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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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wogten überall im Raum die Luftvorhänge; und wie immer wehte der penetrante Wind, den die Oraccameo so sehr liebten.
    Ramoz dachte an das erste Treffen mit Gooswart zurück, als er die Pilotenwürde erhalten hatte. Damals war er völlig eingeschüchtert gewesen, hatte sich vor der Reaktion seiner Ausbilder gefürchtet und die zur Schau gestellte Überlegenheit nur mit Mühe aufrechterhalten.
    Wie sehr sich die Zeiten änderten. Inzwischen kannte er seinen Wert für die Oraccameo – er war unverzichtbar. Das verlieh ihm für jedes Gespräch eine perfekte Ausgangsbasis. Man brauchte ihn, also konnte er sich einiges herausnehmen.
    Als Gooswart hinter einem Vorhang hervortrat, begrüßten sie einander kurz. »Du fragst dich zweifellos, warum ich dich gerufen habe.«
    »Ich vermute, du hast einen Auftrag für mich. Ich freue mich, ihn erfüllen zu können.«
    »Du täuschst dich.« Der Oraccameo lachte sein raschelndes Lachen. »Mrruvnurrtoggrturruvvowwvr hat die Technologie des Augendorns verbessert.« Wörgut Gooswart sprach den für Ramoz unverständlichen Namen ohne jede Unsicherheit aus. »Du und Sajon werdet in zwei Tagen die Klinik aufsuchen zur Modifizierung des Implantats. Außerdem werden weitere Piloten einen Dorn erhalten.«
    Vor allem der letzte Satz versetzte Ramoz einen Schlag. »Wie viele?«
    »Fürchtest du um deine Einzigartigkeit?«, fragte der Oraccameo lauernd.
    Genau das. Aber das gab er nicht zu. »Niemand wird mich je ersetzen können, ob mit oder ohne Dorn«, behauptete er.
    »Davon gehen wir auch aus, Ramoz. Wir haben dich für eine große Aufgabe vorgesehen. Erweise dich als würdig dafür. Beseitige deine Differenzen mit Sajon. Es tut dir gut, wenn er an deiner Seite steht.«
    Das zu beurteilen, solltest du mir überlassen.
    »Nur deshalb«, fuhr Wörgut Gooswart fort, »habe ich damals zugestimmt, ihn ebenfalls in den Pilotenstand zu erheben.«
    Ramoz fragte sich, ob nun eine Machtprobe begann. »Ist das ein Befehl, Oberster Herr?«
    Der andere kam näher. Nur das Geräusch des Kuttensaums, der über den Boden strich, erklang dabei. »Ich vermag dir derlei private Dinge nicht zu befehlen, Pilot. Es liegt in deiner Entscheidung.«
    »Danke!« Ramoz wandte sich ab und wollte gehen, als er sich noch einmal umdrehte. »Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, hast du mich hinterher in dem Metallwürfel in Haft gesetzt. Warum hast du mich nie schlafen lassen? Weshalb diese Folter?«
    »Du fragst es jetzt erst? Ich dachte, du hättest es längst verstanden.«
    »Wieso?«, beharrte Ramoz.
    »Ich habe dich dabei an deine Grenzen geführt. Eine perfekte Vorbereitung für die Operation. Außerdem hat es dich einiges gelehrt. Mich wundert, dass es dir nicht aufgefallen ist. Und ich wollte wissen, was du träumst, wenn du aufgrund großer Erschöpfung tief in deinem Inneren auf das zugreifen kannst, was in dir verborgen liegt. Ob du es ... verstehst.«
    »Was sollte ich verstehen?«
    »Wer du bist. Wer ich bin.«
    Was wollte er damit sagen? »Was hat es mit diesen Tieren auf sich?«
    Gooswart griff in seinen Nacken, schob sich die Kapuze der Kutte über den Kopf. Das Gesicht lag nun im Schatten. Er ging ohne ein weiteres Wort.
    Ramoz blieb unschlüssig zurück. Das Gespräch war nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Vorstellung von Modifikationen am Augendorn verwirrte ihn; mehr noch, dass diese Technologie anderen Piloten verliehen werden sollte.
    Und was bedeuteten die Andeutungen des Oraccameo? Ramoz solle verstehen, wer er selbst war und wer Gooswart war?
    Nachdenklich verließ er die Halle und blickte auf das ferne Felsmassiv des Gebirgszugs. Derselbe Anblick, der sich ihm jedes Mal an dieser Stelle geboten hatte – nur nahm er ihn normalerweise nicht wahr, weil ihm solche Details nicht relevant erschienen.
    Dieses Mal erinnerte ihn der Berg an Sajon. An das, was sich dort abgespielt hatte. Und an die Aufforderung des Oraccameo, die Differenzen zu beseitigen.
    Als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Wieso konzentrierte sich Gooswart auf derlei Nebensächlichkeiten?
    Nachdenklich eilte Ramoz weiter und nahm wie immer kaum etwas von seiner Umgebung wahr. Nur dass es ihm diesmal auffiel und er sich über seine eigene Ignoranz wunderte. Er hatte den Gebäuden stets kaum einen Blick gegönnt, auch nicht den gedrungenen Eingängen in die Erdhöhlen, die die Oraccameo als Vergnügungsstätten nutzten.
    Zumindest vermutete Ramoz das.
    Aber gab es für die Oraccameo überhaupt so etwas

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