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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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biologisches Lebewesen?«
    Neuntau lag auf einer Medopritsche, den Kopf auf ein Prallfeld gestützt, das sich seinen Bedürfnissen perfekt anpasste. Er ließ eiskalte Luft hindurchströmen, wie Alaska auf einer Anzeige bemerkte. »Der Konstrukteur hat nie über seine Herkunft oder seinen Werdegang mit mir gesprochen.«
    »Aber du hast für sehr lange Zeit mit ihm zusammengearbeitet. Das eine oder andere musst du doch ... aufgeschnappt haben.« Oder herausgefunden, weil du ein kluges Wesen bist.
    »Was nichts daran ändert, dass mir solche Hintergründe stets unverständlich geblieben sind. Sholoubwa hat immer über sein vergangenes Leben geschwiegen. In dieser Hinsicht gab er sich zugeknöpft.«
    Saedelaere wusste nicht, wie er diese Behauptung einschätzen sollte. Momentan blieb ihm allerdings nichts anderes übrig, als sie zu akzeptieren. »Hast du noch einmal über den Namen Samburi Yura nachgedacht? Es ist mir sehr wichtig, sie zu finden.«
    »Das erkenne ich an der Art, wie du über sie sprichst.« Neuntau hustete und schaute nachdenklich auf die Stelle an seinem bloßgelegten Arm, an der Schmidt die Gewebeprobe entnommen hatte. Er kratzte darüber mit der lapidaren Bemerkung: »Es juckt mich.«
    Der winzige Schnitt klaffte daraufhin weit auseinander, ein Stück der Haut löste sich ab und wellte sich wie feuchtes Papier. Die Wunde wirkte völlig trocken.
    »Soll ich die Medikerin rufen?«, fragte Blitzer, der bislang schweigend neben der Pritsche gestanden hatte. Kopf und Schultern hingen ein wenig tiefer herab, als es Saedelaere bisher beobachtet hatte.
    »Was könnte sie ändern, Bruder? Glaubst du wirklich, sie vermag auch nur zu verstehen, wie du und ich gebaut worden sind? Wie sollte sie uns also reparieren können?«
    »Nicht gebaut«, verbesserte Eroin Blitzer, »sondern erschaffen.«
    »Erschaffen«, wiederholte Neuntau nachdenklich. Dabei wanderte der Blick seiner traurigen, großen Augen wieder zu dem klaffenden Riss in seinem Arm. Er blutete nicht, noch sonderte er irgendeine vergleichbare Flüssigkeit ab. »Wenn das so ist, möchte ich meinen Schöpfer sehen und ihm das hier zeigen.«
    Nach diesen Worten setzte sich Neuntau auf und nestelte an seinem rechten Schuh. Es knirschte, als er ihn abstreifte. Drei Zehen fielen heraus und landeten auf der Pritsche. Sie waren unversehrt wie die Bauteile eines Kinderspielzeugs. Die Bruchstellen, an denen sie sich vom Körper gelöst hatten, glänzten wie glatte Spiegelflächen.
    Neuntau legte sich wortlos zurück. Dabei bewegte sich zwar das Bein, aber der Fuß wirkte wie ein totes Anhängsel, starr und steif.
    Danach erstarrte der Zwergandroide und reagierte länger als eine Minute gar nicht auf die hastige Annäherung der Medikerin, die das Debakel offenbar dank ihrer Facettenaugen erspäht hatte. Sie überschüttete Neuntau mit Fragen, doch der hielt die Augen geschlossen und rührte sich nicht, als wäre er ins Koma gefallen.
    Stattdessen wandte sich schließlich Eroin Blitzer der Insektoidin zu und bot ihr einige Antworten aus seiner Sicht an. Die beiden zogen sich daraufhin in den hinteren Teil des Raumes zurück, wo sich Borstel zu ihnen gesellte.
    Saedelaere sah ihnen nachdenklich hinterher. Bestimmt gab es niemanden, der momentan wertvollere Informationen geben konnte als ein anderer Zwergandroide. Er bezweifelte dennoch, dass dies Neuntau zu helfen vermochte.
    »Samburi Yura«, sagte Neuntau unvermittelt. Seine Lippen bewegten sich dabei fast gar nicht. Die Stimme klang jedoch wach und vollkommen klar. »Du hast mich nach ihr gefragt, Alraska. Ich kenne sie nicht und kann dir in dieser Hinsicht nicht weiterhelfen. Damit wirst du dich abfinden müssen.«
    Der Terraner nickte. Alles andere hätte ihn überrascht. »Wieso nennst du mich Alraska?«, fragte er.
    »Das ist dein Name.«
    »Ich heiße Alaska. Ohne r.«
    »Eroin Blitzer sieht das nicht so.«
    »Glaubst du nicht, dass ich es besser weiß als er?«
    »Er ist ein Zwergandroide«, lautete die kryptische Antwort. »So wie ich.«
    »Aber ...« Saedelaere unterbrach sich selbst. Es hatte keinen Zweck, und es gab wesentlich Wichtigeres, als diese Diskussion fortzusetzen. An Blitzers leicht falsche Aussprache seines Namens hatte er sich längst gewöhnt. Was schadete es, wenn Neuntau sie aus irgendwelchen Gründen imitierte?
    »Aber ... was?«
    »Ich stelle mir die Frage, warum du unbedingt zu Sholoubwa vordringen willst.«
    »Ich sehe zwar den Zusammenhang mit unserem Gespräch nicht, aber darauf

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