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PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

Titel: PR 2667 – Der Diplomat von Maharani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ihrer Gebräuche und Sitten durchmachen müssen.
    So war es Teil seines schulischen Ethikunterrichts gewesen, einiges über die Posbi-Päpstin Martha II. zu erfahren, die über 130 Jahre vom zentralen Glaubensplaneten Vaticaneo aus Hunderte Milliarden Katholiken erreicht hatte und im 36. Konzil von Darbara die Öffnung der Kirche für schwule und lesbische Priesteranwärter bekannt gegeben hatte. Der Sturm der Entrüstung hatte damals, vor mehr als tausend Jahren, zu einem Schisma geführt.
    Joschannan kehrte in die Gegenwart zurück. Man hatte ihm einen Beobachterplatz auf der Balustrade zugestanden. Es war ihm nicht erlaubt, in Chourweydes' Befragung einzugreifen, und nicht nur das: Nun, da sich ernsthafte Diskussionen zwischen Faroz Khalai, seinen Kollegen und dem Sayporaner entspannen, legte sich auch noch ein schalldämpfendes Feld über die Teilnehmer.
    Man sperrte ihn aus. Informierte ihn mit spröden Worten über einen Holo-Ticker, worum es in den Gesprächen ging. Ließ ihn am ausgestreckten Arm verhungern!
    Chourweydes wirkte müde und schwach. Er sparte mit seinen Worten und in seiner Gestik, während der Dastur weitaus emotionaler sprach.
    Diesen Zweikampf der Worte zu beobachten, ohne auch nur einen Ton zu hören, wirkte auf Joschannan wie eine besondere Form des Schattenboxens. Der Respekt der beiden Männer füreinander war groß; weitaus größer als der, den Khalai ihm entgegenbrachte.
    Der Arzt zeigte dem Sayporaner Aufnahmen einer Himmelsbestattung. Geier, Adler, Raben und Falken fielen über einen Leichnam her, dessen fahle Haut angeritzt worden war, wohl einer weiteren Tradition folgend. Sie stürzten sich auf die Beute, wurden aber dann verjagt, und ein Priesterhelfer übernahm den Rest der Arbeit. Er zog einen Desintegrator hervor und zerstrahlte den Toten.
    Chourweydes neigte den Oberkörper leicht vornüber, während er das Ritual verfolgte. Er wirkte ... gierig. Seine Finger bewegten sich unruhig, er blinzelte mehrmals hintereinander. So lange, bis vom Toten nur noch ein winziges Häuflein Asche übrig blieb, das von einer Windbö davongeweht wurde.
    Wieder wurde gesprochen, wieder wurden Argumente ausgetauscht. Der Holo-Ticker vermeldete dazu: »Man ist sich nicht einig.«
    Die Argumente wurden hitziger. Immer mehr Priester sprangen auf, schüttelten die Fäuste, reckten die ausgestreckten Arme nach oben, murmelten wohl Gebete vor sich hin. Ein grobschlächtiger Mann zitterte vor Wut, sein Gesicht lief rot an, und es sah so aus, als wollte er sich jeden Augenblick auf Chourweydes stürzen.
    Doch es kam nicht dazu. Denn auf einmal sprangen alle anwesenden Zoroastrier auf, nahmen sich bei den Armen und begannen zu tanzen. Nach einem Rhythmus, der verrückt erschien. Mit kleinen, kurzen Schritten bewegten sich die Frauen und Männer, drehten sich im Kreis, lächelten, zeigten sich allesamt dem weltlichen Leben entrückt.
    Zehn Minuten dauerte das seltsame Schauspiel, und es wurde noch wundersamer, als sich Chourweydes den Tänzern anschloss. Seine Bewegungen ließen glauben, dass er sein Lebtag nichts anderes getan hatte, als sich mit den Parsen im Kreis zu drehen, als wäre er einer der Ihren.
    Das Schallfeld erlosch, die Anwesenden hielten abrupt inne. Sie starrten ihn an. Als wäre er ein Feind, ein Eindringling. Jemand, der ihre Welt voll Andacht und Entzücken und Hingabe störte.
    Chourweydes löste sich aus der Masse der Zoroastrier und kam auf ihn zu.
    »Der Dastur und ich sind zu einer Übereinkunft gekommen«, sagte er und lächelte. »Es sieht so aus, als hätten wir die Chance auf eine Auffrischung.«
     
    *
     
    Die nächste rituelle Himmelsbestattung fand am 1. März 1470 NGZ statt. Faroz Khalai war in seinen Funktionen als Dastur und Arzt bestens mit Sterbekliniken auf Maharani vernetzt, und nachdem ein 207-jähriger Glaubensgenosse seinen letzten Atemzug getan hatte, wurde dessen Leichnam so rasch wie möglich zum Turm des Schweigens in Goyn gebracht.
    »Ich möchte dich und deine Leute gern begleiten«, sagte Arun Joschannan. »Ich möchte das Zeremoniell miterleben.«
    »Auf keinen Fall!«, sagte der Sayporaner bestimmt. »Du kannst uns bis zum Turm begleiten, aber ich möchte nicht, dass du anwesend bist. Weder du noch einer deiner Berater oder Xenopsychologen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ihr es nicht versteht. Weil ihr nicht erfassen könnt, was geschehen wird.«
    »Die Zoroastrier aber schon?«
    »Sie sind uns ein klein wenig ähnlicher als du. Sie ahnen, worum es uns

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