PR 2661 – Anaree
sich abrupt auf. Wo eben noch die Luft leicht geflimmert hatte, war nun alles ruhig.
Anaree sah sich ebenfalls um, aufmerksam, misstrauisch. War da wirklich etwas? Oder wollte DAN ihr nur Angst machen?
Sie glaubte, tatsächlich etwas wahrzunehmen, den Hauch einer Präsenz. Sie war ziemlich weit entfernt, kam aber schnell näher, was an Bord der LEUCHTKRAFT aber keine Rolle spielte. Entfernungen hatten hier keine Bedeutung.
Doch sie war sich nicht ganz sicher. Die Begegnung an sich war sehr verstörend gewesen. Vielleicht hatte sie sich nur von dem seltsamen Bordrechner verrückt machen lassen, bildete sie sich nur ein, etwas wahrzunehmen.
Sie betrachtete das Fenster. Wie üblich schimmerte weißes Licht hinter der Luke, mehr konnte sie nicht erkennen.
Anaree musste eine Entscheidung treffen. Sollte sie dem Bordrechner zumindest insoweit vertrauen, dass sie das Fenster benutzte? Oder trieb er ein übles Spiel mit ihr, und sie wäre besser beraten, es zu ignorieren?
Die Präsenz schien sich weiterhin zu nähern. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.
Wie bei den Ausbildungseinheiten, die M'ian Mor für sie entworfen hatte.
Du kannst dir nie völlig sicher sein ...
Anaree trat in das Fenster ...
8.
Die Stadt
... und in einer riesigen Kaverne, die von großen Säulen durchzogen war, wieder hinaus. Die Stützen waren mit feinen Maserungen bedeckt und erinnerten Anaree in ihrer Struktur unwillkürlich an ein neuronales Netz.
Es gab mehrere solcher Hohlräume an Bord. So erweckte auch die Hauptzentrale der LEUCHTKRAFT den Eindruck einer Felshöhle aus Stein, Metall und Fiberglas. Aber in einem Raum wie diesem war Anaree auf all ihren Streifzügen noch nie gewesen.
Der Ort war ihr unheimlich. Sie wollte ihn so schnell wie möglich wieder verlassen und ohne weitere Umwege zu ihrer Trainingsstätte zurückkehren. Aber aus irgendeinem Grund musste der Bordrechner sie in diesen Raum geführt haben.
Sie sah sich um. Nur wenige Schritte von ihr entfernt entdeckte sie in einer kleinen Nische einen Behälter. Er sah aus wie ein altmodischer Steinkrug, wie sie auch vom Tagvolk hergestellt wurden.
Sie griff nach dem Krug – und ein greller Blitz zuckte auf und schleuderte sie meterweit zurück. Sie prallte hart auf dem Boden auf und blieb einen Moment erschüttert liegen.
Offenbar gab es doch eine Möglichkeit, das Hypergespinst abzuwehren, auch wenn sie noch nichts davon erfahren hatte. Aber sie wusste ja, dass die Morgenschwester ihr nur ausgewähltes Wissen zukommen ließ.
Sie rappelte sich auf und trat wieder zu dem Krug, langsamer diesmal.
Als hätte sie eine unsichtbare Grenze überschritten, bildete sich ein flimmerndes Feld am Eingang zur Nische hinter ihr.
Ein Abschirmfeld, dachte sie. Ein Akustik- und Sichtfeld, das vor einer ungewünschten Beobachtung und Belauschung schützte.
Sie griff erneut nach dem Krug – und zog die Hand wieder zurück. Nur weil solch ein Feld entstanden war, würde sich am Ergebnis nichts ändern.
Was, wenn das Feld eine Botschaft vermitteln sollte? Ich schütze dich vor fremden Blicken, aber du musst mir wohl oder übel vertrauen ...
Kurz entschlossen rotierte sie aus dem Hyperraum.
Nun konnte sie den Krug berühren, ohne dass irgendetwas sie daran hinderte.
Sie öffnete ihn.
Darin lag ein Juwel, ein Sternsaphir, wie sie schon einen an sich genommen hatte.
*
Zögernd nahm sie den Saphir aus dem Krug.
Was hatte das zu bedeuten? Wieso hatte DAN sie an einen Ort geführt, an dem sie solch ein Instrument fand?
Schon der erste entwendete Saphir bereitete ihr Magenschmerzen. Ihr war klar, dass ihr Handeln der Morgenschwester schwerlich verborgen geblieben sein konnte. Vielleicht hatte sie das Juwel mit der Hilfe des Hypergespinstes unbeobachtet entwenden können, doch die Zahl der Sternsaphire insgesamt war wohl kaum so groß, dass sein Fehlen unbemerkt blieb.
Billigte die Morgenschwester ihre Tat etwa stillschweigend? Aber warum? Falls dem so war, musste es einen Grund dafür geben.
Und nun spielte DAN ihr ein zweites dieser Stücke zu?
Anaree hatte den Eindruck, in ein Spiel hineingezogen zu werden, dessen Hintergründe und Sinn sie nicht verstand.
Was sollte sie tun? Mitspielen oder sich verweigern?
Mein Leben scheint nur noch aus Entscheidungen zu bestehen, dachte sie gequält.
Aber sie steckte den Saphir ein. Wenn sie schon einen unbemerkt entwendet hatte, konnte sie auch einen zweiten stehlen. Sollte sie auffliegen, war es sowieso um sie geschehen.
Sie
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