PR 2660 – Die springenden Sterne
auf die Bedieneinheiten seines Schiffes, aber auch auf die des anderen. Er las die trudelnden Messwerte, die außer Kontrolle geratenen Schwerkraftvektoren im Antrieb.
Der Fehler lag glasklar vor ihm. Während er den ersten Jäger weiter in Richtung des äußersten Planeten steuerte, um dort das System zu verlassen, stabilisierte er den Kurs der zweiten Einheit. Er bremste ab, schlug auf die oberen Schichten der künstlichen Atmosphäre, prallte daran ab, hinterließ eine Feuerspur und umkreiste den Mond in raschem Flug.
Er. – Das Schiff. – Die Schiffe.
Es gab keinen Unterschied.
Der glühende Faden wand sich immer noch durch sein Gehirn, aber Ramoz störte sich nicht daran. Er empfand es nicht einmal als unangenehm.
Im Gegenteil. Der Schmerz aktivierte Bereiche in seinem Verstand, von denen er bislang nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existierten.
Es fühlte sich großartig an.
Er griff auf Hypersignale zu und war mit dem zweiten Schiff hyperphysikalisch verbunden. In diesem Augenblick begriff er, dass die Oraccameo den richtigen Weg gingen – wenn man sich etwas vorstellen konnte, musste man es auch verwirklichen.
Sei es der Zugriff auf den Hyperraum nur mit dem eigenen Verstand ... oder die Idee, eigenständige Miniaturuniversen zu erschaffen, um die Natur der gesamten Doppelgalaxis zu beruhigen.
Wer sich kleine Ziele setzte, erreichte nur wenig.
Wer sich große Dinge vornahm, scheiterte grandios – oder gewann alles.
Ramoz hatte gewonnen, und das würde er auch weiterhin.
Er raste mit den beiden Mondsicheljägern aus dem Sonnensystem, durch den Leerraum und auf den stellaren Nebel zu, in dessen Zentrum ein winziger Hyperraumaufriss wie ein Schwarzes Loch unablässig kosmische Materie fraß.
Diesen Anblick liebte er, seit er ihn zum ersten Mal gesehen hatte; damals in der Nacht, wenige Stunden nachdem er sich seiner selbst bewusst geworden war in der Pilotenschule.
Strahlend rote und düstergelbe Nebelschwaden drehten sich langsam um den Hyperraumaufriss, der sie in sich hineinschlang – aber in einem so geringen Maß, dass der Nebel erst in einigen tausend Jahren verschwunden sein würde.
Anders als früher nahm Ramoz Impulse wahr, die von dem Aufriss ausgingen. Er kannte die Werte zwar, hatte sie schon oft auf den Displays der Ortungen gesehen – aber nun fühlte er sie, konnte sie direkt und ohne Filterung durch seinen Verstand analysieren.
Deshalb erkannte er sofort die unglaubliche Chance, die diese kleine Anomalie bot.
Er jagte die beiden Schiffe im Synchronflug auf den Hyperaufriss zu. Er empfand keinerlei Angst, nur Aufregung und gespannte Erwartung. Es würde gelingen. Er wusste es.
Auf den Steuerungsbildschirmen sah er die Reflexionen des grellen Lichtes, das der Dorn emittierte. Ein rascher, hämmernder Rhythmus aus Lichtkaskaden, dem sich sein Herzschlag anglich.
Schneller.
Noch schneller.
Seine Arme kribbelten vor Erregung.
Die Mondsicheljäger rasten dem Nebel entgegen und tauchten in ihn ein. Ramoz fühlte sich, als versänke er in einem dicken Brei, obwohl er nichts sah, sondern lediglich die Hyperstrahlung auffing und analysierte.
Das Zentrum lag ein wenig vom eigentlichen Aufriss verschoben, wo sich fremdartige Atome in den Normalraum ergossen. Woher auch immer sie stammten, es spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass sie mit hoher Geschwindigkeit durch den Nebel rasten. Sie hatten schon so manchen Schutzschirm perforiert und waren in der Lage, einen einfachen Raumer zu zerstören.
Nicht so aber die beiden Jäger unter Ramoz' Kommando!
Erst warf er die unbemannte Einheit auf den Materie- und Hyperenergiestrahl, einen Augenblick später folgte er selbst. Beide Schiffe prallten ab, ritten auf dem Strahl, raubten seine Energie und beschleunigten mit bizarr hohen Werten.
Eine höherdimensionale Öffnung, direkt vor ihm! Er erkannte sie, fühlte ihre Natur ...
... und flog hinein.
Die Jäger wurden durch den Hyperraum geschleudert, ein unfassbares Konglomerat an Strahlungen und Lichtern strömte über den Augendorn in Ramoz' Verstand.
Es dauerte nur einen Atemzug lang, und die Schiffe materialisierten wieder im Normalraum.
Ramoz bestimmte seine Position.
Er befand sich mitten in der Materiebrücke Do-Chan-Za, die die Teilgalaxien verband als Überbleibsel des Vorgangs, wie Dosanta und Zasaonta sich einst durchdrungen hatten. Eine Strecke über unzählige Lichtjahre lag hinter ihm, und er hatte den Überlichtantrieb der Jäger nicht einmal
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