PR 2663 – Der Anker-Planet
liefen, etwas Großes lag in der Luft. Alles in Rhodan sehnte sich danach, dass die Zeit der erzwungenen Inaktivität endlich vorüberging.
Ramoz führte Übungsmanöver mit einer immer steigenden Anzahl von Sternraumern durch. Inzwischen manövrierte er 50.000 Schiffe gleichzeitig souverän inmitten eines Ausläufers des Kollaron-Viibads. Bislang war keine einzige Einheit beschädigt worden oder verloren gegangen.
Seit Tagen versuchte der Verzweifelte Widerstand, eine Spur der Weltengeißel ausfindig zu machen, um dieses Tötungsinstrument in QIN SHIS Diensten endgültig zu zerstören. Doch es ergab sich keine Spur, der sie mit Aussicht auf Erfolg folgen konnten.
Mit einem Mal schwebte der Überlebenstank des Iothonen Regius aus dem Antigravschacht in die Zentrale. Der Anführer des Widerstands überbrachte Informationen ganz anderer Art, deren Brisanz Rhodan sofort erkannte.
»Beim Shikaqin-Viibad hat es Kämpfe gegeben.« Zwei der Tentakel hoben sich, die geteilten Spitzen legten sich an die Innenseite der transparenten Haube der Kapsel, als wolle Regius sie aufstemmen. »Protektor Kaowen hat einen Aufstand der Dosanthi von Meloudil niedergeschlagen. Seitdem treffen immer weitere Flotteneinheiten dort ein. Kaowen zieht offenbar die in Chanda verbliebenen Einheiten zusammen.«
»Du überlegst, ob Ramoz die Flotte dort in die Schlacht werfen sollte? Ob wir einen verheerenden Schlag gegen QIN SHIS Macht führen könnten?«
Die Tentakel rutschten tiefer. »Das ist bei Weitem noch nicht alles. In einigen Raumern, die den Befehl erhielten, dorthin zu fliegen, konnten wir Spione unterbringen. Angehörige des Widerstands. Sie berichten alle dasselbe – in der Shikaqin-Anomalie gibt es eine abgeschwächte, aber deutlich spürbare Geistesmacht. Einen ... Abdruck von QIN SHI.«
Rhodan schloss die Augen. »Du glaubst, dort läge der Anker der Superintelligenz in dieser Galaxis?« Sie wussten inzwischen, dass QIN SHI einen materiellen Ankerpunkt benötigte, um sich in dieser Sterneninsel zu stabilisieren. Gewissermaßen einen Ort, der dem Geisteswesen ermöglichte, im Normalraum aufzutreten.
»Alles spricht dafür, dass der Planet im Zentrum der Anomalie dieser Anker ist. Wenn wir ihn zerstören, vertreiben wir QIN SHI endgültig aus Chanda.«
Perry Rhodan wechselte einen Blick mit Mondra.
Sie nickte.
»Worauf warten wir noch?«, fragte er.
5.
Im Shikaqin
Eines unserer Gesichter fehlt, und das ist so schmerzhaft, dass wir zerfallen. Wir ...
Ich klettere auf den Kristallberg und schaue, doch da ist nur das weite Nichts, der konturlose Himmel, der sich in der Ewigkeit verliert.
Ich fror so schrecklich im kalten Wasser, als ich starb. – Ich hörte eine Geschichte. – Und ich war traurig.
Shikaqin in seiner Gesamtheit fühlte, dass sich etwas zusammenbraute; etwas Böses.
Seine Einzelteile, die Splitter der getöteten Opfer, bekamen davon nichts mit. Wie auch? Sie waren blind und taub, wenn sie sich nicht zusammenballten und Gesichter formten. So tat es auch ihr Meister, ihr Urgrund und Ziel zugleich: der Herr der Gesichter.
Doch Shikaqin, der lebende Planet, wusste, dass eine Entscheidung nahte. Er empfing Gedanken und Pläne, er nahm Strahlungen wahr und die Schauer eines Sternjuwels, das keines war. Es fühlte sich verheißungsvoll an und gefährlich. Herrlich und schrecklich zugleich.
Mit einem Mund, groß wie ein Berg, schrie Shikaqin durch das Nichts seines Miniaturuniversums, doch niemand hörte es, und der Mund/Berg zerbrach und formte sich neu. Diesmal als Wange, knöchern und fahl. So war sie zum Schweigen verdammt.
Die Toten führten davon unberührt ihr Scheinleben weiter, und die Reste der Bewusstseine, die nicht sterben konnten, weinten:
Ich tanzte, als die Weltengeißel mich hinwegriss. – Ich kreuzte ihren Weg im All. – Und ich schwamm nackt in einem Fluss.
*
Protektor Kaowen begutachtete eine der Leichen, deren Todesursache noch immer nicht geklärt worden war.
Nicht nur die Medoroboter beschäftigten sich mit ihr, sondern auch einer der wenigen echten Mediker an Bord, ein heuschreckenartiger Tiradeur, der seinen Namen nie genannt hatte. Er nannte sich stets nur Arzt , ohne Artikel davor; eine Marotte, die Kaowen stillschweigend akzeptierte, weil Arzt seine Aufgaben gut erfüllte. Außerdem gab es Wichtigeres, als solchem Unsinn Zeit zu widmen, indem er sich damit beschäftigte.
»Sämtliche Untersuchungen offenbaren mir keinen Grund für das Sterben dieses Xylthen«,
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