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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Fangzahn. Ein Tropfen sammelte sich an seiner Spitze, löste sich und fiel aufs Kinn.
    »Können wir jetzt reden?«, fragte Sajon. »Bist du aufgewacht, ja?«
    Ohne ein weiteres Wort nahm sich Ramoz die letzte gefüllte Flasche, wandte sich ab und ging zu ihrem geparkten Robotschweber.
    Keine Minute später flog er zurück nach Hause. Dass Sajon zurückblieb und mitten im Gebirge ohne den Schweber festsaß, kam ihm zwar kurz in den Sinn, aber er ignorierte es.
    Als die Maschine kurz darauf auf der Dachterrasse landete, war die Flasche bereits leer. Es kostete Ramoz nur wenig Mühe, zwei willige Frauen zu finden. Nach getaner Arbeit warf er sie aus der Wohnung und schlief irgendwo ein, noch ehe er sein Bett erreichte.
     
    *
     
    Mündliche Aufzeichnung. Während der Gefangenschaft
     
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Ich bin allein in diesem Metallwürfel, und ich denke nach. Über das, was Wörgut Gooswart, der Oberste Herr der Pilotenschule, gesagt hat.
    Miniaturuniversen erschaffen.
    Ein verrücktes Vorhaben. Oder einfach ein großes Ziel? Ich bin nicht sicher, wie ich es einschätzen soll.
    Die Einsamkeit soll wohl ein Teil der Strafe sein, aber ich genieße sie. Es gibt niemanden, der mich ablenkt. Keine minderwertigen Kreaturen, die mich und meine Gedanken stören, wie sie sonst überall um mich herumeilen.
    Ich werde mich in mir selbst versenken und Pläne schmieden während der Gefangenschaft. So kann ich die Zeit ausnutzen. Was sind schon zehn Wochen, wenn hinterher ein großes, erhabenes Leben auf mich wartet? Endlich erhalte ich das, was mir zusteht.
    Die Zeit als minderwertiger Schüler ist vorüber. Schneller als bei allen anderen. Das gefällt mir. Ich habe sie überflügelt.
    Sajon an meiner Seite zu wissen ist beruhigend. Ich habe mich an ihn gewöhnt. Außerdem hat er es verdient. Er ist hilfreich, damit ich meine Gedanken und Handlungen an ihm spiegeln kann – um zu sehen, wie ich selbst bin. Er mag kein Genie aus sich heraus sein, aber das stört nicht. An ihm erkenne ich meine eigene Größe.
    Ich beende jetzt meinen ersten Tag in der Gefangenschaft, indem ich mich schlafen lege.
    Zwar gibt es keine geeignete Bettstatt, nur den nackten Metallboden, aber daran werde ich mich schon gewöhnen. Die Schule war ebenfalls kein Ort, der durch besonderen Luxus glänzte. Auch in dieser Hinsicht ist die Zukunft verheißungsvoll. Ich sehe ihr gespannt entgegen.
    Ende der heutigen Aufzeichnung.
    ...
    Nein.
    Doch nicht das Ende.
    Man lässt mich nicht schlafen. Offenbar beobachtet man mich genau. Als ich mich hinlegte und die Augen schloss, ging ein Dröhnen und Donnern durch die Wände des Würfels, das mich am Einschlafen hinderte.
    Wahrscheinlich wollen die Oraccameo einen exakten Tag-Nacht-Rhythmus aufrechterhalten. Nur hat mich darüber niemand informiert. Auch auf meine Rufe reagiert keiner der Robotwächter, die mich in diese seltsame Zelle eskortiert haben.
    Nun gut. Ich bin bereit, mich anzupassen. Also warte ich.
    ...
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Noch immer habe ich nicht geschlafen. Was soll das? Eine Folter? Aber warum? Was bezwecken die Oraccameo damit? Oder wissen sie es gar nicht? Handeln die Wächterroboter aufgrund eines Programmierungsfehlers?
    Ich werde nur noch unregelmäßig die Einträge in meinem Aufzeichnungskristall ergänzen. Zunächst versuche ich zu schlafen. Es muss irgendeine Möglichkeit geben. Einen Trick.
    ...
    Stunden oder Tage sind vergangen.
    Keinen Trick gefunden. Bin müde. Keine klaren Gedanken mehr.
    Einsamkeit ist hart. Sajon wünsche herbei würde mir helfen. Sie
    Wochen! Viel zu lange schon eingesperrt! Robotwächter reagiert nicht auf meine Forderungen. Hat man vergessen? Sajon, warum hilfst du mir nicht?
    Sajon
     
    *
     
    Ramoz sah seinen Freund nach der Eskalation auf dem Plateau weit über der Pilotenschule tagelang nicht. Er brauchte ihn nicht mehr. Alles hatte seine Zeit, und offenbar war Sajons Zeit in seinem Leben abgelaufen.
    Beim nächsten Flug zeigte sich, dass diese Entscheidung richtig gewesen war. Ramoz flog besser als seit Wochen, kitzelte das Letzte aus dem Sternraumer heraus, den er bis ins Zentrum eines Hypersturms führte und dort mit einer Erntemaschine blaue Kristalle höchster Güte einsammelte.
    Am Abend wartete in seiner Wohnung eine Nachricht von Wörgut Gooswart auf ihn. Der Oberste Herr rief ihn zu sich in die Große Halle. Ramoz kam der Aufforderung, ohne zu zögern, nach.
    Wieder

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