trieb sein Kamel wieder an. Toufec sah nur seine Augen zwischen den Tuchbinden um Gesicht und Stirn. Er hatte einen faustgroßen Stein aufgerafft, als er wieder auf die Beine gekommen war. Er hoffte, der Reiter wäre Yazid ben Zair, als er den Stein mit aller Kraft schleuderte. Er traf den heranstürmenden Reiter mitten auf die Stirn. Der Mann kippte nach hinten vom Kamelrücken und rollte über den Boden wie eine Lumpenpuppe.
»Die Pferde, bei Ruda, die Pferde!«, brüllte Toufec.
Asin war heillos in den Zügeln verheddert. Dann war Toufec heran. Er packte den Fuß einer der Frauen und warf sie aus dem Sattel. Sie schrie auf, prallte hart auf den Boden und blieb reglos liegen. Der Sattel war eine Art gepolsterter Sessel; Toufec schwang sich hinauf, griff blind um sich und bekam einen Haarschopf zu fassen, der kunstvoll aufgesteckt gewesen war. Die Besitzerin des Haars kreischte vor Schmerz. Er zerrte sie samt Pferd zu sich heran. Sie versuchte ihn zu kratzen. Er holte aus und schlug sie. Sie schwankte im Sattel.
Ein weiterer Kamelreiter kam heran, das Schwert beschrieb blitzende Kreise, als er es über dem Kopf wirbelte. Toufec schlug seinem Gaul die Fersen in die Flanken. Er keuchte und machte einen Satz. Toufec stieß die Frau, die er gepackt hatte, von sich, sie zog an ihren Zügeln, ihr Pferd stolperte und geriet in die Bahn des Kamels. Tiere, Krieger und Sklavin prallten zusammen und gingen zu Boden.
Asin hatte ein anderes Pferd erklettert, auf dem noch die eigentliche Besitzerin saß.
»Schmeiß sie runter!«, schrie Toufec. Asin und die Sklavin kämpften um den Besitz der Zügel, das Pferd tänzelte im Kreis, und auf einmal fiel die Frau nach hinten in Asins Arme, einen Pfeil in der Brust. Toufec sah sich wild um. Ein halbes Dutzend Kamelreiter waren fast heran, vom Felskamm schossen die Bogenschützen herunter. Undeutlich hörte er vorne bei der Straße den Sklavenhändler fluchen, dessen Ware immer stärker beschädigt wurde.
Die angeschossene Sklavin glitt aus dem Sattel. Asin sah mit wildem Blick von ihr zu Toufec.
»Flieh, duppussû, flieh!«, hörte Toufec sich brüllen, dann trieb er sein Pferd an, sprengte durch die herangaloppierenden Kamelreiter, warf sich nach links und rechts, um den Schwertstreichen zu entgehen, und war hindurch. Bis die Kamele wendeten, würde er genügend Vorsprung haben.
Er sah sich um. Asin war ebenfalls entkommen.
Und Toufecs Traum von Ruhm und Anerkennung lag in Gestalt von vier toten Kriegern im Staub und färbte den Boden rot.
4.
In Tiamat regelte der Oheim die ganze
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