PR 2667 – Der Diplomat von Maharani
ist.«
Er ging davon und ließ sich von zwei starr geradeaus blickenden Wächtern in die Zange nehmen, die ihn zum Ausgang des Raums führten.
Er blieb nochmals stehen, die Wächter zögerten. »Wir werden unser Abkommen einhalten und den Jugendlichen helfen, solange wir leben. Das verspreche ich dir.«
»Danke!« Joschannans Verwirrung steigerte sich immer weiter. Was sollte er bloß von den Sayporanern halten? Sie gaben sich einerseits freundlich und kooperativ und weideten andererseits tote Wesen aus. Sie verhielten sich in vielerlei Beziehung anders, als er es erwartet hatte. In gewisser Weise waren sie ihm trotz ihres menschenähnlichen Aussehens fremder als ein Matten-Willy oder ein Gataser.
*
Arun Joschannan ließ die Arbeit Arbeit sein. Ein Gleiter brachte ihn an die Peripherie Goyns, in einen Bezirk, dem man den Wohlstand seiner Bewohner anmerkte. Ausgedehnte Parkanlagen wurden von künstlich angelegten Seen und Teichen unterbrochen.
Unweit dieses Ortes lag das größte Cricket-Trainingszentrum des Planeten. Ab und zu drangen Schreie zu ihm herüber – meist, wenn einer der Trainer besonders laut wurde und seine Schützlinge anfeuerte. Ab und zu erklang ein Knall; dann, wenn ein Batsman den Ball voll traf und dieser weit übers Feld flog.
Ein siebentägiger Test gegen ein anderes Städteteam stand bevor, erinnerte sich Joschannan, der wiederum Teil einer ganzen Serie war. Über sieben oder acht Wochen würde sich alles um die Heroen dieses uralten Sports drehen, ungeachtet der Gefahren, die im Himmel über ihnen lauerten.
Invasoren brauchten bloß abwarten, bis der Test beginnt. Dann hängt jedermann vor den Trivid-Schirmen, und niemand würde sich für sie auch nur interessieren. Noch besser für sie wäre allerdings, wenn sie die Teepause um fünf Uhr abwarteten.
Joschannan schlenderte umher. Beobachtete Kinder, die umhertollten, meist beäugt von Robot-Nannys oder gar von terranischstämmigem Dienstpersonal. Einige junge Mädchen ritten laut kichernd auf ihren Flugscheiben. Hin und wieder steckten sie die Köpfe zusammen.
Jungen im selben Alter buhlten um ihre Aufmerksamkeit, indem sie waghalsige Manöver mit ihren eigenen Geräten vollführten, die ganz gewiss nicht den herkömmlichen Sicherheitsstandards entsprachen. Sie standen breitbeinig auf den Scheiben, hielten sich an den Lenksäulen fest, lenkten sie in atemberaubender Geschwindigkeit zwischen jahrhundertealte Bäume, um bald darauf zurückgebraust zu kommen und so abrupt abzubremsen, dass die Luftpolster, die sie vor sich herschoben, sorgfältig gepflegte Grasflächen zerstörten und zentimetertiefe Furchen ins Erdreich pflügten.
Die Jugend kam Joschannan wilder und ungebändigter vor, als sie es zu seiner Zeit gewesen war. Gewiss war es früher ganz anders gewesen. Friedlicher und ruhiger.
»Gefällt es dir hier?«, fragte er Gashwa Perkat, die den gewohnten Abstand zu ihm einhielt.
»Ja«, antwortete die Frau einsilbig.
»Könntest du dir vorstellen, hier zu leben?«
»Nein.«
»Und warum nicht?«
»Es würde mir rasch langweilig werden.«
Ach ja. Oxtorner waren heimatverbunden. Trotz all der Gefahren, die ihre Welt bot. Feindliche Flora, feindliche Fauna, extreme Umweltbedingungen – dies alles machte den Kolonialterranern nichts aus. Sie hatten sich an die Verhältnisse angepasst.
Je länger er umherschlenderte, desto mehr lockerten sich die vielen Knoten in seinem Kopf. Probleme, die er gewälzt hatte, verloren irgendwann ihre Bedeutung. Es war ihm einerlei, dass er ein wichtiges Abendessen versäumte, und auch die überaus dringende Einladung eines plejadischen Stahlmagnaten, der Geld wie Heu besaß, verlor ihre Wichtigkeit. Ruhe breitete sich in ihm aus. Gelassenheit.
Das Krakeelen der Kinder war mit einem Mal die weitaus schönere Melodie als die Übersetzungslawinen von Translatoren. Das hysterische Gelächter der Mädchen war ihm lieber als das irgendwelcher politischer Gegner, die ihm Honig ums Maul schmierten. Das Balzgehabe der Burschen erschien ihm ehrlicher als die taktischen Manöver, die er im Galaktikum miterleben musste.
Er verließ den Schutz der Bäume. Die schwache, spätwinterliche Sonne warf lange Schatten. Ein Turm, etwa hundert Meter hoch, an dessen Seiten mehrere weit ausladende und kreisrunde Plattformen klebten, war das einzige Ziel, das es sich lohnte anzuvisieren.
Er war schon öfter an diesem Ort gewesen, er kannte das Gebäude. Es nannte sich Turm des Schweigens. Über seiner
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