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PR 2663 – Der Anker-Planet

PR 2663 – Der Anker-Planet

Titel: PR 2663 – Der Anker-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sagte Arzt. Als er sich über den Toten beugte, rieben Hornplatten mit schabendem Geräusch aufeinander. Dieser Laut hätte Kaowen den letzten Nerv geraubt, wenn er öfter mit Angehörigen dieses Volkes zusammen wäre. »Es gibt weder eine Krankheit noch Zellüberalterung – keine organische Ursache. Dieser Mann müsste noch leben.«
    »Du hast die Lösung dieses Problems schon beim Namen genannt«, sagte der Protektor. »Bist du zu dumm, um die Wahrheit zu begreifen, wenn sie dir direkt vor den Augen liegt? Es gibt keine organische Ursache, du hast es selbst gesagt – also ist der Grund für das Sterben anderswo zu suchen. Dieser Mann starb vor ...«
    Er suchte nach dem richtigen Wort. Vor Ehrfurcht? Erregung? Unterordnung? »Sein Geist kapitulierte vor der Präsenz eines höheren Wesens«, formulierte er es schließlich vorsichtig. »In der Zeit seiner Ohnmacht hat ihn etwas berührt.«
    Arzt rieb sein oberes Beinpaar aneinander; ein klapperndes Geräusch. »Du sprichst, als wüsstest du es genau, Protektor.«
    In der Tat war es so, aber er ließ sich nicht dazu herab, seine Erlebnisse mit dem Tiradeur zu teilen. Was Kaowen mit dem Hauch von QIN SHI erlebt hatte, ging niemanden etwas an.
    Der Xylthe warf dem starren Körper einen letzten Blick zu und verließ die untere Medostation der RADONJU, die auch als Leichenhalle diente. Von dort wurden die Toten je nach militärischem Rang dem Konverter zugeführt oder dem All übergeben.
    Kaum betrat er den Korridor, heulte Alarm durch das Schiff.
    Kaowen fluchte. Er hätte die Zentrale nicht verlassen dürfen! Nicht aus einem so nichtigen Grund! Nun gingen ihm wertvolle Augenblicke verloren, bis er den perfekten Überblick gewinnen konnte.
    Er sprang auf den internen Einpersonen-Minischweber, mit dem er zur Leichenhalle geflogen war. Darauf raste er los, den Korridor entlang. Er fädelte sich in einen Leitstrahl ein, wählte die höchstmögliche Geschwindigkeit und programmierte als Ziel die Zentrale.
    Unterwegs informierte er sich per Funk über die Ursache des Alarms, der inzwischen seit mehr als zehn Sekunden gellte. Zehn Sekunden, in denen er nicht in der Lage gewesen war, auf eine potenzielle Gefahr zu reagieren. Eine unverantwortlich lange Zeitspanne!
    Was er erfuhr, gefiel ihm gar nicht. Hunderte von Schiffen waren rings um das Shikaqin-Viibad materialisiert – ein wild zusammengewürfelter Verband von Einheiten der verschiedensten Gruppierungen aus Chanda.
    Kaowen wusste nicht, ob diese Information ihn beruhigen oder entsetzen sollte. Ein Zusammenschluss vieler Völker? Bislang war es nie zu einem geordneten Aufstand gekommen; nur die wenigsten Gruppierungen hatten sich dem organisierten Verzweifelten Widerstand angeschlossen.
    Handelte es sich bei dem aktuellen Aufmarsch also um eine spontane Verzweiflungsaktion? Oder verschob sich womöglich eine interne, unbedeutende Schlacht rein zufällig ausgerechnet an diesen Ort?
    In rasendem Tempo materialisierten immer neue Schiffe vor der Anomalie. Die Orter zählten inzwischen über tausend Raumer von über zwanzig kleinen Völkern.
    Selbst ein Kenner wie Kaowen hatte einige der Schiffstypen nie zuvor gesehen. Deren Kampfkraft dürfte zu vernachlässigen sein, aber die Erfahrung lehrte ihn, in Situationen wie dieser lieber mit dem Schlimmsten zu rechnen. Das Unbekannte barg große Gefahren.
    Der Schweber raste in einen breiten Antigravschacht, der üblicherweise dem Transport von Lasten diente. Darin schoss er vier Decks höher und schnellte, noch immer in automatischer Steuerung, in den Hauptkorridor.
    Ein Ingenieurstrupp, der gerade eine Reparatur an einer geöffneten Seitenwand durchführte, warf sich panisch zur Seite. Das flirrende Ende eines bloßgelegten Kabels baumelte in die Tiefe.
    Als Kaowen in der Zentrale vom Minischweber sprang, trieben bereits 2395 Raumer in der aufgewühlten Zone rund um die Shikaqin-Anomalie.
    Zu seiner Verblüffung entdeckte er in der Liste der Schiffstypen sogar Einheiten der Grazien von Tristerior, die sonst äußerst selten außerhalb ihres winzigen Sternenreiches gesichtet wurden. Das Kompaktorum, eine berüchtigte politische Vereinigung, die Kaowen schon lange hatte zerschlagen wollen, war mit mehr als 80 Schiffen vertreten.
    All das verblüffte ihn. Einen derartigen Aufmarsch hatte es noch nie gegeben. Rottete sich der Bodensatz zusammen und probte den Aufstand, nun, da QIN SHI die Galaxis verließ?
    »Bislang kein Angriff, Protektor«, informierte ihn der Ortungsoffizier,

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