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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Wärme zusammen mit dem Rauch nach draußen zog.
    Das Haus stand in einem Ring mit einem Dutzend genauso gebauter Wohnstätten; sie umschlossen eine Art Hof, in dem eine gemeinsame große Feuerstelle mit mehreren Kochgelegenheiten aufgemauert war. Der Großteil des Lebens in Tiamat spielte sich im Freien ab. Die kleinen festungsähnlich gebauten Wohneinheiten wiesen darauf hin, dass dies nicht immer eine Stadt gewesen war, die sich als Einheit betrachtete.
    Anfangs war es nur eine Oase mit Tausenden von Palmen gewesen, wichtige Station auf der Weihrauchstraße zwischen Adummatu und Iatribu. Sie bot genug Platz, den verschiedenen Parteien, die sie benutzten, voneinander abgegrenzte Bezirke zu gestatten, in denen ihre Werkstätten, ihre Tempel und ihre Karawansereien standen.
    Die Abgrenzung voneinander hatte sich in der Architektur der kleinen Leute niedergeschlagen, während die immer reicher werdenden Händler die Toleranz und Weltoffenheit derjenigen an den Tag legten, die wussten, dass man damit Geld verdienen konnte, und prächtige, den Besuchern offen stehende Paläste bauten. Das billige Baumaterial – Lehmziegel – lieferte der ausgetrocknete See im Norden der Oase, der auch den Bau der mächtigen, mehr als fünf Mannshöhen messenden Stadtmauer ermöglichte, die den größten Teil der Oase umschloss.
    Tiamat wies innerhalb seiner äußeren Umfassung einen zweiten Mauerring auf, der vor vielen Generationen während des Krieges gegen die Lihyaniten erbaut worden war und mittlerweile dafür sorgte, dass die Bevölkerung der Oasenstadt einfach eingeteilt werden konnte: in die hoffnungslosen Habenichtse vor der äußeren Mauer, die Optimisten zwischen den beiden Mauerringen und die Etablierten im Kern der Stadt.
    Im Zentrum der Stadt lag der Große Brunnen, umgeben von einer kreisrunden, baum- und hauslosen Fläche, in der sternförmig lange Bahnen festgetrampelten Bodens von der Zisterne wegführten. Auf diesen Bahnen trotteten die Kamele, die die großen Schöpfeimer hochzogen und in drei Dutzend Kanäle entleerten. In Zeiten, in denen die Karawansereien voller Gäste waren, arbeiteten dort bis zu hundert Kamele gleichzeitig.
    Wer direkt um diesen Platz seinen Palast stehen hatte, galt als jemand, der es in Tiamat geschafft hatte. Der Palast des Oheims stand in einer Seitengasse, nahe genug am Platz, um seine Bedeutung zu demonstrieren, und weit genug entfernt, damit der heiße Wind den getrockneten Kameldung nicht über die Türschwelle wehen konnte.
    Der Große Brunnen war Toufec von allen Plätzen in Tiamat der liebste. Am Abend, nachdem die Kamele abgeschirrt worden waren, kam das tiefgrün schillernde Wasser zur Ruhe und spiegelte nach einiger Zeit den Himmel und den Rand der Zisterne, als läge unter der Wasseroberfläche der Eingang zu einer zweiten Welt.
    Toufec konnte Stunden damit zubringen, von dieser Spiegelwelt zu träumen. Weder Asin noch Toufecs Freunde wussten von diesem Zeitvertreib; hingegen hatte er bereits festgestellt, dass die Frauen, die er zu sich ins Bett nahm, fasziniert waren, wenn er seine Zurückhaltung aufgab und von diesen Träumereien erzählte.
    Über allem thronten die Tempelburgen der Oase: im Nordwesten, im Westen sowie im Südwesten. Und unter diesen Wächtern rund um die anderen Brunnen der Stadt, zwischen den Palästen und inner- und außerhalb der Mauern wimmelte das Leben, handelten und betrogen Durchziehende und Einheimische, jaulten israelitische Poeten mit hellenischen Sängern um die Wette, begegneten Assyrer und Babylonier einander mit Verachtung, stolzierten Parsa in dem Wissen herum, dass ihr Volk allen anderen überlegen war, trauerten Phrygier ihrem vergangenen Reich nach, sonnten sich Meder in der Pose des Siegers – denn sie waren es, die das phrygische Großreich unterworfen hatten –, standen Propheten an den Ecken und kreischten von kommenden Weltuntergängen und verlangten Kasteiung und Askese, bedienten Schönheiten mit kohlgeschwärzten Augenrändern ihre männlichen Kunden mit außergewöhnlichen Perversitäten und legten als Gratiszugabe ebenso außergewöhnliche Geschlechtskrankheiten drauf.
    Wandelndes Symbol für die Vielfalt des Lebens in Tiamat war König Nabû-na'id, der vor Kurzem seine Residenz an diesen Ort verlegt hatte und der aus einfachsten Verhältnissen stammte, den obskuren Mondgott Sîn anbetete statt des Hauptgottes Marduk, assyrischen Ursprungs war, aber trotzdem König über Babylonien und der die Regentschaft in Babylon selbst

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