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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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und gemeinsam suchten sie weiter.
    Sechs Rettungsboote und zwei Viermannkapseln trieben in relativ ruhigen Zonen. Das Auge der Viibad-Kluft verschlang soeben ein letztes Boot.
    Acht fremde Einheiten und der eigene Sternraumer; das sollte zu bewältigen sein. Ramoz empfing und sendete Impulse, synchronisierte sämtliche Steuerungseinheiten und nahm alle Raumer in Parallelflug.
    Um in der schwierigen Umgebung die Gewalt über die Fremdschiffe nicht zu verlieren, brachte er die gesamte kleine Flotte dicht zusammen. Er überlegte kurz, die Boote und Kapseln einzuschleusen, entschied sich aber dagegen. Sein Zugriff war perfekt.
    In der bisher größten Anstrengung seiner Pilotenkarriere steuerte er neun Einheiten gleichzeitig aus dem Hyperorkan.
    Keine davon ging verloren.
    Ramoz war der Held der Stunde.
     
    *
     
    Er feierte und gab sich ausgelassen und souverän, doch er fand innerlich keine Ruhe.
    Was, wenn man ihn genau in diesem Moment brauchte? Wenn jemand auf seine Hilfe angewiesen war? Wenn ein erneuter Hilferuf einging, der ...
    Seine Gedanken drehten sich im Kreis, sogar als er – wie Sajon es später spöttisch formulierte – wieder einmal kopulierte.
    In den nächsten Tagen führte er unkonzentriert Flugübungen durch und kam dabei in seiner Entwicklung als Pilot keinen Schritt weiter.
    Die Öffentlichkeit feierte ihn, die Oraccameo belobigten ihn; alles lief genau so, wie er es verdiente und wie es ihm zustand. Dennoch war er nicht zufrieden. Eine Leere fraß in ihm und drohte ihn völlig auszuhöhlen.
    Von seinen Grübeleien fand er nur Ablenkung, wenn er Sajon seine Erfahrungen weitergab und ihn lehrte, die Möglichkeiten des Augendorns zu nutzen.
    So vergingen Monate als Mixtur zwischen Frauen, Feiern, Flügen und Gesprächen mit seinem einzigen Freund.
    An Sajons Sonderstellung in seinem Leben änderte sich nichts, obwohl Dutzende um seine Freundschaft buhlten. Sogar einige der alten Schüler aus dem Pilotenausbildungszentrum biederten sich an. Ramoz ließ sie eiskalt abblitzen – schwache Geister, die ihn damals verachtet hatten und sich nun in seinem Glanz sonnen wollten.
    Sajon flog längst eigene Missionen und lernte es ebenfalls, mehrere Raumer in den Synchronflug zu nehmen.
    Ramoz verfiel in eine bohrende, langweilige Routine. Ein Tag glich dem anderen, und aufgrund seiner Angst, Fehler begehen zu können, ging er keine großen Risiken mehr ein.
    Eines Abends saßen die beiden Freunde an ihrem Lieblingsplatz, auf einem Plateau des höchsten Bergs dieses Planeten. Die Pilotenschule lag etliche hundert Meter unter ihnen, dahinter erstreckte sich die Silhouette der Stadt.
    Die Sonne versank und tauchte die Gebäude in samtiges Licht. Ein Raumer hing als gigantischer Koloss darüber und verdunkelte einen Teil des Sternenhimmels, dessen grenzenlose Weite sich von Minute zu Minute deutlicher offenbarte, weil immer mehr Sterne als winzige Lichtpunkte erschienen.
    Auf dem Plateau lagen mehrere geleerte Flaschen exquisiten Weines; Ramoz musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass es zu viele waren. Sein Kopf wies ihn darauf hin, genau wie jeder einzelne Gedanke, der sich träge und schwer wie Blei durch seinen Verstand wühlte.
    »Du blockierst dich selbst«, sagte Sajon. »Wenn du so weitermachst, werde ich dich noch überflügeln.«
    »Ich bin der Beste«, widersprach er, mehr aus Gewohnheit als aus Überzeugung. Sogar in seinem Zustand bemerkte er, wie hohl es klang. Er war allenfalls ein Schatten seines früheren Selbst.
    »Du hast während der Rettungsmission mehr geleistet, als jeder andere es gekonnt hätte. Ohne dich wären all die Oraccameo gestorben. Wörgut Gooswart persönlich hat das in aller Öffentlichkeit mehr als einmal verkündet.«
    »Aber wenn ich ...«
    »Nichts aber!«, fiel ihm Sajon scharf ins Wort. »Akzeptier es endlich!« Er lachte. »Wo ist bloß der unausstehliche Egomane geblieben, der sich selbst über alles und alle anderen erhebt? Du wirst normal, Ramoz, und damit langweilig! Das ist deiner nicht würdig. Willst du weiter der Beste sein und schon zu Lebzeiten eine Legende werden? Dann hör gefälligst auf, dich selbst zu bemitleiden!«
    Mit einer wütenden Bewegung fegte Ramoz einige Flaschen in seiner Nähe davon. Sie zerschellten an Felsen oder stürzten über den Rand des Plateaus in die Tiefe. Er sprang auf, packte Sajon, schüttelte ihn durch und schlug ihm ins Gesicht.
    Sein Freund wehrte sich nicht. Der Mund stand ihm halb offen. Ein wenig Blut lief über den

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