PR 2661 – Anaree
hatten? Vielleicht bewunderten sie auch nur seinen Status«, erwiderte die Morgenschwester geistesabwesend. »Das hatte ich mir anders vorgestellt. Aber vielleicht hat Delorian ja mehr Glück. Komm, wir haben noch einen Auftrag zu erfüllen.«
Delorian?, dachte Anaree. Wer ist Delorian?
Vielleicht der junge, alte Mann?
Die Morgenschwester ging weiter durch das kreisrunde Museum mit den fremdartigen Artefakten. Vor einer zweiflügligen Tür, über der sich seltsame Schriftzeichen befanden und die überdies von einem flimmernden Energiefeld blockiert wurde, blieb sie stehen.
»Der Durchgang zur Zeitzentrale«, murmelte sie.
Als Anaree sich der Tür näherte, glaubte sie, plötzlich die Orientierung zu verlieren. Das Gespinst gab Alarm. Ich messe eine stark verwirrend wirkende paranormale Ausstrahlung an.
Anaree wich zurück, und das Gefühl ließ nach.
Die Morgenschwester zeigte sich nicht von dem Feld beeindruckt. Sie sah sich kurz um, ging dann zu drei beschädigten Käfigtransmittern, die in diesem Museum ausgestellt wurden, und gab den Töchtern des Tagvolks ein Zeichen.
Wortlos machten sich Haphia, Imela und Basake an die Arbeit. Geschickt setzten sie Teile der funktionsunfähigen Geräte zusammen. Besonders Basake tat sich dabei hervor, aber auch die beiden anderen wussten genau, was sie zu tun hatten.
Anaree bezweifelte nicht, dass sie eigens für diese Aufgabe ausgebildet worden waren.
Kurz darauf leuchtete auf dem neu entstandenen Exemplar ein berührungssensibles Sensorfeld auf und zeigte die Zeichen, die auch über dem Eingang zu sehen waren.
Auf ein Zeichen der Morgenschwester traten die vier Frauen in den Transmitterkäfig. Anaree folgte ihnen. Die Göttin des Tagvolks berührte das Feld, und sie waren an einem anderen Ort.
*
Es war kalt in der fünfzig Meter hohen und weiten Kuppel der kreisrunden Zeitzentrale, kalt und hell. Ein umlaufendes Fenster mit Bleiglas-Ornamentik ließ viel Licht hinein, das einen prachtvollen Boden erhellte, der zwei konzentrische Kreise auf hellem Untergrund aufwies. Der äußere der beiden war besonders beeindruckend: In winzigen Darstellungen zeigte er Hunderte verschiedene Landschaften.
Dreihunderteinundzwanzig, präzisierte die Ortung des Gespinsts. Aber da ist noch etwas. Aus dem Boden dringt eine paranormale Resonanz.
»Stellt sie eine Gefahr dar?«
Im Augenblick nicht.
Anaree konzentrierte sich wieder auf die Morgenschwester, die über die Kreisdarstellungen ging und dann vor einer Einbuchtung im genauen Zentrum der Ringe stehen blieb. Sie bückte sich und holte wieder einen Sternsaphir hervor.
Diesmal den richtigen?, fragte sich Anaree.
Sie drückte ihn in die Vertiefung, die wie geschaffen für das Juwel zu sein schien.
Dann verdüsterte sich ihr Gesicht.
Holos entstanden. Sie zeigten im Zeitraffer, wie sich vom Horizont her ein verwaschenes Grau ausbreitete, alle anderen Farben ersetzte und schließlich die Immaterielle Stadt erreichte.
Es war das Grau, das die Daten als Todeszone bezeichneten und das mittlerweile schon tief in die Stadt eingedrungen war.
»Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich«, sagte die Morgenschwester.
Ihre Worte klingen hohl, dachte Anaree, als wolle sie sich selbst beruhigen.
»Eine Geistesmacht hat den Planeten unterworfen und will sich der Stadt bemächtigen«, fuhr die Göttin des Tagvolks fort. »Das Grau frisst sich in die Immaterielle Stadt. Die Ausstrahlung des Sternsaphirs wird es bis auf Weiteres bändigen. Wir haben den Auftrag der Kosmokraten erfüllt.« Sie wandte sich den Töchtern des Tagvolks zu. »Ihr wurdet für den richtigen Zeitpunkt geschult.«
»Ja, Herrin«, antworteten alle drei im Einklang.
»Ihr bleibt hier und erfüllt eure Aufgabe«, fuhr die Morgenschwester fort. »Das ist eure Bestimmung. Ich habe das Sternjuwel in die Schaltzentrale eingefügt, damit die Stadt nicht zu ihrem nächsten Ziel weiterreist, an dem der Splitter VATROX-VAMUS großen Schaden anrichten würde. Die Wirkung des Sternjuwels bändigt das Grau. Entfernt man es aus der verankerten Position, kann das Böse wieder vordringen. Die Stadt wird weiterreisen und das Böse mit sich nehmen.« Sie hielt kurz inne. »Ist euch eure Aufgabe klar?«, fragte sie dann.
»Ja, Herrin«, antwortete Haphia bereitwillig.
»Ich bin bei euch, und ihr seid bei mir. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Und vergesst nicht, er muss das Sternjuwel finden und den Projektor bekommen.«
Sie werden hier sterben!, dachte Anaree. Wieso nehmen
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